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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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Ausschau.«
    Gollhofer war das alles peinlich. Er versuchte sich zu beschäftigen, trug herumliegende Papiere zusammen, ordnete sie, stieß sie an den Rändern zu handlichen Päckchen auf und sortierte sie in akkuraten kleinen Stapeln, die sich auf den Millimeter genau nebeneinander reihten.
    »Lassen Sie das doch, Sie machen einen ja nervös«, fuhr ihn Roller an.
    Und nun sagte der Kommissar Gollhofer, der nie den Mund aufmachte, wenn er sich nichts davon versprach: »Ich finde, wir sollten froh sein, daß es so ausgegangen ist.«
    »Was ist los?« Roller, der sich schon abgewandt und seine Wanderung wieder aufgenommen hatte, fuhr herum und starrte den Polizeibeamten perplex an.
    »Ich hab mir grade überlegt«, sagte Gollhofer, »ob Sie auch bereit gewesen wären, die Geldübergabe zu übernehmen.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie damit sagen wollen.«
    »Ich will damit sagen, daß hier ein Polizeibeamter für den anderen ein Risiko eingegangen ist. Das ist nicht selbstverständlich. So etwas geschieht meiner Meinung nach nur, wenn eine Truppe funktioniert, ich meine, wenn ein gewisser Kameradschaftsgeist herrscht und einer für den anderen einsteht. Das ist bei uns so. Gott sei Dank.« Und dann fügte er noch ein wenig verlegen in Richtung Präsident hinzu: »Entschuldigung.« »Aber ich bitte Sie«, tönte der Chef mit seiner sonoren Stimme. »Da hätte jedes Wort auch von mir sein können, bester Gollhofer.«
    »Das heißt aber dann nichts anderes, als daß die ganze... wie sagten Sie?... die ganze Truppe einer Prüfung unterzogen werden muß. Offenbar halten Sie ja unisono für unbedenklich, was sich der Kommissar Gächter geleistet hat.«
    Der Präsident zündete sich eine seiner teuren Zigarren an. Bedächtig sagte er: »Auch das Verhältnis zwischen Staatsanwaltschaft und unserer Behörde ist bisher immer sehr gut, ja, fast könnte man sagen: im Zweifelsfalle solidarisch gewesen. Das hatte damit zu tun, daß wir immer großes Verständnis für die Probleme der jeweils anderen Seite aufgebracht haben.«
    »Erteilen Sie mir jetzt Noten?«, schnappte der Staatsanwalt.
    »Nein, aber ich stelle in Rechnung, daß Sie erst seit einem halben Jahr mit von der Partie sind. Ich bin ein alter Fuhrmann, das können Sie mir glauben. Und ich habe viel erlebt. Trotzdem: Wenn Gerry Adler nicht hinreichend verdächtig gewesen wäre, hätte Kommissar Gächter ihn nicht festnehmen dürfen.«
    »Jetzt kommt’s«, dachte Günter Gächter.
    »Aber nach Prüfung aller Unterlagen war dieser Adler hinreichend verdächtig. Herr Gächter hat keine falschen Indizien oder Beweismittel herangezogen...«
    »Er hat verschwiegen, daß alles darauf hindeutete, daß diese Mascha Niebur die Täterin war«, fuhr Roller dazwischen.
    »Stimmt, aber auch das sprach nicht für eine Fortdauer der Haft von Johannes Keller, es sei denn, man wollte ihn in eine Art Sippenhaft nehmen.«
    Roller ließ nicht locker. »Das Paar hat gemeinsam gehandelt. Man hätte Keller niemals freilassen sollen, dann hätte man Frau Niebur fassen und beide hinter Schloß und Riegel bringen können.«
    Der Präsident stieß eine Rauchwolke aus. »Hätte, wäre, wenn... Wissen Sie, was der Bienzle jetzt sagen würde, wenn er da wäre?«
    »Ach, lassen Sie mich doch mit Ihrem Bienzle in Ruhe...«
    Unbeirrt fuhr der Präsident fort und fiel sogar ein wenig ins Schwäbische: »Wenn der Hund net g’schissa hätt, hätt er den Hasen gefangen.«
    Gollhofer hatte Mühe, ernst zu bleiben. Gächter grinste in sich hinein. Diese Stunde würde er dem Präsidenten nie vergessen.
    Roller straffte die Schultern, drückte das Kreuz durch und ging zur Tür. »Jedenfalls lasse ich die Sache nicht auf sich beruhen.« Grußlos ging er hinaus. Die Tür fiel laut hinter ihm ins Schloß.
    »So«, sage der Präsident, »und glaubt ja nicht, daß sich die Sache nun erledigt hat. Immerhin ist einer unserer Kollegen angeschossen worden und Bienzle war in richtiger Lebensgefahr. Wir werden das alles genau untersuchen, aber das machen wir so, wie’s im Dienstrecht steht, und nicht, wie’s ein karrieregeiler Staatsanwalt gerne haben möchte. Herr Gächter, Sie halten sich in den nächsten Tagen zur Verfügung.«
    Gächter nickte. Er war nun doch wieder sehr ernst geworden. Der Präsident erhob sich, tätschelte seine Schulter und sagte: »So schlimm wird’s nicht werden. Und jetzt besuchen Sie Ihren Neffen. Vielleicht dürfen Sie ihn ja auch schon mit nach Hause nehmen.«
    Das durfte Gächter
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