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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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zwar schon Fotos von ihm gesehen, aber nur solche, auf denen er neben den kleinen Baka stand, und neben denen wirkten alle erwachsenen Nicht-Pygmäen wie Riesen. Doch auch in der Realität ragte dieser Mann wie ein Fels aus der Menschenmenge heraus. In dieser absurden Situation – Männer, die um einen Koffer kämpfen, um sich ein bisschen Geld für eine Mahlzeit zu verdienen – vermittelte Mbomo tatsächlich ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
    »Sie werden im Aurelia Palace wohnen«, sagte Mbomo,nachdem das Taxi die fluchenden Träger und zwei aufdringliche Schmuckverkäufer abgehängt hatte. »Morgen früh nehmen Sie an einem Treffen im Ministerium teil. Ich hole Sie um neun Uhr ab. Anders als Douala ist Jaunde eine ziemlich sichere Stadt, aber man weiß nie.« Ein lautloses Lachen ließ seinen Oberkörper erbeben.
    Die glühende Sonne senkte sich schon über die Baumwipfel. Einheimische liefen in Gruppen am Straßenrand, etliche von ihnen hielten Macheten in ihren müden Händen. William Stark nahm das mit einiger Beunruhigung wahr.
    Überfüllte Minitaxen, schnelle Geländewagen, verschrammte Pritschenwagen und ramponierte, schwer beladene Lastwagen mit kaputten Scheinwerfern – sie alle überholten sich unablässig gegenseitig mit waghalsigen Manövern. Dass ein Großteil des Schrotts, der links und rechts am Straßenrand lag, den Fahrzeugen zum Verwechseln ähnelte, erstaunte Stark nicht.
    Er fühlte sich sehr weit weg von zu Hause.
    Nachdem er vorsichtig sein Essen gewählt hatte, nahm William Stark in einer Ecke der Lounge Platz. Ein Sessel und ein Sofa, dessen Bezug lebhaft an die Siebziger erinnerte, luden zum Sitzen ein. Auf dem Couchtisch standen bereits zwei stark beschlagene Gläser Bier.
    »Ja, ich bestelle immer gleich zwei auf einmal, wenn ich hier unten bin«, erklärte ihm sein korpulenter Sitznachbar auf Englisch. »Das Bier ist so dünn, dass es aus den Poren sickert, kaum dass man es runtergespült hat.« Er lachte.
    Auf William Starks Halskette mit den beiden kleinen geschwärzten Masken-Anhängern deutend, meinte er: »Ich sehe, Sie sind gerade erst in Afrika angekommen und am Flugplatz gleich ein paar Schmuckhändlern auf den Leim gegangen.«
    »Ja und nein.« Stark griff nach dem Schmuck. »Ich bin gerade angekommen, das stimmt, doch die Kette habe ich nicht hier gekauft. Aber Sie haben recht, sie ist afrikanisch. Ich habesie in Kampala erstanden, wir hatten dort auch mal ein Projekt, das ich inspizieren musste.«
    »Ah, Kampala, ja, eine der interessanteren Städte Ugandas.« Er sah William an und erhob sein Glas. Seinem Diplomatenkoffer nach zu urteilen, war der Fremde ebenfalls dienstlich unterwegs.
    Stark nahm seine Aktenmappe aus der Ledertasche und legte sie auf den Tisch. Er musste sich jetzt auf seinen Auftrag konzentrieren. Schließlich ging es um den Verbleib von fünfzig Millionen für das Baka-Projekt. Etliche Papiere mussten durchgesehen und eine Reihe von Fragen vorbereitet werden. Er öffnete die Mappe und legte die Unterlagen in drei Stapeln auf den Tisch. Einen mit den Rechnungen, einen mit den Projektbeschreibungen und einen mit diversem Schriftverkehr, Nachrichten und E-Mails. Auch den Zettel mit Louis Fons SMS hatte er mitgenommen.
    »Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich hier arbeite«, sagte er auf Englisch zu seinem Sitznachbarn. »Oben in meinem Zimmer gibt es nämlich keinen Schreibtisch.«
    Der Mann nickte freundlich.
    »Dänemark?«, fragte er und deutete auf den Briefkopf mit dem Logo des Außenministeriums.
    »Ja. Und Sie?«
    »Stockholm.« Er streckte Stark die Hand hin und wechselte ins Schwedische. Sie stellten sich kurz vor.
    »Zum ersten Mal in Kamerun?«
    Stark nickte.
    »Na, dann mal herzlich willkommen«, sagte der Stockholmer und schob sein zweites Glas Bier zu Stark hinüber. »Eines müssen Sie wissen: An die Verhältnisse hier in Kamerun gewöhnt man sich nie ganz. Zum Wohl!«
    Sie hoben die Gläser, und der Schwede leerte seins in einem Zug. Mit erhobener Hand signalisierte er dem Kellner sofort, dass er Nachschub wollte. Verbeamtete Alkoholiker waren eineSpezies, die in den warmen Ländern gut gedieh, das wusste Stark. Er hatte genug Mitarbeiter gesehen, die sie entsandt hatten und die in ziemlich übler Verfassung zurückgekommen waren.
    »Na, Sie halten mich jetzt womöglich für einen Alkoholiker, aber das bin ich nicht«, sagte der Schwede, als könnte er Starks Gedanken lesen. »Ich tue nur so.«
    Diskret deutete er zu einer
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