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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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komm zu dir, wir reden noch mal über alles.«
    Inge deckte die Sprechmuschel ab und flüsterte Bienzle panisch zu: »Er will hierher kommen!«
    Bienzle, der das ja genauso gut gehört hatte wie sie, flüsterte zurück: »Ist doch gut!«
    Aber das hatte Inge gar nicht richtig aufgenommen. Sie redete schon wieder aufgeregt ins Telefon: »Nein, nicht hier... du kannst nicht hierher kommen... Der Albert ist noch nicht mal unter der Erde... Laß uns woanders... Wir können uns doch in der Hütte treffen wie immer.« Dabei sah sie Bienzle fragend an.
    Der Kommissar nickte und machte mit seiner freien Hand eine zustimmende Geste. Dabei fegte er aus Versehen einen Aschenbecher vom Tisch, der polternd zu Boden fiel.
    Winni hatte das Geräusch offenbar gehört. Er fragte mißtrauisch: »Ist jemand bei dir?«
    »Nein, nein, mir ist nur was runtergefallen...«
    »Was denn?«, wollte Winfried wissen.
    »Ist doch jetzt egal... Der Aschenbecher.«
    Winfried Horrenried schien sich zu beruhigen. »Also gut. Jetzt paß auf... hör mir zu... Wir treffen uns in einer Stunde in unserer Hütte und da schauen wir uns in die Augen und reden miteinander... Ich hab vielleicht... ich hab sogar ganz bestimmt einen Fehler gemacht, aber das kriegen wir wieder hin, wir zwei beide... Ich mach das alles wieder gut, ganz bestimmt. Ich hab dich doch lieb, Inge, aber ich bin halt auch ein bißchen überfordert gewesen...«
    »Wenn du meinst...«, sagte Inge und schaltete das Gerät ab. Sie hielt das Gespräch nicht länger aus. Jetzt sah sie die beiden Beamten an. »Er sagt, er macht alles wieder gut!« Ein klein wenig Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit.
    »Er war also tatsächlich in der Nacht da«, sagte Bienzle nüchtern.
    »Das hat er nicht gesagt.«
    »Würde er sonst kommen?«
     
    Eine knappe Stunde später traten Bienzle, Inge und Schildknecht aus dem Haus. Inges Auto stand noch dicht bei der Tür.
    Bienzle sagte: »Sie müssen keine Angst haben. Wir haben genügend Beamte zu der Hütte beordert. Und wir fahren jetzt auch hinter Ihnen her.«
    »Und für alle Fälle habe ich ein Mikro in Ihrem Wagen versteckt. Sie können also jederzeit Kontakt zu uns aufnehmen«, ergänzte Schildknecht.

44
    Bienzle ließ Inges Wagen passieren und folgte ihm dann im Abstand von knapp fünfzig Metern. Schildknecht hatte es übernommen, das Funkgerät zu bedienen.
    Inge fuhr langsam über die Brücke, bog nach links ab und folgte zwei Kilometer dem Sträßchen, das an der Steinach entlang führte. Wie oft war sie diese Strecke mit dem Fahrrad gefahren, um ihren heimlichen Geliebten zu treffen. Die Stelle, an der sie rechts abbiegen mußte, kam in ihr Blickfeld. Sie setzte den Blinker und schaltete herunter.
    »Nicht rechts ab. Gradeaus, Inge!« Die Stimme kam aus dem Fonds ihres Autos. Sie erschrak so heftig, daß sie das Steuer verriß und um ein Haar im Graben gelandet wäre. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich Winfried ein wenig aus dem Fußraum hinter den Vordersitzen hochstemmte – nur so weit allerdings, daß man ihn aus dem nachfolgenden Wagen nicht durch die Heckscheibe sehen konnte.
    »Ganz ruhig weiterfahren, aber gradeaus, ja?«, ertönte die Stimme wieder von hinten.
    »Was macht die denn? Die muß doch hier rechts ab«, schrie Bienzle.
    »Vielleicht weiß sie einen kürzeren Weg«, ließ sich Schildknecht hören, der heftig daran arbeitete, den Funkkontakt zu dem vorausfahrenden Wagen herzustellen.
    »Du fährst jetzt genau nach meinen Anweisungen.« Das war der erste Satz, den Schildknecht endlich einfangen konnte.
    »Das ist doch der Winfried Horrenried!« Bienzle schaltete einen Gang herunter, ging aufs Gas und beschleunigte. »Wir müssen uns den sofort schnappen.«
    Dort, wo die Steinach in die Roth mündete, stieß auch das kleine Talsträßchen auf eine gut ausgebaute Landstraße. Zuvor aber führte es über einen Bahnübergang. Das rote Licht begann just in diesem Moment zu blinken.
    »Dort vorne kriegen wir ihn«, rief Bienzle. Die Schranke senkte sich bereits.
    Winfried Horrenried zwängte sich zwischen den Sitzlehnen nach vorne, packte Inges rechten Fuß, der vom Gaspedal zur Bremse wechselte, mit der linken Hand und drückte gleichzeitig das Gaspedal mit seiner rechten Hand voll durch.
    Inges Auto schlingerte in der allerletzten Sekunde unter dem sich senkenden Schrankenbalken hindurch. Bienzle trat voll auf die Bremse. Mit rauchenden Reifen schob sich der Wagen auf den Schrankenbalken zu und touchierte ihn noch leicht. Bienzle
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