Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es darf auch mal Champagner sein

Es darf auch mal Champagner sein

Titel: Es darf auch mal Champagner sein
Autoren: Erma Bombeck
Vom Netzwerk:
gebadet, gefüttert, beraten, bestraft, herumkommandiert und geliebt worden bin und man jedem meiner Wünsche zuvorgekommen ist, habe ich so sehnsüchtig auf den Tag gewartet, an dem ich selber die Befehlsgewalt habe. Jetzt habe ich sie. Warum also bin ich so traurig?«
    Du badest und trocknest den Körper, der dich einst beherbergt hat. Du fütterst den Mund, dessen Kuss einmal Heile-Heile-Segen für alle Wunden und Schrammen bedeutet hat. Du kämmst das Haar, dessen Locken man dir im Scherz ins Gesicht geschüttelt hat, um dich zum Lachen zu bringen. Du ziehst eine warme Decke über die Beine, auf denen du früher Hoppe-Hoppe-Reiter gespielt hast.
    Jetzt hält deine Mutter so oft ein Schläfchen, wie sie es dir früher vorschrieb. Du begleitest sie auf die Toilette und wartest dort, bis du sie wieder ins Bett bringen kannst. Zu Silvester hast du bereits einen Babysitter für sie engagiert. Nie hast du dir vorstellen können, dass es einmal so werden würde.
    Und wenn du eines Tages mit deiner Tochter in deren Wagen fährst und sie muss plötzlich scharf bremsen, streckt sie instinktiv schützend den Arm aus, damit du nicht gegen die Windschutzscheibe fällst.
    Mein Gott. So bald schon?

Umtausch
    Etwas ins Geschäft zurücktragen und es ändern lassen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Es kommt gleich nach dem Einholen von drei Kostenvoranschlägen für die Reparatur einer eingedellten Autotür.
    Nicht dass die Verkäuferinnen einem Schwierigkeiten machten - es ist nur so zeitraubend!
    Zu Weihnachten bekam ich eine Schachtel, in der lagen eine Bluse, eine Jacke und eine Hose, und ich war riesig geschmeichelt, dass ich für meinen Mann noch immer das Mädchen mit Größe 36 war.
    »Die Hose hat Audrey Hepburns Namenszug auf der Gesäßtasche«, sagte er stolz.
    Ich wog schon bei meiner Geburt mehr, als Audrey Hepburn jemals wog.
    »Vielleicht könntest du sie gegen ein Modell mit längerem Namen und größerer Tasche umtauschen«, schlug er vor.
    Am Tag nach Weihnachten probierte ich die Bluse. Die Ärmel fesselten meine Arme auf beiden Seiten des Körpers wie ein Schraubstock. Die Wolljacke würde ich zeit meines Lebens nicht zukriegen.
    Zwei Tage nach Weihnachten musste das Geschäft Sonderschalter einrichten, um den Umtauschwünschen gerecht zu werden. Ich sah mir den Hosenanzug noch einmal genauer an.
    »O Audrey«, flüsterte ich vor dem Ankleidespiegel, »was hättest du eigentlich angesichts eines solchen Engpasses getan?«
    Wenn ich nicht mehr frühstückte, 36 Stunden kein Glas Wasser trank, den oberen Haken offen ließ, den Reißverschluss mit einer Sicherheitsnadel daran hinderte, aufzugehen, die Hosenbeine hochkrempelte und einen Kasack darüber anzog, würde ich es schaffen. Ich hängte die Sachen in den Schrank und setzte mich vor den Fernseher.
    Vier Tage nach Weihnachten fragte mein Mann, ob ich den Hosenanzug schon umgetauscht hätte. Ich sah mir die Bluse noch einmal an. Wenn ich ein Jahr lang Armkreisen übte, die Ärmel hochkrempelte, die zwei unteren Knöpfe offen ließ und weder Hände noch Schultern dazu benutzte, Türen aufzustoßen, Telefonhörer abzuheben oder Kaffee zu trinken - dann würde ich sie tragen können - mit einem Mantel darüber. Ich hängte sie in den Schrank.
    Vor ein paar Tagen stieß ich auf die Schachtel mit der weihnachtlichen Wolljacke. Erst wollte ich sie umtauschen gehen, doch dann prüfte ich sie nochmals genau. Ach, zum Kuckuck, wenn ich mir das Ding lose um die Schultern hängte, die Ärmel unter dem Kinn verknotete und dabei atemlos keuchte, als käme ich gerade vom Tennisplatz, dann würde es mir passen wie angegossen. Ich nahm die Jacke aus der Schachtel, warf die Preisschilder und Kassenbelege weg und betrachtete mir meinen dreiteiligen Sportanzug, in den selbst eine Barbie-Puppe nicht ohne Korsett hineingepasst hätte.
    Verrückt? Vielleicht! Andererseits vergeht kein Tag, an dem ich dieses Trio nicht anschaue und einen Weisen zitiere, der einmal gesagt haben soll: »Manche Leute sehen die Dinge, wie sie sind, und fragen: Warum? Ich aber träume von Dingen, die niemals waren, und frage mich: Warum nicht?«

Zweitaussteuer
    Neulich erwähnte ich in einer Fernsehshow, dass ich seit zweiunddreißig Jahren verheiratet bin. Da erhoben sich die Zuschauer von den Sitzen und klatschten mir Beifall. Es war ein so stürmischer Applaus, wie er sonst nur Fernsehstars oder einem von großer Fahrt heimkehrenden Schlachtschiff zuteil wird.
    Es war rührend. Wirklich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher