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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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die Kuppe. Winfried fuhr herum und begann zu rennen. Die Fahrertür des Golfs blieb offen.
    »Da, dort läuft er!«, schrie Schildknecht.
    »Den könnet die andere fange«, gab Bienzle zurück. Er hatte sich weit über das Lenkrad gebeugt, sein Gesicht war verzerrt vor lauter Konzentration. Er beschleunigte.
    »Mein Gott, das geht schief«, rief Schildknecht.
    »Was soll ich denn sonst machen?«, schrie Bienzle zurück.
    Inges Wagen rollte immer schneller auf den Abgrund zu.
    »Das ist doch Wahnsinn! Stopp, Mann!« Schildknecht bekam panische Angst. »Das geht schiiiiiief!«
    Bienzles Fahrzeug schoß an Inges Wagen vorbei. Der Kommissar riß nur wenige Meter vor dem jäh abstürzenden Felsgestein das Steuer nach links. Schildknecht kauerte sich zusammen und schloß die Augen. Inges Golf krachte in die Fahrerseite des Polizeiwagens und schob ihn über das glatte Gras vor sich her. Der Lattenzaun brach. Plötzlich stand alles still.
    Der Kriminalassistent richtete sich vorsichtig auf und wagte einen Blick aus dem Beifahrerfenster. Das rechte Vorderrad hing über dem Abgrund. Wäre Schildknecht ausgestiegen, wäre er sofort vierzig Meter tief gestürzt. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er in die Tiefe.
    Bienzle schaute über ihn hinweg und hatte nun auch den Blick in den Steinbruch hinab. »Au«, sagte er, »des war jetzt fascht a bißle knapp!«
    Vorsichtig kletterten sie nacheinander auf der Fahrerseite hinaus. Über die Kuppe kamen zwei Polizeibeamte. Sie hatten Winfried in ihrer Mitte.
    Bienzle ging zu der Fahrertür von Inges Wagen und öffnete sie. Die junge Frau kam zu sich. Benommen schaute sie direkt in Bienzles Gesicht.
    »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Hmm – nichts weiter, kaum der Rede wert«, sagte Bienzle.
    Nun näherten sich ihnen noch mehr Polizeifahrzeuge und auch ein Notarztwagen. Die beiden Polizisten brachten Winfried Horrenried. Bienzle richtete sich auf und ging der kleinen Gruppe ein paar Schritte entgegen. Er blieb vor Horrenried stehen.
    »Wenn Sie in dem Auto gesessen wären, hätt ich’s bestimmt nicht aufgehalten!«, sagte er. »Wir nehmen Sie fest. Sie werden beschuldigt, Ihren Onkel Albert Horrenried ermordet zu haben...« Winfried wollte etwas sagen, aber Bienzle ließ ihn nicht dazu kommen: »Ich selber hab jedes Wort gehört, das Sie im Auto zu Frau Kranzmeier gesagt haben.«
    »Und? Welche Beweiskraft hat das?«
    »Frau Kranzmeier wird alles bezeugen. Übrigens, der Mordversuch an ihr kommt noch dazu, und den können wir bezeugen, mein Kollege und ich. Abführen!«
    Der Notarzt kümmerte sich inzwischen bereits um Inge Kranzmeier.
    Schildknecht trat zu Bienzle. »Die Frau wird man jetzt wohl kaum festnehmen können – in diesem Zustand.«
    Bienzle sah den jungen Kollegen verständnislos an. »Ja, warum auch?«
    »Wenn es sich beweisen läßt, daß das Geld eigentlich für die Jäger gedacht war, und sie hat das Testament beseitigt?«
    Bienzle legte seine Hand auf den Arm des jungen Kollegen. »Ach, Schildknecht, wer will denn jetzt au des beweisen?«

45
    Bis Bienzles Wohnung vollends renoviert und eingerichtet war, vergingen noch Wochen. Im Polizeipräsidium war längst der Alltag wieder eingekehrt. Gächter kam mit einer Rüge davon. Bei Winfried Horrenrieds Prozeß sagten Schildknecht und Bienzle aus. Das Urteil lautete »lebenslänglich«.
    Patrick erholte sich rasch und wollte nun einen Krimi über seine Erlebnisse schreiben. Zwei Schulhefte hatte er schon mit seinen abenteuerlichen Erlebnissen gefüllt. Gächters Schwester freilich war fest entschlossen, den Jungen nie mehr alleine zu ihrem Bruder zu schicken. Das erzählte sie Bienzle beim Einweihungsfest für die neue Wohnung. Gächter hatte gefragt, ob er die Verwandten mitbringen könne, die um diese Zeit gerade in Stuttgart waren.
    Gegen zehn Uhr klingelte es noch an der Wohnungstür. Hinter einem großen Blumenstrauß tauchte das Gesicht von Inge Kranzmeier auf. Sie lebte jetzt in Stuttgart und arbeitete in der Kantine einer Schraubenfabrik. Manchmal traf sie sich mit Schildknecht. Martin Horrenried hatte ihr, nachdem er sein Erbe angetreten hatte, zehntausend Mark angeboten. Sie hatte die Geldzuwendung abgelehnt.
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