Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
Vom Netzwerk:
Motorrad.
    Der Wagen bog auf die Brücke über den Mühlbach ein und fuhr auf den Holzplatz des Sägewerks.
    Das Flämmchen erreichte ihre Finger und verbrannte die Haut. Inge ließ das brennende Streichholz in die schimmernde Flüssigkeit fallen. Eine Feuerzunge zischte hoch und versengte ihre Hände und Haare.
    »Haben Sie das gesehen?«, schrie Bienzle und sprang aus dem Auto. Er rannte los. Schildknecht überholte Bienzle schon nach wenigen Schritten.
    Das Feuer lief auf die Halle zu. Inge stand da und konnte sich nicht bewegen. Doch dann stieß sie plötzlich einen gellenden Schrei aus. Ihr Kleid hatte Feuer gefangen.
    Bienzle erreichte in diesem Moment den Eingang. Er erinnerte sich, daß gleich neben dem Tor ein Feuerlöscher hängen mußte, entdeckte ihn und riß ihn aus der Halterung.
    Schildknecht rannte auf Inge zu. Er riß noch im Laufen seine Jacke herunter, warf sie auf die Frau, stürzte zusammen mit ihr hin und erstickte die Flammen.
    Bienzle richtete den Schaumstrahl des Feuerlöschers auf die schmale Flammenbahn, die rasch auf den Haufen mit den Sägespänen zulief. Er schaffte es gerade noch, das Feuer zu löschen, ehe es die große Lache erreichte, die sich rund um den offenen Benzinkanister gebildet hatte.
     
    Der selbe Arzt, der Albert Horrenrieds Leiche kurz nach dessen Tod im Sägemehl untersucht hatte, versorgte Inge Kranzmeiers Brandwunden. Bienzle saß auf einem Stuhl. Schildknecht lehnte am Fenster. Am Boden standen noch zwei halb gefüllte Koffer.
    »Wahrscheinlich kriegen Sie jetzt irgendeinen Feuerwehrorden«, knurrte der Doktor.
    »Ich lege keinen Wert auf Orden und Ehrenzeichen«, gab Bienzle zurück.
    Der Arzt packte seine Tasche zusammen. »Ja, das war’s dann erst mal... Wenigstens muß ich dieses Mal keinen Totenschein ausstellen.« Er ging zur Tür. Dort drehte er sich noch mal um. »Haben Sie denn jetzt den Täter?«
    »Bald«, sagte Bienzle.
    »Na dann – viel Glück. Die Brandwunden sind nicht so schlimm. Zum Glück ist ja rechtzeitig Hilfe gekommen«, sagte er zu Inge Kranzmeier und ging hinaus.
    »Das ist vielleicht ein Gemütsathlet«, sagte Bienzle. »Haben Sie einen Schnaps im Haus?«
    »Im Kühlschrank.« Inge sprach mit unsicherer Stimme.
    Während sich Bienzle bediente und auch für die beiden anderen einen Schnaps einschenkte, fragte Schildknecht Inge Kranzmeier: »Warum wollten Sie eigentlich so schnell weg?«
    »Ich hab kein Glück«, sagte sie dumpf.
    Bienzle reichte ihr den Schnaps. »Die Asche, die man bei Ihnen gefunden hat, das war normales Briefpapier.«
    Inge sah ihm in die Augen. »Und was ist draufgestanden?«
    Das gefiel Bienzle, daß sie selbst in dieser Situation noch eine so kesse Antwort gab. Er lächelte ihr zu und sagte: »Vielleicht ›Testament‹ oder ›Mein letzter Wille.‹«
    Inge gab die Antwort, die sie sich schon zurechtgelegt hatte: »Nein, es war so eine Art Abschiedsbrief. Ich hab den Albert verlassen wollen. Heut wollt ich weg. So wie er mich in letzter Zeit behandelt hat, war das nicht mehr auszuhalten.«
    Bienzle nickte. »Und weil Sie sich mit dem Brief belastet hätten, haben Sie ihn verbrannt?«
    »Ja, genau.«
    »Klingt plausibel, auch wenn’s nicht wahr ist«, sagte Bienzle noch immer lächelnd.
    Schildknecht wollte nicht so schnell aufgeben. »Hat Winfried Horrenried Ihnen gesagt, Sie sollen das Testament verbrennen?«
    »Was geht mich der Winfried Horrenried an?«
    »Immerhin war er eine ganze Zeit lang Ihr heimlicher Liebhaber.«
    Inge versuchte es mit Ironie: »Was Sie alles wissen...«
    »Leider wissen wir eben nicht alles«, sagte Bienzle. »Zum Beispiel würde ich gern erfahren, warum Sie das Sägewerk anzünden wollten.«
    Inge schwieg.
    Bienzle fuhr unbeirrt fort: »Nachdem Sie alles für den jungen Horrenried getan hatten, hat er Sie fallen lassen. Und so was tut verdammt weh.«
    »Sie reimen sich da weiß Gott was zusammen.«
    »Sie haben gedacht, wenn er mich schon abschießt, dann zünde ich ihm wenigstens sein Erbe an«, sagte Schildknecht.
    Inge verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich sag dazu nichts mehr!«
    Bienzle wandte sich an Schildknecht: »Vielleicht kochen Sie uns mal einen Kaffee...?«
    »Ich?«
    »Darf er?«, fragte Bienzle die Hausherrin.
    Inge machte eine Geste, die besagte: Von mir aus.
    »Ja, dann.« Bienzle sah den Kriminalassistenten auffordernd an. »Sie werden sich schon zurechtfinden.«
    Schildknecht ging wütend in die Küche.
    Bienzle zog einen Stuhl heran und setzte sich dicht vor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher