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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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verrückter, bis plötzlich die Musik zu Ende war und die beiden eng umschlungen und außer Atem stehen blieben.
     
    Ernst Bienzle betrat um die gleiche Zeit eine Wohnung im zweiten Stock eines alten Jugendstilhauses in der Ludwigstraße. Seine Schritte hallten laut. Er ging durch große, hohe Räume, die durch Flügeltüren miteinander verbunden waren. Ein alter, lichtbrauner Parkettfußboden spiegelte das Licht der Straßenlaternen, das durch die großen Fenster fiel. Hinten raus, wo man in den Park am Ende der leicht ansteigenden Stichstraße schauen konnte, stieß Bienzle auf eine Veranda, die man wohlwollend auch als Wintergarten hätte bezeichnen können. Von der Wohnungstür bis zu diesem verglasten Raum waren es 47 Schritte. Bienzle hatte sie genau gezählt. Vorher hatte er im stillen zu sich gesagt: »Wenn es mehr als vierzig sind, ist alles gut.«
    Er machte oft solche Orakel, hätte aber nie zugegeben, daß er abergläubisch war. Wenn ihn jemand fragte, was für ein Sternbild er sei, lachte er nur und sagte, er gebe auf so was nichts. »Wissen Sie, ich bin Schütze, und Schützen sind von Haus aus skeptisch!«
    An der Tür klingelte es. Auch dieses Geräusch klang in den hohen, kahlen Räumen laut und aufdringlich. Bienzle ging die 47 Schritte zurück und öffnete. Hannelore stand vor der Tür. Er schloß sie spontan in die Arme.
    »Sie ist es«, sagte er, »genau die Wohnung, die wir suchen.«
    Hannelore legte die Stirn in Falten. »Dann brauch ich sie mir wohl gar nicht mehr anzuschauen.?« »Doch, doch, du mußt sogar. Du wirst begeistert sein. Los, komm, ich zeig dir dein künftiges Atelier.«
    Seine Begeisterung war ansteckend. Hannelore folgte ihm. Wie gut, daß der Vermieter Bienzle den Schlüssel überlassen hatte; so konnten sie bis zum späten Abend ihre Pläne machen. Und als sie endlich in Paolos Trattoria ankamen, um das Ereignis zu feiern, war es schon fast elf Uhr.
     
    Mascha und Joe kamen gemeinsam mit Jürgen in ihre Wohngemeinschaft zurück. Als sie sich endlich müde und glücklich auf ihrer großen Matratze aneinander schmiegten, sagte Mascha: »Du, Joe.«
    »Hmmm?«
    »Wenn du dich mal in eine andere verliebst.«
    »In wen denn?«
    »Ist doch jetzt egal!«
    »Stimmt, weil das nämlich nicht passieren kann.«
    »Und warum kann das nicht passieren?«
    »Weil ich dich liebe. Und zwar ultimativ.«
    Er zog sie an sich und küßte sie. Der Kuß wurde leidenschaftlicher. Joe streichelte das Mädchen zärtlich, und sie gab jede Zärtlichkeit doppelt zurück.
    Mascha hatte Mühe, gerade noch zu sagen: »Ich glaub, ich würd dran sterben!«
     
    Bienzle hatte sein Büro schon lange nicht mehr so schwungvoll betreten.
    Gächter sah ihn verwundert an. »Du kommst daher, als ob du frisch verlobt wärest.«
    »Ja, so was in der Art ist es auch!« Begeistert erzählte Bienzle von der neuen Wohnung, in die sie nun wieder zusammenziehen würden, er und Hannelore. Er hatte Urlaub eingereicht. Ein paar Tage wollte er mit Hannelore noch mal in den Schwäbischen Wald fahren und im Steinachtal wandern. Danach werde er gemeinsam mit ihr die Wohnung streichen und tapezieren.
    »Aber so was kannst du doch gar nicht«, sagte Gächter.
    »Mr kann alles lerna, wenn mr will«, gab Bienzle fröhlich zurück.
    »Na, da wär ich gerne dabei, wenn du deine Wohnung nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum renovierst!«
    »Kein Problem. Komm ruhig. Dann kannst mir a bißle helfen.« Bienzle setzte sich hinter seinen Schreibtisch, streckte die Beine weit von sich und hakte die Daumen in den Hosenbund. »Bloß gut, daß das Verbrechen zur Zeit einen Bogen um Stuttgart macht.«

2
    In der Nacht hatte es zu regnen begonnen. Ein tiefer grauer Himmel hing über der Stadt. Kurz nach acht Uhr begannen Mascha und Joe damit, die Überreste des Festes zu beseitigen.
    »Hast du eigentlich mal zusammengerechnet, was uns das gestern alles gekostet hat?«, fragte Mascha.
    »Das laß ich lieber«, gab Joe zurück.
    »Der Lohmann verlangt aber sein Geld, und ich fürchte...«
    Weiter ließ Joe sie nicht kommen. »Der weiß doch, daß wir die Kohle beibringen. Dem kommt’s auf ein paar Tage hin oder her nicht an.«
    Maschas Miene zeigte deutlich, daß sie anderer Meinung war. »Lohmann trau ich nicht mal so weit, wie ich ’ne Waschmaschine schmeißen kann«, sagte sie.
    Lohmann, der mit allem makelte, was Geld brachte, hatte Joe und Mascha den Imbißstand verschafft. Das Gelände, auf dem die Bude auf Rädern stand, gehörte ihm
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