Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls
Autoren: Murray Leinster
Vom Netzwerk:
ihn!« Das war wohl die militärische Antwort auf den Protest des zivilen Autofahrers gegen die Aufforderung, das Gelände während des Starts zu verlassen.
    McCauley trat ins Freie. Er fühlte sich Tonnen schwer, ungeschickt und fast unbeweglich. Er ging um den Bunker herum. Das Tankpersonal war fertig, stand aber noch herum. Man wollte wohl zusehen, wie er an Bord ging. Eine Leiter war gegen den Rumpf der Aerobee gelehnt. McCauley stapfte schwerfällig darauf zu. Er setzte den Fuß auf die unterste Sprosse und wandte sich zu Randy.
    »Jetzt geht's los.«
    »Ja«, sagte Randy. Er konnte nicht einmal lächeln. Aber mit schöner Nonchalance sagte er: »Bis bald!«
    Sie schüttelten sich nicht die Hand. Das hätte zu sehr nach Abschied ausgesehen. McCauley begann, die Leiter emporzuklettern.
    Es war ein langer Weg, und als er drei Viertel davon geschafft hatte, wobei ihm die verschiedenen Ausrüstungsgegenstände und der Fallschirm ständig auf seiner Rückseite herumtrommelten, ging sein Atem schneller. Einmal trat er auf ein loses Kabel. Er sah hinunter und stellte ärgerlich fest, daß ihm die Höhe zu schaffen machte – ihm, dem Mann, der bald viele Kilometer höher fliegen würde als je ein Mensch zuvor! Und ihm war jetzt schon übel! Er sah nicht wieder nach unten.
    Er erreichte die Kanzeltür und kletterte hinein. Gleich fühlte er sich wohler. Hier oben, über ein paar Tonnen Treibstoff, fühlte er sich sicherer, nur weil er festen Boden unter den Füßen hatte. Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Raketentreibstoff ist hochexplosiv. Eine Rakete steigt, weil in ihrem Triebwerk eine kontinuierliche Explosion stattfindet. Aber McCauley saß lieber auf Hydrazin und Salpetersäure, als daß er eine schmale, wippende Leiter hochkletterte.
    Mühevoll setzte er sich zurecht. Der Beschleunigungssessel war so konstruiert, daß er auch im g-Anzug darin sitzen konnte. Er ordnete die losen Kabel und machte es sich bequem. Dann wartete er. Viel Bewegungsfreiheit hatte er nicht, aber es war natürlich sehr angenehm, daß er die Füße ein bißchen rühren konnte.
    Ein Schatten fiel durch die offene Tür herein. Jemand langte in die Kabine, verband die Kabel mit den entsprechenden Kontakten, griff sich aus dem Nichts Drähte und schloß sie zusammen.
    »Hier ist Ihr Helm, Leutnant«, sagte eine Stimme.
    »Danke«, sagte McCauley.
    Er stülpte ihn über. Ein Luftzug strich um sein Gesicht. Er wußte, daß nun alle Anzuginstrumente angeschlossen waren, daß man unten im Bunker seine Atemzüge zählte, die Atemtiefe maß, ein kontinuierliches EKG seiner Herzleistung hatte, und daß sein Blutdruck ständig kontrolliert wurde. Wenn er jetzt in Panik geriet, würde man es sofort wissen. Der Mann an der Kabinentür murkste herum wie eine aufgeregte Henne. McCauley wünschte, er möge endlich gehen. Im Helm klang eine Stimme auf.
    »Funktest. Können Sie mich hören?«
    »Ja«, sagte McCauley, »ganz klar.«
    Es klickte im Hörer, dann war es still. Die Kabinentür wurde geschlossen, und McCauley war allein. Er fühlte sich irgendwie nackt, weil er wußte, daß all seine Gedanken via Telemeter im Bunker registriert wurden. Es war dunkel hier drinnen ... nein, zwei kleine Glühbirnen leuchteten. Eine war als Ersatz gedacht. Er konnte die Gegenstände erkennen, die er später brauchen würde.
    Er wußte, was jetzt draußen vor sich ging, aber es war sein Innenleben, das ihn beunruhigte. Er wollte nicht, daß die Instrumente anzeigten, daß irgend etwas nicht in Ordnung war; er wollte seine Aufgabe ordentlich lösen! Aus diesem Grund übte er ganz bewußt Geduld, während er daran dachte, daß die Männer, die auf dem Abschußturm arbeiteten, jetzt die letzten Leitungen, die das einwandfreie Funktionieren aller Geräte gemeldet hatten, loslösten. Still und schweigend stand die Aerobee über einer mit Wasser gefüllten Betongrube. Jetzt, in diesen letzten Sekunden, würde jemand noch ein Kabel aufrollen, das schon vorher hätte beiseite geschafft werden sollen. Aber gleich würden alle verschwinden. Drüben am Gebirgsrand würde man nochmals die Radargeräte überprüfen. Dann die Warnsirene. Eigentlich sollte es jetzt soweit sein.
    Eine Stimme kam durch die Kopfhörer.
    »Noch vierzig Sekunden, Leutnant. Bis jetzt verläuft alles planmäßig.«
    Einen Moment lang hatte McCauley das Bedürfnis, einen Witz zu reißen, zu sagen, wie es ihm ging. Aber er fühlte sich nicht im mindesten so, wie er es erwartet hatte, und das würde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher