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Erste Male

Erste Male

Titel: Erste Male
Autoren: Megan McCafferty
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psycho?«
    Ja, wieso? Wieso war ich total psycho? Ich wusste es eigentlich besser.
    »Das mit Marcus und mir ist irgendwie seltsam«, sagte ich. »Seit dem letzten Schuljahr ist zwischen uns so eine … so eine Energie .«
    »Erotische Energie.«
    »Bridget! Hör auf!«
    »Ich versuche dir doch bloß zu helfen«, sagte sie und drehte ihren Pferdeschwanz um den Finger. »Was denn sonst für eine Energie?«
    »Weiß ich auch nicht«, sagte ich. »Nachdem wir uns letztes Jahr gegenseitig bemerkt hatten, ist er auf einmal überall aufgetaucht. Ständig war er in meiner Nähe und hat für Ärger gesorgt.«
    Tief in Gedanken versunken steckte sie den Pferdeschwanz einen Moment in den Mund.
    »Ich glaube, dieses Lippenbeißen soll mich bloß wieder verwirren. Das gehört alles zu seinem Spiel.«
    Bridget lutschte weiter an ihren Haarspitzen. Ich wollte ihr mehr über Marcus erzählen. Mehr als nötig. Bloß damit es wahr wurde, damit ich es rauslassen konnte.
    »Einmal hat er mir einen Brief in die Hosentasche gesteckt«, sagte ich. »Den hatte er ganz kompliziert gefaltet, wie einen Origami-Mund. Aber ich habe ihn verloren, bevor ich ihn lesen konnte. Und als ich ihn danach gefragt habe, wollte er mir nicht sagen, was drinstand …«
    Bridget ließ ihren Pferdeschwanz los.
    » Wie war der gefaltet?«
    »So, dass man ihn auf- und zuklappen konnte, wie einen Mund oder so.«
    »Du machst Witze, oder?«
    »Äh, nein.« Ich kapierte nicht, wieso Bridget sich so mitder Form der Botschaft aufhielt, wo man sich doch über eine Milliarde andere Sachen den Kopf zerbrechen musste.
    Sie hüpfte vom Bett, sprang zu ihrer Kommode und zog die oberste Schublade auf. Dann nahm sie eine Kiste mit Herzchen und Engelchen drauf heraus. Sie legte erst ein paar andere Zettel zur Seite, dann hielt sie … den eben erwähnten Origami-Mund hoch.
    Beinahe hätte ich auf Bridgets Tagesdecke gepinkelt.
    »Ist das der Brief?«
    Ich ließ mich nach hinten auf ihr Bett fallen und knallte mit dem Schädel gegen das Kopfteil. Sie wertete das als Ja.
    Bridget setzte sich neben mich und wippte auf dem Bett wie auf einem Trampolin. »Ich glaub das nicht!«, quiekte sie. »Ich fasse es nicht, dass der für dich ist! Und dass er von Marcus kommt! Ich dachte irgendwie schon, ich würde es nie, nie mehr rauskriegen!«
    Ich kam langsam wieder zu mir. »Und wo hast du ihn überhaupt her?«
    »Ich hab ihn letztes Frühjahr auf dem Fußboden der Umkleide gefunden.«
    In der Umkleide! Er war mir aus der Tasche gefallen, als ich mich zum Sport umzog! Das hätte ich mir denken können!
    »Ich habe ihn bloß behalten, weil ich irgendwie noch nie so was Erotisches gelesen habe.«
    »Erotisch?«
    »Erotisch.«
    »Echt?«
    »Echt. Besser als alles, was Burke mir in vier Jahren geschrieben hat. Ich hab mir gewünscht, er wäre an mich«, seufzte sie und drückte ihr Spitzenkissen an die Brust. »Darum habe ich ihn auch aufbewahrt. Als Beweis dafür, dass esTypen gibt, für die sexy mehr bedeutet, als auf dem nassen Fleck zu schlafen, damit ich es nicht muss.«
    Hä?
    »Auf dem nassen Fleck? Wie bitte? Aber du und Burke, ihr habt doch …«
    Bridget ließ das Kissen fallen.
    »Ach, Jess«, sagte sie leicht herablassend.
    »Was, Ach, Jess ?«
    »Ich dachte, wenigstens du hättest das durchschaut.«
    »Was durchschaut?«, fragte ich. Das hier gefiel mir gar nicht.
    »Ich habe doch nie behauptet, dass ich noch Jungfrau bin«, hauchte sie.
    Da wurde mir klar, dass Bridget vielleicht doch noch eine Schauspielkarriere bevorstand.
    »Mit Burke habe ich schon in der Neunten geschlafen. Es sollte sich für Manda, Sara und Hy bloß irgendwie so anhören, als ob ich noch Jungfrau bin. Damit sie mir mit dem Vergewaltigungsquatsch vom Hals bleiben.«
    »Aber du hast doch gesagt …«
    »Ich glaube, ich habe gesagt: ›Wer sagt denn, dass Burke und ich Sex haben?‹, und daraus sollte man irgendwie schließen, dass wir keinen haben«, erklärte sie. »Und zu dem Zeitpunkt hatten wir auch schon keinen mehr, also war es nicht mal gelogen.«
    Was habe ich gesagt? Bridget lügt nicht. Kann sie einfach nicht.
    »Und wieso hattet ihr keinen mehr?«
    »Ich hatte einfach keine Lust mehr«, antwortete sie.
    »Warum nicht?«
    Sie brauchte eine Sekunde, um die richtige Antwort zu finden.
    »Es war irgendwie nichts Neues mehr. Als ich nach L. A. flog, war ich im Grunde schon eine wiedergeborene Jungfrau. Eigentlich kann ich Burke gar keinen Vorwurf machen, dass er mit Manda gepoppt hat. Er war
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