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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
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warten können? Bis nach meinem Geburtstag?
    Ich habe meinen Eltern gesagt, sie sollten bloß keine überraschende Süße-sechzehn-Party für mich organisieren.Schon beim Gedanken an Cremetorten und rosa Krepppapier könnte ich kotzen. Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht den kleinsten Schimmer habe, wen ich einladen sollte, weil ich schließlich alle meine anderen Freundinnen hasse. Ich weiß, meine Eltern finden mein Benehmen lächerlich. Aber wenn der einzige Mensch, den ich an dem Tag sehen möchte, nicht da sein kann, dann bleibe ich lieber allein zu Hause. Und brüte. Oder schlafe.
    Außerdem war ich nie süß. Vielleicht nicht ganz nie, aber jedenfalls nicht mehr seit meinem dritten Lebensjahr. Da verdunkelte sich mein babyblondes Haar nämlich auf einmal – und mit ihm meine Einstellung. (Darum nennt mein Vater mich auch »Anti«, das kommt von Jessica Anti-Darling.) Wenn sich irgendwer mit mir unterhalten wollte, habe ich immer LANG-WEI-LIG gerufen und bin weggerannt. Das habe ich mir wahrscheinlich bei meiner älteren Schwester Bethany abgeguckt, die zu der Zeit vierzehn war, stundenlang vorm Spiegel stand, mit den Augen rollte und genervte Blicke übte, um ihren Weltekel zu demonstrieren. Der Unterschied zwischen Bethany und mir ist natürlich, dass ich dafür nie zu üben brauchte.
    FÜNFTER
    Als Kind habe ich immer sehr gern mit den »Drei Engel für Charlie«-Puppen gespielt, die ich von Bethany geerbt hatte. Ich meine natürlich die Original-Engel: Sabrina, Kelly, Jill – und von mir aus auch noch Kris. (Von Tanya Roberts oder Shelley Hack gab es nie Puppen.) Sie hatten alle ein dunkelblaues Halstuch und passende Lackstiefel, aber ihre Trainingsanzüge hatten verschiedene Farben: Sabrinas war rot,Kellys gelb, Jills weiß und Kris’ grün. Ich fand sie so was von cool, obwohl alle, die ich kannte, mit Barbie und ihren Freunden spielten.
    Damals wollte ich vor allem wie meine hübsche und beliebte ältere Schwester sein; ich war jung, dumm und leicht zu beeinflussen. Ich schwärmte für alles, wofür sie schwärmte. Ich fand alles cool, was sie cool fand. Meine Bethany-Verehrung war zwar Gott sei Dank nur von kurzer Dauer, doch ihr popkultureller Einfluss ist ungebrochen. Und der sorgt dafür, dass ich mich eigenartig wenig für jegliche Form von Unterhaltung interessiere, die auf meine Generation (Generation Y? Generation iPod? Generation Was?) zugeschnitten ist, sondern nur für Anachronistisches.
    Die Ironie ist mir nicht entgangen.
    Als ich den Engeln eines Tages die Haare bürstete, um sie für ihr nächstes männermordendes Abenteuer zu stylen, fiel mir auf, dass Sabrina keine Wimpern hatte. Die anderen Engel hatten aufgemalte Wimpern, aber Sabrina nicht. Erst dachte ich, es sei ein Produktionsfehler – ich hätte eine nur halb bemalte Puppe erwischt. Aber dann fragte ich Bethany, ob die Sabrinas ihrer Freundinnen Wimpern hatten, und sie glaubte nicht. Ich versuchte zu verstehen, wieso Sabrina keine aufgemalten Wimpern verdient hatte – aber ich kam nicht drauf.
    Bis gestern Abend. Ich habe auf TVLand im Internet eine alte Folge gesehen, in der Kelly und Jill als Nutten in Hotpants verdeckt – oder eher entblößt – ermitteln, während Sabrina – im Rollkragenpulli, ohne Scheiß – sich mit Bosley den Kopf über die entscheidenden Hinweise zur Lösung des Falles zerbricht. Plötzlich war sonnenklar, wieso sie keine Wimpern hatte: Sie war der Engel mit Hirn. Wieder ein Beispiel dafür, dass man als Mädchen nur eins sein konnte:hübsch oder klug. Einmal dürft ihr raten, was ich bin. Und ihr werdet noch sehen, was es mir gebracht hat.
    Über genau solche Sachen übrigens haben Hope und ich uns meist unterhalten. Aber ich werde hier nicht unsere Gespräche wiederkäuen. Enthüllungen gibt es nur, wenn sie nötig sind. Ansonsten: Zutritt verboten. Privateigentum.
    Ich weiß, es ist höchst eigenartig, dass ich nicht sofort alles über jemanden ausbreite, der mir so viel bedeutet. Aber genau darum tue ich es eben nicht. Wenn man zu viel über was Wichtiges redet, klingt es am Ende immer viel trivialer, als es wirklich ist. Worte machen Müll draus. Außerdem klingen meine Unterhaltungen mit Hope wie Farsi oder sonst eine Fremdsprache. Für alle, die diese Sprache nicht sprechen, hört es sich bloß wie Blabla an. Könntet ihr eine wörtliche Abschrift unseres letzten Gesprächs lesen, würdet ihr daraus schließen, dass Hope und ich Vollidiotinnen sind.
    Ich wollte am liebsten
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