Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
Vom Netzwerk:
echt total notgeil.«
    »Das macht es nicht besser.«
    »Stimmt. Deshalb werde ich mit den beiden auch nie wieder ein Wort wechseln.«
    Dann wedelte sie wild mit Händen herum, als ob sie diesen Gesprächsteil wegwischen wollte. »Aber genug davon und zurück zu dem hier«, sagte sie und hielt den Brief hoch. »Ich kann nur sagen, du hast echt großes Glück, meine Liebe.«
    »Ehrlich?«
    »Jetzt weiß ich auch, wie Marcus so viele ins Bett kriegt«, sagte sie. »Der weiß irgendwie, wie man um eine Frau wirbt.«
    Wirbt? Ich drehte langsam durch.
    »Kann ich ihn jetzt mal lesen?!«
    Bridget rollte sich zusammen und fing hysterisch an zu kichern. »Aber klar«, sagte sie. »Aber deine ganze Theorie mit bloß gute Freunde und so, die kannst du danach vergessen.«
    Genau so war es. Denn dies hatte Marcus’ Origami-Mund zu sagen:
    FALL
    Wir
    sind Adam und Eva
    geboren aus dem Chaos
    namens Schöpfung
    Rippenstöße
    machten dich lebendig
    doch du vergisst
    ein Teil von mir
    wird immer in dir sein
    ja
    ich reizte und lockte
    dich
    mit meiner verbotenen Frucht
    macht das auch
    mich
    zur Schlange?
    Glaub was du willst
    doch muss ich allein
    ins Exil
    dann weiß ich, wir sind
    eines Tages wieder vereint
    nackt
    ohne Scham
    im Paradies
    Mein Dank gilt dir
    denn du teilst meine
    Sünde
    ELFTER
    Das ganze Wochenende hatte ich nichts als dieses Gedicht im Kopf. Und den Fast-Kuss. Und was das eine mit dem anderen zu tun hatte.
    Ich muss die Verse mindestens eine Milliarde Mal gelesen haben. Und jedes Mal lief mir hinterher der Schweiß unterm T-Shirt über den Leib. Es war einfach zu viel, jedes Mal. Sinnesüberreizung.
    dann weiß ich, wir sind / eines Tages wieder vereint / nackt / ohne Scham / im Paradies
    Was kann das schon anderes heißen als das, was ich denke?
    Zuerst versuchte ich es ganz lässig abzutun. Das Gedicht hatte er geschrieben, als er den Namen Krispy Kreme noch verdiente, bevor er mich richtig kannte. Jetzt waren wir beide andere Menschen. Freunde. Er hatte bei unserer ersten Unterhaltung im Cadillac selbst gesagt, es wäre wohl besser, dass ich den Brief nicht gelesen hatte.
    Aber je öfter ich das Gedicht lese, desto verstörender wird es. Weil es mich an meinen Flirt mit Cal am Großen Tag erinnert. Cal hatte mich – wenn auch nur kurzzeitig – überzeugt, dass es zwischen uns eine Verbindung gab, auch wenn er sie bloß hergestellt hatte, um zum Stich zu kommen. Und wenn meine Telefonfreundschaft mit Marcus nun genau so eine Nummer war? Bloß Teil zwei des raffinierten Plans, aus mir den nächsten Donut zu machen?
    Wenn wir uns weiter unterhalten wollten, durfte kein Zweifel darüber bestehen, dass unsere Telefonfreundschaft nicht zum Sex führte. Keine weiteren Lippenbisse. Gar nichts. Marcus machte es mir natürlich nicht leicht, ihm das zu sagen. Ich musste vor der ersten Stunde ein paar Minuten an meinem Spind rumlungern, bis er mit Mia zu Ende gefummelt hatte.
    Mia. Ob sie was vom Lippenbiss wusste? Zählte das schon als Betrügen?
    Als die Spucke langsam trocknete, ging ich auf ihn zu. Er lehnte an dem Spind, gegen den er gerade noch Mia gedrückt hatte. War bestimmt noch warm von ihren Körpern.
    »Ich hab dein Gedicht gelesen«, krächzte ich. »›Fall‹.«
    Und dann passierte, womit ich niemals gerechnet hätte: Marcus Flutie war von meinen Worten geschockt.
    »Echt?«, fragte er. »Ich dachte, das hast du verloren!«
    »Aber jemand anderes hat es wiedergefunden. Was fällt dir ein, so was zu schreiben – wir wären eines Tages nackt ohne Scham im Paradies ?«
    Er machte den Mund nicht auf.
    »Ich weiß genau, was das bedeuten soll. Wofür hältst du mich eigentlich?«
    Er machte den Mund nicht auf.
    »Niemals werden wir nackt ohne Scham im Paradies sein.«
    Er machte den Mund nicht auf.
    »NIEMALS werden wir Sex haben«, flüsterte ich, obwohl ich eindeutig schon genug gesagt hatte.
    Er machte den Mund nicht auf. Den Mund, mit dem er meinen gebissen hatte.
    »Und dieses Lippenbeißen von neulich, das werde ich einfach vergessen«, sagte ich.
    Er sah mir direkt in die Augen. Hätte er sich ganz auf meine Pupillen konzentriert, hätte er sein eigenes grinsendes Gesicht darin gespiegelt gesehen.
    »Das kannst du nicht, und wenn du es noch so sehr versuchst«, sagte er, bevor er wegging.
    Er hat Recht. Und ich weiß nicht, ob ich ihn dafür hasse oder liebe.
    ZWÖLFTER
    Ich muss dauernd an Sex denken.
    Genauer gesagt, dass alle Schüler der Pineville High außer mir schon Sex hatten. Also,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher