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Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls
Autoren: Murray Leinster
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schwächer geworden zu sein. Er berichtete das.
    »Richtig«, sagte die Stimme auf der Erde. »Sie hatten schon vor ein paar Minuten den höchsten Punkt erreicht und befinden sich auf dem Rückweg. Wir kippen die Rakete jetzt.«
    Die absolute Stille, die ihn umgab, wurde ihm dadurch bewußt, daß er jetzt schwache Geräusche hörte. Das Zischen von Dampfstrahlen – Wasserstoffperoxyd, das in eine Katalysekammer gesprüht wurde und sich dort sofort in Dampf und Gas spaltete. Der Dampf wurde durch die Düsen an den Flossenenden hinausgepreßt. Jetzt stellte sich das Universum auf den Kopf: Der Himmel lag zu seinen Füßen und das fremdartige Objekt, das die Erde war, konnte er nur erkennen, wenn er den Kopf zurücklegte und nach oben sah.
    Er spürte den Unterschied natürlich nicht, denn er war immer noch schwerelos. Das Aussehen der Erde änderte sich so langsam, daß ihm die Wiederannäherung nicht wirklich bewußt wurde. Aber sein Verstand wußte es, und er war sehr erbittert, daß der Höhepunkt des Fluges hinter ihm lag und er nun auf dem Rückweg zum Gewohnten, zum irdischen Alltag war.
    Er versuchte, sich wieder in ein normales Wesen zurückzuverwandeln. »Ich glaube, jetzt kriege ich Angst«, sagte er mit einem schiefen Lächeln ins Mikrophon. Wenn er es laut zugab, würde er sich dieses Gefühls schämen und konnte besser dagegen angehen. Aber er hatte gar nicht wirklich Angst. Es war nur ein Zögern, so wie man es empfindet, ehe man sich auf den Behandlungsstuhl beim Zahnarzt setzt. Er scheute vor dem Landemanöver zurück, weil danach endlos lange Tage kommen würden, während die Ärzte ihn unter die Lupe nahmen und nach Hautläsionen durch kosmische Strahlen suchten, die, durch keine Luft abgebremst, in seinen Körper eingedrungen waren. An sich sollte das nicht vorkommen, aber möglich war es doch.
    Jetzt spürte er etwas – einen ganz schwachen Zug nach vorn. Die Rakete war in die Luftschicht eingetaucht, und er fühlte die Bremswirkung. Er war erstaunt, daß er schon so tief unten war.
    Die Erde war beklagenswert nahe. In 325 Kilometer Höhe sollte das Landemanöver beginnen. Er setzte sich tief in den Sessel, denn er wußte, was auf ihn zukam ... Plötzlich fiel ihm auf, daß er die ganze Zeit gesprochen hatte, aber er konnte sich nicht an seine Worte erinnern. Zweifellos hatte er alles von sich gegeben, was ihm in den Sinn gekommen war. Er hörte auf zu sprechen. Aus dem Kopfhörer klang es ermutigend: »Sie haben sich gut gehalten!«
    »Bis jetzt!« antwortete er.
    Das erinnerte ihn an die Geschichte von dem Optimisten, der von einem Wolkenkratzer herunterfiel. Zwanzig Stockwerke tiefer sah jemand aus dem Fenster, und er rief: »Bis jetzt ist alles gutgegangen!«
    Das Geräusch einer Explosion rüttelte ihn auf. Weitere folgten. Sie kamen aus den kleinen Sprengkapseln, die über die Außenhaut der Rakete verteilt waren. Sie sollten die Stromlinienform zerstören und aus der Rakete ein unregelmäßiges, dynamisch wirkungsloses Objekt machen, das seinem eigenen Fall durch die Luft einen sehr hohen Widerstand leisten würde. Man hatte errechnet, daß die Endfallgeschwindigkeit der zerstörten Rakete niedriger sein würde als die eines Mannes, der ohne Fallschirm auf die Erde fiel. Wie hoch war das? 200 Kilometer pro Stunde? oder nur 150? McCauleys Muskeln spannten sich.
    Es schien, daß etwas auseinanderbrach. Die Rakete schwankte und bockte, kippte um die Längsachse, und McCauley wurde trotz der Sicherheitsgurte entsetzlich durchgeschüttelt. Aber das mußte so sein. Eine stromlinienförmige Rakete würde mit dem Bug aufschlagen und dann in Millionen Fragmente zerspringen.
    Die Rakete trudelte wie ein dürres Blatt. McCauley stählte sich, um das alles aushalten zu können. »Noch zwanzig Kilometer!« dachte er.
    Es war fast vorbei. Noch eine Explosion, diesmal ziemlich nahe, und die Kanzel brach auseinander. Ein Windstoß traf ihn. Dann folgte ein gewaltiger dumpfer Schlag, ein rüttelnder Stoß, der Beschleunigungssessel wurde hinausgeschleudert, und er flog frei durch das Nichts.
    Wie durch ein Wunder lösten sich die Sicherheitsgurte, und er kippte, kreiselte und kugelte durch die Luft, während ein riesiger monströser Körper an ihm vorbei auf die Erde zujagte. Dann kam ein Stoß und ein Ruck – noch ein Ruck ...
    Er pendelte senkrecht unter einem ganz gewöhnlichen Fallschirm in nur noch 5000 Meter Höhe. Er war blaugeschlagen und gequetscht, durchgeschüttelt und schwindlig, aber sonst war
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