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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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Inge Kranzmeier. Er redete jetzt eindringlich mit ihr: »Ich versteh Sie nicht. Der Winfried behandelt Sie wie den letzten Dreck und Sie schützen ihn noch immer.«
    »Wenn ich ihn jetzt verrate, dann würd ich unsere Liebe doch genauso wegschmeißen wie er«, sagte sie kaum hörbar.
    »Ja, das kann ich verstehen. Aber Sie haben gar keine andere Wahl, Inge! Mein Kollege hat alles gehört, was Sie in der Waldhütte mit Winfried gesprochen haben. Er hat Ihnen gesagt, Sie sollen das Testament verbrennen. Wann war das?«
    Inge schwieg verstockt. Bienzle stieß, jedes Wort betonend, noch mal nach. »Wann war das?«
    »Am nächsten Morgen.«
    »Und vorher haben Sie nicht telefoniert?«
    »Doch. Nach dem Streit mit dem Albert. Da hab ich zu Winni gesagt: ›Hol mich hier raus, ich halt’s nicht mehr aus... so wie der mit mir umgeht...‹ Der Albert ist in die Halle runter und nicht mehr zurückgekommen. Da hab ich mich eben gefürchtet.«
    »Und wann war das?«
    »Das war lange nach elf.« »Ist Ihnen Albert Horrenried auf das Verhältnis mit Winni gekommen?«
    Inge schniefte nur und nickte.
    »Womöglich genau an dem Abend?«
    Wieder nickte und schniefte Inge.
    »Und daraufhin hat er sein Testament geschrieben?«
    »Ja.«
    »Und das haben Sie dem Winni am Telefon auch gesagt?«
    »Ja.«
    »Und weiter?« Er dachte nicht daran lockerzulassen.
    »Am andern Morgen, wie der Albert tot war, hab ich wieder den Winni angerufen.«
    »Und da hat er Ihnen dann gesagt, Sie sollen das Testament vernichten?«
    »Ja!« Inges Widerstand war nun völlig zusammengebrochen.
    »Der Mann, der die Maschinen kaputtgemacht und den Albert niedergeschlagen hat, war sein Bruder Martin, Winnis Vater. Zwei Stunden später hat jemand den Bewußtlosen gefunden und im Sägemehl erstickt. Das könnten Sie gewesen sein!«
    Inge starrte ihn ungläubig an. »Ich? Das glauben Sie doch nicht im Ernst?!«
    Bienzle fuhr unbeirrt fort: »Es könnte auch Winfried gewesen sein. Erst hat er seinen Onkel umgebracht und dann hat er Sie angestiftet, das Testament verschwinden zu lassen.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Inge.
    Schildknecht kam mit einem Tablett herein, auf dem er drei Kaffeetassen plaziert hatte.
    »Wir können uns Klarheit verschaffen«, sagte Bienzle. »Sie müßten allerdings mitspielen. Und ich halte Sie dafür aus allem raus.«
    »Das geht nicht!«, sagte Schildknecht.
    »Wenn ich sag, daß es geht, dann geht das auch«, gab Bienzle unwirsch zurück. Er wandte sich wieder Inge zu. »Und jetzt erkläre ich Ihnen genau, wie wir das machen...«

43
    Winni schlief fest. Als das Telefon klingelte, kam er nur mühsam zu sich. Er sah auf seinen Wecker. Fünf Uhr. Er war erst gegen zwei Uhr in der Nacht nach Hause gekommen. Nach seiner Begegnung mit Inge in der Waldhütte war er noch mal ins Weiße Roß zurückgegangen. Meinert hatte auf ihn gewartet. Der Mann vom Holzkontor. Sie hatten dann noch lange in der Bar gesessen und alles besprochen. Später waren zwei Mädchen dazugekommen. Meinert hatte sich für die Blonde entschieden. Er selbst war mit der Schwarzen abgezogen. Ein Quickie im Auto. Nichts Besonderes, aber ganz lustig. Für den Abend waren sie wieder verabredet. Irgendwo mußte er ihre Telefonnummer haben.
    Als er nach Hause gekommen war, hatte sein Vater im Wohnzimmer auf ihn gewartet. Nachts um zwei! »Warum bist du denn noch auf?«, hatte er ihn gefragt.
    »Ich muß mit dir reden.«
    Winni war in sein Zimmer gegangen. Auf dem Weg sagte er: »Das beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Es ist alles g’schwätzt.«
    Dieses Scheißtelefon hörte nicht auf zu klingeln. Er nahm ab und meldete sich mit müder, verschlafener Stimme.
    »Ich bin’s.« Das war unverkennbar Inges Stimme.
    Winfried schlug die Hand vor die Augen. »Ich hab dir doch klar und deutlich gesagt...«
    Inge unterbrach ihn kühl: »Ich habe dich in der Mordnacht gesehen.«
    »Was? Was heißt das, du hast mich gesehen? Und warum sagst du das erst jetzt?«
    »Wenn du mir nicht den Laufpaß gegeben hättest... Aber so... Ich geh zur Polizei und sage alles, mir ist ganz egal, was dann mit mir passiert!«
    Bienzle, der eine Mithörmuschel am Ohr hatte, nickte Inge anerkennend zu.
    Winfried Horrenried war plötzlich hellwach. »Was heißt denn da den Laufpaß gegeben...?« Seine Gedanken rotierten. Jetzt bloß keinen Fehler machen. »So war das doch gar nicht gemeint! Ich bin halt auch nervös und durcheinander gewesen... Aber du würdest doch nie zur Polizei gehen... Paß auf, ich
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