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Erst ich ein Stück /Benni u. d. Buchstabenm.

Titel: Erst ich ein Stück /Benni u. d. Buchstabenm.
Autoren: P Schröder
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aus, die er in sein Heft schrieb. Es war sehr praktisch, mit jemandem befreundet zu sein, der gut im Lesen war. Notfalls konnte der einem nämlich vorsagen. Außerdem war Herr Zwickel nie so streng mit Benni, wenn Jannik neben ihm saß.
    Manchmal glaubte Benni, dass das Lesenkönnen irgendwie ein bisschen auf das Nichtlesenkönnen abfärbte.

    „Aber Zwicki sagt selber doch auch gemeine Sachen“, wandte Line ein. Sie hing Benni dicht auf den Fersen und kletterte schnurstracks hinter ihm her bis zur obersten Stange des Klettergerüsts.
    „Tut er nicht“, widersprach Benni und blickte finster über den Schulhof.
    Herr Zwickel machte das nämlich viel geschickter. Nie kam ein wirklich gemeines Wort über seine Lippen. Und trotzdem stand man vor ihm immer da, als ob man nur eine Unterhose anhätte.
    Benni ballte die Fäuste. Er hätte heulen können vor Wut, wenn er nur an die Deutschstunde dachte.
    „Wir müssen zusammenhalten“, sagte Line. „Wenn wir zusammenhalten, sind wir stark.“

    „Quatsch“, sagte Benni.
    Er war stark mit Jannik,
    aber nicht mit Line.
    Und Herr Zwickel saß sowieso immer
    am längeren Hebel.
    Da konnte man machen, was man wollte.
     
    Und außerdem hatten sie jetzt Mathe. Zum Glück unterrichtete dieses Fach Frau Lehman. Die war sehr jung und sehr nett. Sie mochte Kinder gern und hatte viel Spaß daran, ihnen etwas beizubringen. „Kann ich heute neben dir sitzen?“, fragte Line.
     
    „Wieso?“, fragte Benni zurück.
    „Nur so“, sagte Line.
    „Lieber nicht“, meinte Benni.
     
    Hastig kletterte er auf die zweithöchste Ebene des Klettergerüsts. Er breitete die Arme aus und sprang in hohem Bogen hinunter. Als er am Boden aufkam, berührten die Spitzen seiner Turnschuhe die Steinkante. Benni hatte die Sandfläche, auf dem die Spielgerüste standen, nahezu komplett überflogen.

    Line johlte und klatschte begeistert Beifall, aber Benni achtete nicht auf sie, sondern raste wie ein geölter Blitz auf das Schulgebäude zu. Er drückte die Tür auf, huschte den Gang entlang und schlüpfte in den Klassenraum.
    Frau Lehmann warr schon da. Sie stand hinter dem Lehrertisch und sortierte Aufgabenzettel. „Hallo, Benni“, sagte sie und strahlte ihn an. „Ist das nicht ein toller Tag heute? So viel Sonnenschein hatten wir schon lange nicht mehr.“
    Benni nickte, „Jannik ist immer noch nicht da“, sagte er.
    „Windpocken sind leider sehr ansteckend“, erwiderte Frau Lehmann. Sie hatte kurze rote Haare, blitzblaue Augen und bunte Perlenketten um den Hals. „Je nachdem, wie schlimm es ist, kann er eine ganze Woche nicht am Unterricht teilnehmen“, setzte sie hinzu.
    „Ich fürchte, er wird eine Menge versäumen.“
    „Hm“, machte, Benni. Unschlüssig trat er von einem Bein aufs andere.
    „Hattest du die Windpocken eigentlich schon?“, fragte Frau Lehmann.
    Benni nickte.
    „Dann Könntest du ihm ja die Hausaufgaben vorbeibringen.“
    „Ja, veilleicht“, sagte Benni.

    „Und dazu noch die Notizen, die du dir im Unter-richt machst“, fuhr die Mathelehrerin eifrig fort. Sie tätschelte ihm die Schulter. „Gut, dass du so früh aus der Pause gekommen bist“, sagte sie. „Sonst hätten wir das nicht besprechen können.“
    Aber wir haben doch gar nichts besprochen, wollte Benni einwenden. Stattdessen guckte er Frau Lehmann nur stumm an. War es möglich, dass plötzlich alle Lehrer die gleichen Tricks beherrschten? Und dass sie einen auf einmal alle nur mit Unterhose dastehen ließen?
     
     
    Benni wollte es nicht glauben.
    Schnell drehte er sich um
    und lief zu seinem Platz.
    Er öffnete den Ranzen
    und zerrte die Mathesachen heraus.
    „Bist du jetzt sauer?“,
    fragte Frau Lehmann.
    „Ja“, sagte Benni.

    „Das tut mir leid“, erwiderte die Mathelehrerin. „Ich wollte dich damit nicht überfahren. Es ging mir nur
um eine schnelle Regelung. Und darum, Jannik zu helfen. Aber wenn es dir zu viel ist, frage ich jemand anderen“, fügte sie lächelnd hinzu. „Das ist überhaupt kein Problem.“
    Benni schluckte. Er war Janniks Freund, und natürlich wollte er ihm helfen. Darum ging es doch überhaupt nicht! Plötzlich war Benni nicht nur sauer, sondern auch traurig. Er presste die Lippen aufeinander und stierte auf sein Mathebuch. Die Zahlen fingen an zu verschwimmen, und dann tropfte eine dicke Träne auf das kleine a.
    Hastig wischte Benni sie weg.

    „Kraaa-raaack!“, brüllte Mika über ihm. „Zisch-krangwumm! Ich bin ein Gewitterdonner!“
    Benni zuckte
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