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Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls
Autoren: Murray Leinster
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gar zu aufschneiderisch klingen. So sagte er nur ganz sachlich:
    »Gut.«
    Er wartete. Und wartete.
    Abrupt klang die Stimme wieder auf:
    »Zehn Sekunden ... neun ... acht ... sieben ... sechs ... fünf ... vier ... drei ... zwei ... eins ...«
    In letzter Sekunde erinnerte sich McCauley daran, die Arme durch die Sicherheitsbügel zu schieben, denn die Beschleunigung würde seine Kraft aufs äußerste strapazieren. Wenn die Arme herabhingen, würde das Blut in seine Finger strömen und sie bis zur Unbeweglichkeit anschwellen lassen. Er hatte sich tief in den Sessel zurückgesetzt, das Kinn auf die Kinnstütze des Helms gelegt – der ganze Helm hatte dafür noch eine Extrastütze –, damit die Zunge nicht in den Schlund zurückglitt und ihn erstickte, falls er das Bewußtsein verlöre.
    Ein Schlag traf ihn. Er traf seinen ganzen Körper, als würde er von Millionen riesiger Boxhandschuhe zugleich getroffen. Etwas griff nach seinen Beinen, quetschte seinen Magen zusammen und blies Luft in sein Gesicht. Ein betäubendes Röhren umtoste ihn, aber er konnte sich nicht erinnern, wann es eingesetzt hatte. All das hatte er erwartet, aber er reagierte ganz automatisch mit einem Wutanfall darauf. Er wußte, er war auf dem Weg nach oben, und er fühlte sich gleichzeitig froh und wütend, und alles tat ihm weh.
    Der Schmerz war fürchterlich, aber er hätte vor Freude grinsen mögen. Alles hatte geklappt! Nichts war dazwischen gekommen. Jetzt konnte nichts mehr den Start verhindern – er war schon unterwegs!
    Sein Magen lag wie ein Klumpen in der Umklammerung des g-Anzugs. Der Luftzug rührte von dem erhöhten Luftdruck her und sollte seine Lungen schützen. Er litt, er war halbblind, und er rang nach Atem, aber der zusätzliche Luftdruck tat ihm wohl. Es schien ihm, als ob das Blut mit Macht aus dem Gehirn gepreßt würde, die Gesichtshaut verzog sich, und die Ohrmuscheln wären sicher nach unten geklappt, hätten die Kopfhörer sie nicht an ihrem Platz gehalten.
    Plötzlich wurde es besser. Die Startrakete war ausgebrannt und fiel ab. McCauley dachte jetzt daran, sich zu räuspern und zu sagen, daß er während der unerträglichen Belastung der Initialbeschleunigung nicht das Bewußtsein verloren hatte. Das Licht der beiden Glühbirnen kam ihm rötlich vor. Er nahm sich vor, über diese Wahrnehmung zu berichten.
    Der Druck war immer noch ungeheuer. Er schien Tonnen zu wiegen – und tatsächlich wog er auch ein gut Teil einer Tonne –, doch hatte sich sein Gewicht im Vergleich zu vorhin bereits verringert. Die erste Beschleunigungsphase war also überstanden. Sie hatte nur wenige Sekunden gedauert, die ihm wie lange Minuten vorgekommen waren. Die zweite Phase würde über eine Minute dauern, aber sie würde sich über Stunden auszudehnen scheinen.
    So war es auch. McCauleys Muskeln ermüdeten bereits von der Anstrengung, seinen Brustkorb zum Atmen zu dehnen, als eine Stimme aus dem Kopfhörer drang: »Ein prächtiger Start! Einfach prächtig! Alles geht ganz wie geplant!« Er gab ein bestätigendes Grunzen von sich. Sprechen wäre zu anstrengend gewesen. Außerdem stieg ein dumpfer Ärger in ihm auf, die Reaktion seines Körpers auf die das erträgliche Maß übersteigende Belastung. Ein grünes Lämpchen flammte auf, man erwartete, daß er nun grunzte, und das tat er auch.
    Er grunzte ein zweites Mal, als es wieder aufleuchtete. Schnell. Und zum dritten-, vierten-, fünftenmal. Aus der Schnelligkeit, mit der er während der zweiten Beschleunigungsphase auf Signale reagierte, konnten wertvolle Aufschlüsse gezogen werden. Jetzt kam eine Pause, dann leuchtete die grüne Lampe wieder auf, flackerte aber zu schnell hintereinander, als daß er hätte reagieren können, und so sagte er nur müde: »Herrje!« Das Flackern erlosch.
    Das dröhnende Geräusch hatte nicht nachgelassen, und jetzt kam von unten her ein heftiger Knall. Gleichzeitig schien ihm der Schädel zu zerspringen. Die Beschleunigung hatte zwischen zwei Herzschlägen aufgehört, doch sein Herz versuchte weiter, Blut gegen einen statischen Überdruck zu pumpen, der plötzlich nicht mehr da war. Es gab keine Schwerkraft mehr, die es zu überwinden galt. Alles war gewichtslos. Jetzt versuchte sein Herz, sich dieser neuen Situation anzupassen, einige Kontraktionen blieben aus, und sein ganzes Innere, das erst nach oben gepreßt worden war, stieg noch höher und versuchte, seinen Körper durch den Hals zu verlassen.
    Er würgte und schluckte.
    »Okay!« keuchte er.
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