Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eroberer des Alls

Eroberer des Alls

Titel: Eroberer des Alls
Autoren: Murray Leinster
Vom Netzwerk:
Aerobee gewesen, die schlicht und einfach die Beweise mitgebracht hatte, daß das meiste, was in den Lehrbüchern über die oberen Luftschichten stand, nicht stimmte. Die Aerobees waren die ersten, die die Annahme widerlegten, daß die Grenzschicht zwischen Troposphäre und Stratosphäre ein bewegungsloser neutraler Gürtel sei. Die Aerobees brachten eindeutige Beweise dafür mit, daß es in dieser angeblich absolut ruhigen Schicht Vertikalstürme mit einer Geschwindigkeit von 300 Metern pro Sekunde gab. Und es waren auch Aerobees gewesen, die den Beweis dafür mitbrachten, daß das ultraviolette Licht die Erde auf ihrer der Sonne abgekehrten Seite erreicht, und die Erklärung, wo denn nun eigentlich das Licht herkäme, bereitete den Theoretikern viel Kopfzerbrechen.
    O ja, der zugespitzte Bug und der schlanke Rumpf der Aerobee, wie sie da neben dem Abschußturm stand, waren ein beruhigender Anblick. McCauley hatte Dutzende von Starts gesehen. Er empfand die Zuneigung, die man für etwas fühlt, das tagein-tagaus seine Pflicht kompetent und ohne Aufhebens erfüllt.
    Der Jeep blieb stehen, und Randy und McCauley stiegen aus. Der Sergeant öffnete den Mund, überlegte es sich aber noch rechtzeitig und fuhr weg, ohne noch einmal viel Glück gewünscht zu haben. Im Eingang zum Bunker war es kühl. Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, empfand McCauley die von der Klimaanlage erzeugte Kühle und den Lärm, der hier herrschte, wie einen körperlichen Schlag. Überall wimmelte es von Leuten. Fast alle trugen Kopfhörer und ein Brustmikrophon, und jeder sprach pausenlos mit irgend jemandem, und keiner nahm seine Umwelt zur Kenntnis.
    McCauley blieb stehen und wartete, daß er Bescheid bekam, wo er hingehen sollte. Jemand rief ihm zu: »Die Ärzte sind noch nicht soweit. Sie sind etwas früh dran.«
    »Schön«, sagte McCauley, »und wo soll ich inzwischen bleiben?«
    Ihm kam es vor, als ob man hier nicht herumstehen könne, ohne das herrschende Durcheinander auf den Siedepunkt zu steigern.
    »Werfen wir einen Blick auf die Rakete«, schlug Randy vor.
    McCauley zuckte die Schultern und folgte Randy hinaus. Wie schön, daß niemand sich um ihn kümmerte. Zumindest machten sich die Leute, die für die Startvorbereitungen verantwortlich waren, keine Gedanken darüber, daß er vielleicht bei der Untersuchung durchfallen könnte.
    Draußen, im Licht der Sonne, sah er altvertraute Dinge: die nahen Radargeräte in ihren Schutzgruben. Die Empfänger der Telemeter sahen aus wie gegen den Himmel gerichtete, mit Rollen von Toilettenpapier verzierte Drahtschüsseln. Sie bewegten sich ständig vor und zurück. Sie empfingen die gefunkte Information, sortierten sie und übertrugen sie auf Band, und jeder, der die Bänder ablas, würde besser Bescheid darüber wissen, was sich abspielte, als McCauley selbst. Ein Telemetersystem testet ungefähr dreihundertmal pro Sekunde eine praktisch unbegrenzte Anzahl von Instrumentenanzeigen. Die Rücksendung der Informationen ist entweder von einem infernalischen Geheul oder von einem Krachen begleitet, das wie die Quintessenz aller atmosphärischen Störungen auf dieser Welt klingt.
    Trotzdem hatte man Fortschritte gemacht, denn früher konnten nicht annähernd so viele Informationen empfangen werden. McCauley hatte von dem deutschen Wissenschaftler aus Peenemünde gehört, der, als die ersten Raketen aufstiegen, draußen vor dem Bunker zu stehen pflegte, schwitzte und zappelte und »Gut! gut!« schrie, solange alles in Ordnung war, und seine Verzweiflung in unverständlichem Deutsch heraussprudelte, wenn etwas schiefging.
    Und das kam am Anfang, vor ungefähr zehn Jahren, ziemlich häufig vor. Da war die Rakete, die emporstieg und einfach verschwand. Der Suchradar zeigte nichts an, und niemand hatte eine Idee, wo sie abgeblieben sein könnte. Alle nagten nervös an den Fingernägeln und wunderten sich. Dann kam ein Telefonanruf von einer Frau aus Almagordo. Es war ihr geglückt, jemanden zu finden, der ihren Anruf zum Bunker durchstellte.
    »Wie ich höre, schießt ihr Raketen in die Luft«, sagte sie indigniert. »Dann beeilt euch mal und buddelt eure Rakete aus meinem Hof 'raus!«
    Die Rakete war viele Meilen entfernt in ihrem Hof gelandet und hatte das Haus um höchstens sechs Meter verfehlt!
    Ein andermal – vor vielen Jahren – wurde eine V-2 verrückt und sauste ab nach Mexiko. Als sie in der Nähe von Juarez herunterkam, strömten die Mexikaner aus der Umgebung herbei und sägten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher