Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen
Autoren: Michel Verne
Vom Netzwerk:
sieht immer noch aus wie eine Mumie, gelb, steinhart, ausgetrocknet … Beim Beklopfen gibt es einen Ton, als klopfe man auf Holz … Er wird der Hitze ausgesetzt … der Elektrizität … Nichts! … Er wird hypnotisiert … suggeriert … Nichts scheint diesen ultrastarren Zustand verändern zu können …
    »Und, wie steht’s, Dr. Sam?« fragt Francis Benett gespannt.
    Der Arzt beugt sich über den leblosen Körper, untersucht ihn mit lebhafter Aufmerksamkeit … Er verabreicht ihm mit einer hypodermischen Nadel eine Spritze. Was er spritzt, ist das auch heute noch vielgebrauchte berühmte Elixier Brown-Séquard … Die Mumie ist und bleibt eine Mumie.
    »Nun ja«, gibt Sam endlich bedauernd zur Antwort, »ich fürchte, der Winterschlaf war zu lang …«
    »Aha!«
    » … und Nathaniel Faithburn ist tot!«
    »Tot?«
    »So tot, wie eine Leiche nur sein kann!«
    »Seit wann, meinen Sie, ist er …?«
    »Seit wann? … Aber natürlich seit genau hundert Jahren, das heißt, seit er die dumme Idee hatte, sich im Interesse der Wissenschaft einfrieren zu lassen! …«
    »Na also«, meint Francis Benett dazu, »da hätten wir ja einmal eine Methode, die der Vervollkommnung bedarf!«
    »Vervollkommnung dürfte das Wort dafür sein«, grinst Dr. Sam. Und die
Wissenschaftliche Kommission für Menschlichen Winterschlaf
zieht mit ihrem unheimlichen Paket kopfhängend ab.
     
    Francis Benett sucht in Begleitung von Dr. Sam seine Privaträume auf. Da er sehr müde aussieht – kein Wunder, nach einem dermaßen ausgefüllten Tag! –, rät ihm sein Arzt, vor dem Zubettgehen ein Bad zu nehmen.
    »Recht haben Sie, Doktor, das wird mich beruhigen …«
    »Ganz bestimmt, Herr Benett, und falls Sie das wünschen, werde ich draußen gleich Bescheid …«
    »Nicht nötig, lieber Doktor. Hier im Hotel steht immer ein Bad bereit. Ich brauche dazu nicht einmal mein Zimmer zu verlassen. Sehen Sie mal her: ich drücke jetzt auf diesen Knopf – die Badewanne hat sich schon in Bewegung gesetzt und wird gleich erscheinen … das Wasser wird genau siebenunddreißig Grad warm sein!«
    Francis Benett hat auf den Knopf gedrückt. Ein dumpfes Rollen ist zu vernehmen, wird stärker, deutlicher … dann geht eine der Türen auf – die Badewanne rollt auf Rädern über fast unsichtbare Schienen herein …
    Du lieber Himmel! Dr. Sam hält rasch die Hände vor die Augen. Verschämte kleine Schreie sind aus der Wanne zu hören …
    Frau Benett liegt darin. Sie ist vor einer halben Stunde mit der transozeanischen Untergrund im Hotel eingetroffen …
    Tags darauf – es war der 26. Juli 2889 – begann Direktor Francis Benett vom
Earth Herald
sein neues Tagewerk mit einem Gang durch die zwanzig Kilometer seiner Arbeitsräume. Am Abend ergab sich nach einer Kontrolle der Rechenautomaten eine Tageseinnahme von zweihundertfünfzigtausend Dollar – fünfzigtausend mehr als am Tage vorher.
    Ein einträglicher Beruf, der Beruf des Journalisten im neunundzwanzigsten Jahrhundert!
Michel Verne
Der ewige Adam

 
    Der Zartog Sofr-Aï-Sr – will heißen: Doktor, dritter männlicher Vertreter der hundertsten Generation des Geschlechts der Sofr – ging mit langsamen Schritten die Hauptstraße von Basidra, der Hauptstadt des Hars-Iten-Schu, entlang, früher
Reich der vier Meere
genannt. Und tatsächlich wurde dieses riesige Land von vier Meeren begrenzt: durch die Tubelone oder auch das Nordmeer, die Ehone oder das Südmeer, die Spone oder Ostmeer und die Merone oder Westmeer. Das Land selber wies recht unregelmäßige Umrisse auf, und seine äußersten Punkte reichten vom vierten östlichen Längengrad zum zweiundsechzigsten westlichen, vom vierundfünfzigsten nördlichen Breitengrad bis zum fünfundfünfzigsten südlichen. Was nun die Ausdehnung seiner Meere angeht, so ließ sich ihre Größe nur annähernd schätzen, da sie alle ineinanderflossen. Ein Seefahrer, der also von irgendeinem Ufer des Landes ausfuhr, immer geradeaus, mußte zwangsweise schließlich am gegenüberliegenden Ufer landen. Denn auf der ganzen Erdkugel gab es kein anderes Land als dieses Hars-Iten-Schu.
    Sofr ging – wir sagten es schon – langsamen Schrittes; denn erstens war es sehr heiß: eben begann die brennendheiße Jahreszeit, und auf Basidra – das am Ufer des Spone-Schu oder Ostmeeres lag, weniger als zwanzig Grade nördlich des Äquators – fiel ein Katarakt glühender Sonnenstrahlen von dem im Zenith stehenden Gestirn.
    Doch noch mehr als Müdigkeit und Hitze verlangsamte das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher