Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
Unter ihm tauchen Städte auf und bleiben weit zurück – Städte mit rollenden Bürgersteigen, die die Passanten die Straßen entlang befördern; dann wieder Landschaften, die mit ihren unzähligen elektrischen Leitungen einem Spinnennetz gleichen.
    In einer knappen halben Stunde setzt das Lufttaxi Francis Benett auf seiner Fabrik am Niagara ab. Den Strom, der dort aus den Wasserfällen gewonnen wird, verkauft oder vermietet Benett an die Verbraucher. Sobald er seinen Besuch beendet hat, fliegt er über Philadelphia, New York und Boston nach Centropolis zurück. Um fünf Uhr etwa ist er wieder ›daheim‹.
    Im Vorraum des
Earth Herald
wartet eine große Menge auf die Rückkehr von Francis Benett. Es sind diesmal Vertreter, denen er jeden Tag eine Audienz gewährt. Es befinden sich darunter Erfinder, die sich um Kapital bewerben möchten, Vermittler mit allerlei Vorschlägen, alles hervorragende Geschäfte – wenn man sie darüber reden hört … Unter den vielen Projekten muß nun die Wahl getroffen werden; die schlechten müssen abgelehnt, die zweifelhaften untersucht, die guten angenommen werden.
    Innert kürzester Zeit hat Francis Benett all die Leute hinausgewiesen, die bloß nutzlose oder undurchführbare Ideen vorbrachten. Da kommt doch tatsächlich der eine und will die Malerei wiederaufleben lassen, die vergessene Kunst, die im Laufe der Zeit derart in Verruf geriet, daß der
Angelus
von Millet schließlich noch ganze fünfzehn Franken erzielte. Das konnte natürlich nur geschehen, weil die Farbenphotographie ihren Siegeszug gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts antrat. Erfunden hat sie der Japaner Aruziswa-Riochi-Nichome-Sanjukamboz-Kio-Baski-Ku, dessen Name dadurch allen Leuten geläufig geworden ist. Ein anderer Besucher will doch tatsächlich den Bioogen-Bazillus gefunden haben, der den Menschen unsterblich machen soll, sobald der sagenhafte Bazillus in den Organismus eingespritzt wird … Wieder ein anderer, ein Chemiker, hat ein neues Element, das Nihilium, entdeckt, von dem das Gramm bloß drei Millionen Dollar kosten soll … Und schließlich der Arzt, der kühn behauptet, er habe ein todsicheres Rezept gegen Schnupfen …
    All diese Phantasten werden natürlich prompt vor die Tür gesetzt. Einige wenige aber werden besser empfangen, vorerst ein junger Mann, dessen hohe Stirn überragende Intelligenz verrät.
    »Herr Benett«, beginnt er, »früher gab es fünfundsiebzig Elemente, heute ist diese Anzahl auf drei beschränkt. Das wissen Sie doch, nicht wahr?«
    »Klar!«
    »Gut also, Herr Benett. Und ich bin drauf und dran, diese drei auf ein einziges Element zurückzuführen. Ich brauche nur etwas Geld, und in ein paar Wochen ist der Erfolg da.«
    »Und was weiter?«
    »Was weiter? Ich werde ganz einfach das Absolute erforscht und gefunden haben.«
    »Ja, aber die Folge dieser Entdeckung?«
    »Die Folge wird die simple Herstellungsmöglichkeit sämtlicher Stoffe sein: Stein, Holz, Metall, Kunststoff …«
    »Wollen Sie damit behaupten, Sie könnten auch ein menschliches Wesen herstellen? …«
    »Fix und fertig, sogar … Es wird ihm bloß die Seele fehlen!«
    »Bloß!« meint dazu ironisch Francis Benett. Doch er weist dem jungen Mann einen Platz in der wissenschaftlichen Abteilung der Redaktion an.
    Ein zweiter Erfinder hat seine Forschertätigkeit auf alte, aus dem 19. Jahrhundert stammende Erfahrungen gestützt, die seither immer wieder auftauchten, nämlich die Idee, eine ganze Stadt durch einen riesigen Wohnblock zu ersetzen. Es handelt sich um die Stadt Saaf, die fünfzehn Meilen vom Meer entfernt liegt und die nun in einen Badeort verwandelt werden soll, indem sie auf Schienen bis zur Küste transportiert wird. Daraus würde sich ein enormer Mehrwert für den schon bebauten und noch zu bebauenden Boden ergeben.
    Francis Benett ist von diesem Projekt bestrickt. Er ist bereit, sich mit fünfzig Prozent daran zu beteiligen.
    »Sie wissen ja, Herr Benett«, meldet sich ein dritter, »daß es uns dank unseren Akkumulatoren und Transformern gelungen ist, die Jahreszeiten auszugleichen. Nun, ich behaupte, daß ich noch mehr erreichen kann: Warum verwandeln wir nicht einen Teil der gewonnenen Energie in Wärme und leiten dann diese Wärme in die Polarregionen, wo sie das Eis schmelzen …«
    »Lassen Sie mir Ihre Pläne da«, beschließt Francis Benett, »und kommen Sie in acht Tagen wieder!«
    Und dann kommt der vierte Wissenschaftler mit der Nachricht, daß eines der größten Probleme, das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher