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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
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durch einen total hemmungslosen Traum mit Marcus in der männlichen Hauptrolle gekommen. (Und zwar in jeder Hinsicht. Haha.)
    ZWEIUNDZWANZIGSTER
    Heute habe ich wieder Ärger gekriegt. Aber diesmal habe ich gar nichts gemacht. Eigentlich.
    Die Lautsprecherdurchsage kam in der ersten Stunde. »Mr Ricardo, könnten sie Jess Darling bitte ins Beratungszimmer schicken?«
    Immer so diskret, die Schulverwaltung.
    Obwohl Marcus und ich uns seit dem Showdown am Spind nicht mehr unterhalten hatten, warf ich ihm beim Aufstehen instinktiv einen Blick zu. Er zuckte die Achseln. Ich schaute Sara an. Sie grinste. Irgendwas lief hier.
    In den elf Monaten seit unserer letzten kleinen Unterhaltung hatte Brandi die hochgesprayten Haare zu einer Heavy-Metal-Mähne wachsen lassen. So Bon Jovi, Slippery-When-Wet-Tour, 1987 . Sie war übernatürlich aufgeräumt wie immer.
    »Deine Lehrer und deine Mitschüler machen sich ein wenig Sorgen um dich, Jess«, legte sie los.
    Ich schnaubte. »Meine Mitschüler?«
    Ich wusste Bescheid. Dahinter konnte nur Sara stecken. Sie hatte vorhin so zufrieden gegrinst, sie musste einfach was damit zu tun haben.
    »Genau!«, sprudelte Brandi. »Anscheinend hat man dich mit (ähem) zweifelhaften Subjekten sprechen sehen.«
    Das war nicht fair. Es gab bloß ein (ähem) zweifelhaftes Subjekt, nicht mehrere. Und mit dem hatte ich in letzter Zeit nicht gesprochen. Aber das zeigt nur, wie wenig die Schuloberen an der PHS mitkriegen.
    »Sie meinen Marcus Flutie.«
    »Genau! Marcus Flutie!«
    Ich schwieg.
    »Weißt du, Jess, du bist doch ein Vorbild für die jüngeren Schüler«, sagte Brandi.
    Ausgerechnet ich. Das lächerlichste Vorbild aller Zeiten. Hatten die aus meinen Leitartikeln nichts über mich gelernt?
    »Und die Schulleitung macht sich natürlich Sorgen, wenn eine so gute Schülerin sich in schlechte Gesellschaft begibt.«
    Marcus Flutie. Schlechte Gesellschaft im Alleingang. Was für ein Hohn – und dabei hatte er überhaupt nichts angestellt, seit er wieder an der Schule war. Egal – für sie war er immer noch Krispy Kreme, auch wenn er sich total geändert hatte. Jedenfalls was die Drogen anging.
    »Setzen deine neuen Freunde dich unter Druck, solche Sachen in deinen Leitartikeln zu schreiben?«
    Ich fiel fast vom Stuhl. Die Schulleitung las meine Artikel also doch. Aber sie glaubten nicht, dass sie von mir kamen, sondern dass ich Marcus Fluties Sprachrohr war. Dass die Themen meiner Leitartikel ihm am Herzen lagen, nicht mir.
    Das war zu viel.
    Ich wusste, ich hätte mich aus der Sache genauso herauswinden können wie bei meinem letzten Besuch hier. Aber ich dachte mir, wenn ich meine Meinung sagte, würde ich bestimmt mehr Staub aufwirbeln. Wenn Brandi mich nach meiner Einstellung beurteilen wollte, bitte schön.
    »Haben meine Noten sich verschlechtert?«
    »Nun, anscheinend nicht. Nein.«
    »Bin ich immer noch Jahrgangsbeste?
    »Ähm, offenbar ja. Ja.«
    »Hat Miss Haviland ein Problem mit meinen Artikeln?«
    »Nun, eigentlich nicht …«
    »Dann gibt es auch kein Problem«, sagte ich. So hatte ichnoch nie mit Autoritäten gesprochen. »Und ich muss sagen, ich finde es nicht in Ordnung, aus dem Unterricht zitiert zu werden, nur um zu hören, mit wem ich sprechen darf und mit wem nicht.«
    Ich schnappte mir meine Bücher und ging.
    Ich war zu wütend, um meine Rebellion zu genießen. Was ist Pineville High doch für ein Heuchlerverein. Da werde ich in die Sprechstunde zitiert, bloß weil ich mit Marcus Flutie gesprochen habe. Meine Güte, wenn die Schulleitung rauskriegen würde, dass die Jahrgangsbeste mit den Kapitänen der Football-, Baseball- und Basketballmannschaft gepoppt hat, würden sie wahrscheinlich eine Love-Parade organisieren.
    Oder eher eine Fuck-Parade. Ha.
    Aber die Besprechung war doch keine reine Zeitverschwendung. Sie machte mir klar, dass Marcus wieder in mein Leben gehört. Alles, was die Schulleitung der PHS nicht gutheißen konnte, musste gut für mich sein. Als ich Marcus heute Nacht anrief, sagte ich ihm genau das.
    »Freut mich, dass du so denkst, Jessica«, sagte er.
    Unglücklicherweise besucht er über die Feiertage seinen Bruder in Maine. Also kann er erst nächstes Jahr wieder in mein Leben treten. Im Grunde ist nächste Woche schon nächstes Jahr. Bloß noch zehn Tage. Aber »erst nächstes Jahr« klingt dramatischer. Traumatischer. So wie die Tatsache, dass Hope und Marcus am selben Tag wieder in Pineville eintreffen und dass ich nicht genau weiß, wen von
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