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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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also. Nein, das verhieß nichts Gutes.
    Wenn Louis nicht für die Zukunft der Pygmäen kämpfte, dann kämpfte er für die Tiere des Waldes. Jedes einzelne Dorf rings um den Dschungel der Pygmäen brachte unaufhörlich junge Bantus mit Gewehren hervor, denen täglich Dutzende Mandrills und Antilopen zum Opfer fielen.
    Obwohl das Verhältnis zwischen diesen Jägern und Louis stets ein wenig angespannt war, scheute er sich jetzt nicht, eine Mitfahrgelegenheit auf einem ihrer Motorräder durch denBusch anzunehmen. Drei Kilometer auf schmalen Pfaden zum Dorf der Baka in nur sechs Minuten: Wer konnte da Nein sagen, wenn die Zeit knapp war?
    Als die ersten Lehmhütten auftauchten, wusste Louis bereits, was geschehen war, denn ihm kamen nur kleine Kinder und hungrig bellende Hunde entgegen.
    Louis fand den Pygmäenhäuptling auf einem Lager aus Palmblättern, umhüllt von schwerem Alkoholdunst. Rings um den halb bewusstlosen Mulungo lagen die leeren Whiskeytüten, die man auf der anderen Seite des Flusses bekam. Das Trinkgelage hatte zweifellos die ganze Nacht gedauert, und der Stille nach zu urteilen, hatten so gut wie alle Einwohner des Dorfs daran teilgenommen.
    Er steckte den Kopf in die überfüllten Hütten und sah nur wenige Erwachsene, die überhaupt in der Verfassung waren, ihm träge zuzunicken.
    So macht man sich Völker gefügig, dachte er.
    Dann ging er zurück zu der muffig riechenden Häuptlingshütte und schüttelte Mulungo unsanft. Der zuckte leicht zusammen, und ein schuldbewusstes Lächeln gab den Blick auf nadelspitze Zähne frei. Aber so leicht war Louis nicht zu versöhnen.
    Vorwurfsvoll deutete er auf die leeren Whiskeytüten.
    »Wofür habt ihr Geld bekommen, Mulungo?«
    Der Häuptling der Baka hob fragend den Kopf. Das Wort »wofür« war hier draußen im Busch nicht besonders verbreitet.
    »Mbomo hat euch doch Geld gegeben. Wie viel hat er euch zugesteckt?«
    »Zehntausend Francs«, kam prompt die Antwort. Exakte Summen – besonders in dieser Größenordnung – waren hingegen etwas, wofür sich die Baka durchaus interessierten.
    Louis nickte. Mbomo, dieser Idiot, warum tat er das?
    »Zehntausend also«, sagte er. »Und wie oft kriegt ihr die?«
    Mulungo zuckte die Achseln. Was war schon Zeit im Denken und Leben der Baka.
    »Wie ich sehe, habt ihr die neue Saat noch nicht ausgebracht. Warum nicht? Das war doch abgesprochen.«
    »Das Geld ist nicht gekommen, Louis, das weißt du doch.«
    »Wie bitte? Ich habe die Überweisungsbelege doch mit eigenen Augen gesehen. Die Zahlung wurde vor über einem Monat angewiesen.«
    Was war denn da los? Stimmten bereits zum dritten Mal die Belege nicht mit den tatsächlichen Geldflüssen überein?
    Louis hob den Kopf. Hinter dem Sirren der Zikaden vernahm er plötzlich ein Geräusch. Ein Motorrad, wenn er sich nicht täuschte.
    Vielleicht war Mbomo ja schon unterwegs? Vielleicht kam er, um ihm eine Erklärung für diese Sauerei zu liefern. Na, da war er mal gespannt.
    Er sah sich nach allen Seiten um. Nein, völlig klar, hier stimmte etwas nicht. Aber das würden sie rasch wieder in Ordnung bringen. Louis jedenfalls fürchtete Mbomo nicht, auch wenn der mindestens einen Kopf größer war und Arme hatte wie ein Gorilla. Wenn die Baka nicht auf seine Fragen reagierten, dann musste Mbomo sich äußern: Was trieb er hier? Wohin war das Geld verschwunden? Warum hatten sie noch nicht mit der Aussaat begonnen? Und wer war dieser weiße Mann, der ihn begleitet hatte?
    Mit diesen Fragen würde er Mbomo konfrontieren, noch ehe dieser vom Motorrad abgestiegen war, und deshalb stellte er sich mitten auf den Platz und wartete, während sich die Staubwolke über dem Buschland langsam den Hütten näherte. Und falls Mbomo tatsächlich Gelder unterschlagen hatte, die den Baka zustanden und die ihre Existenz hier im Wald sichern sollten, würde er ihm mit Feuer und Hölle drohen – oder ihn ins Kondengui-Gefängnis bringen.
    Kondengui – allein der Name stand für Angst und Schrecken.
    Dann plötzlich übertönte Motorenlärm den Zikadengesang, und eine Kawasaki knatterte laut hupend auf den Platz. Louisstach sofort die schwere Kiste auf dem Gepäckträger ins Auge. Binnen weniger Sekunden regte sich in den Hütten ringsum Leben. Schlaftrunkene Gesichter erschienen in jeder Türöffnung, ein paar der Männer sprangen heraus, angelockt offenbar von dem schwappenden Geräusch, das aus der Kiste drang.
    Mbomo drückte den Männern die Whiskeytüten in die Hände und warf Louis
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