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Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)

Titel: Erwartung: Der Marco-Effekt Der fünfte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q (German Edition)
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Punkten vom regulären Prozedere abgewichen wurde. Stark war sofort hellhörig geworden: Man hatte sich bis vor Kurzem tatsächlich damit begnügt, einem Geschäftsmann in Jaunde Geld zu überweisen, das der dann vor Ort zu verteilen hatte. Und das in einem Land, das zu den korruptesten der Welt gehörte.
    William Stark war Beamter aus Überzeugung, wenn auch mit einigen Verfehlungen im Lebenslauf. Doch die Entwicklungen der letzten Tage ließen ihn seinen Chef mit sehr wachen Augen beobachten.
    Hatte René E. Eriksen jemals zuvor ein so großes persönliches Engagement gezeigt? Wann hatte er eigentlich zuletzt eine Reise angetreten, um höchstselbst in Augenschein zu nehmen, wie sich ein Projekt vor Ort entwickelte? Das war Ewigkeiten her.
    Doch dann durchfuhr es Stark: Konnte nicht auch gerade Eriksens plötzliches Engagement der Beweis dafür sein, dass alles korrekt lief, aber eben einer sorgfältigen Kontrolle bedurfte? Stark seufzte. Das eine war genauso möglich wie das andere. Und er wusste nur zu gut, was da alles aufgewühlt werden konnte … Nein, das durfte nicht geschehen. Schon zu seiner eigenen Sicherheit.
    »Hey, Stark, was sitzen Sie hier und brüten?«, hörte er unerwartet eine Stimme hinter sich.
    Es lag Monate zurück, dass sich sein Vorgesetzter in seinem Büro hatte blicken lassen. Stark sah René Eriksen erstaunt an. Er wurde nicht wirklich schlau aus dessen seltsam freundlichem Gesichtsausdruck.
    »Ich habe gerade mit unseren Kontaktpersonen in Jaunde gesprochen, und denen geht es wie Ihnen«, sagte Eriksen. »Irgendetwas stimmt da nicht, sagen die. Sie liegen also mit Ihren Annahmen ganz richtig. Die Leute da unten halten es für durchaus denkbar, dass sich Louis Fon mit einem Teil des Geldes abgesetzt hat. Deshalb bitten sie darum, dass jemand hier aus dem Ministerium runterfliegt und vor Ort sämtliche Zahlungsflüsse im Rahmen des Projekts überprüft, und zwar von Anfang an. Natürlich wollen die Leute dort so rasch wie möglich vom Vorwurf der Veruntreuung entlastet werden.«
    »Ich?« William Stark glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Hatte Eriksen tatsächlich die Absicht, ihn nach Afrika zu schicken? Das war nicht gerade eine Entwicklung nach seinem Geschmack. »Was vermutet man denn: Wie viel könnte Louis Fon abgezweigt haben? Wissen Sie das?«
    Eriksen schüttelte den Kopf. »Nein, das weiß im Moment niemand. Aber Fon verfügt für den aktuellen Abrechnungszeitraum über zirka zwei Millionen Euro. Vielleicht ist er ja auch nur auf Einkaufstour, und alles ist okay. Vielleicht hat er herausgefunden, dass anderswo Saatgut und Pflanzen billiger oder von besserer Qualität angeboten werden als dort, wo er sonst immer kauft. Aber wir müssen die Angelegenheit unter allen Umständen klären.«
    »Hm.« William Stark nickte. »Allerdings fürchte ich, dass ich von dieser Aufgabe Abstand nehmen muss.«
    Eriksens Lächeln verschwand. »Aha? Und mit welcher Begründung, wenn ich fragen darf?«
    »Das Kind meiner Freundin liegt im Krankenhaus.«
    »Aha? Und weiter?«
    »Wissen Sie, ich unterstütze sie beide, so gut ich kann. Sie leben bei mir.«
    Eriksen nickte. »Dass Sie als Erstes daran denken, ist sehr sympathisch, William. Aber wir sprechen über zwei, drei Tage, da werden Sie doch wohl eine Lösung finden, oder? Wir habenIhren Gabelflug über Brüssel bereits gebucht. Das ist Teil Ihrer Arbeit. Sie fliegen nach Douala, der Flug nach Jaunde war leider schon ausgebucht. Deshalb holt Mbomo Sie dort am Flughafen ab, und Sie fahren mit dem Auto weiter in die Hauptstadt, das sind dann noch mal ein paar Stunden Fahrtzeit.«
    William Stark sah seine Stieftochter in ihrem Krankenhausbett vor sich. Das Arrangement passte ihm überhaupt nicht.
    »Muss ich das übernehmen, weil ich Louis Fons SMS empfangen habe?«
    »Nein, William. Sie übernehmen das, weil Sie unser bester Mitarbeiter sind.«

    ***
    Mbomo Ziem ging der Ruf eines äußerst zupackenden Mannes voraus. Vor dem Douala International Airport stellte er das gleich unter Beweis, als sechs oder sieben zudringliche Männer nach William Starks Koffer griffen und sich lauthals als Gepäckträger anboten. »Taxi wartet, komm, komm!«, riefen sie und zerrten an seinem Gepäck.
    Mit finsterem Blick gelang es Mbomo binnen Sekunden, sie wegzuscheuchen. Er ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er es notfalls mit ihnen allen gleichzeitig aufnehmen würde, um für seinen Chef ein paar Francs zu sparen.
    Er war groß, dieser Mbomo. Stark hatte
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