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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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Der junge Kriminalassistent hatte gerade zufrieden festgestellt, daß die jungen Frauen hier zum großen Teil eigentlich seine Aufmerksamkeit verdient hätten.
    Da trat Bienzle zu ihm. »Der Winfried Horrenried muß observiert werden. Er trifft sich etwa in einer Stunde mit der Frau, die mit dem Ermordeten zusammengelebt hat. Irgendwo in einer Hütte.«
    »Und das wollen Sie nicht selber machen?«
    Bienzle überhörte die Frechheit. »Und ich will noch heut Abend Ihren Bericht.«
    Schildknecht stellte den Teller, den er gerade mit allen ländlichen Köstlichkeiten gefüllt hatte, wieder hin und machte sich auf den Weg. Kaum hatte er den Saal verlassen, nahm sich Bienzle den Teller. Geschmack hatte er, der junge Jurist mit dem Drang zur großen Polizeikarriere, das mußte man ihm lassen. Er hatte genau das Richtige ausgesucht.
     
    Winfried Horrenried trat zehn Minuten später aus dem Gasthof zum Weißen Roß. Schildknecht saß bereits wartend in seinem Dienstwagen und beobachtete den Eingang. Als Winfried mit seinem Motorrad startete, hängte sich Schildknecht dran.
    Der junge Horrenried schien es eilig zu haben. Nicht weit vom Sägewerk bog er in ein kleines Bergsträßchen ein und stoppte dann bei einem schmalen Waldweg, der nach links abzweigte. Schildknechts Wagen glitt vorbei und rollte hinter der nächsten Kurve aus. Hier bot eine kleine Ausbuchtung einen behelfsmäßigen Parkplatz. Schildknecht sprang aus dem Wagen, schloß ihn ab und spurtete zurück. Das Motorrad stand unter einem dichten Gebüsch. Schildknecht folgte dem schmalen Waldweg bergauf. Nach etwa vierhundert Metern trat er auf eine Lichtung hinaus. Am gegenüberliegenden Waldrand stand zwischen zwei mächtigen Eichen, deren Silhouetten sich deutlich gegen den Nachthimmel abzeichneten, eine Hütte. Das einzige Fenster wurde durch warmes Kerzenlicht erhellt.

40
    Inge ging ruhelos in dem engen Raum auf und ab. Immer wieder trat sie vor den fleckigen Spiegel, der neben dem Bett an der Wand hing, und prüfte ihr Aussehen. Endlich hörte sie draußen Schritte. Sie ging zum Fenster, warf einen Blick hinaus. Winfried war gekommen. Inge riß die Tür auf und fiel ihrem Liebhaber um den Hals. Sie küßte ihn leidenschaftlich, drängte sich gegen ihn. »Endlich, endlich, endlich – du hast mir so gefehlt!«
    Winfried stand steif da, schob Inge sanft von sich, ging dann zum Bett und setzte sich, während sie die Tür schloß.
    Inge lehnte sich mit dem Rücken gegen die Türfüllung. »Wie geht’s denn jetzt mit uns weiter? Das stürmt alles so auf mich ein. Ich blick überhaupt nicht mehr durch.«
    »Wieso, läuft doch alles prima. Morgen ist mein Vater wegen des Testaments beim Notar.«
    »Aber es gibt doch gar keins.«
    »Auch das muß vor dem Notar geklärt werden. Das ist alles bloß eine Formalität. Mein Vater erbt – kein Thema!«
    Das war der erste Satz, den Schildknecht hörte, der sich draußen bis an das Fenster der Hütte herangepirscht hatte.
    Inges Stimme war noch besser zu verstehen als die des jungen Mannes. »Da kann er ja bei Gelegenheit ruhig mal danke zu mir sagen.«
    »Wieso?« Winfrieds Stimme bekam nun einen harten Klang. »Du kriegst deinen Scheck – ich hab so an fünfzig Mille gedacht – und der Fisch ist geputzt!«
    »Einen Scheck, aber du hast doch gesagt, später gehört uns sowieso alles.«
    »Uns?«
    »Ja, dir und dann auch mir.« Aber diese Worte sprach sie mit immer weniger Kraft. Sie ahnte, was hinter Winfrieds plötzlicher Kälte steckte, nur glauben konnte sie’s noch nicht.
    Winfried antwortete sichtlich gelangweilt: »Ja, ja, das hab ich vielleicht mal gesagt.« »Was heißt das? Heißt das, jetzt gilt mit einem Mal alles nicht mehr?«
    »Jetzt paß mal auf. Du bist wirklich große Klasse im Bett, aber.«
    Inge schrie plötzlich unkontrolliert: »Du willst nichts mehr von mir wissen? Ja oder nein! Antwort!«
    Winfried stand vom Bett auf, aber als Inge einen Schritt auf ihn zu machte, wich er aus. »Ja, ich will nichts mehr von dir wissen. Nein, ich will nicht weiter mit dir zusammen sein. Ist das klar genug? Du weißt doch am besten, wie das ist: Die Liebe kommt, die Liebe geht. Die Gefühle ändern sich.«
    Inge starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Das ist nicht wahr. Das bist nicht du. Das ist ein anderer. Mein Winni würde so etwas Gemeines nie sagen.«
    »Nimm’s, wie es ist, es war ja auch für mich eine ganz schöne Zeit.«
    »Und wenn ich jetzt zur Polizei gehe?«
    Schildknechts Körper spannte
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