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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig
Autoren: Carter Brown
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dummer Spaß...«
    Aber da hatte sie schon
eingehängt.
    Ich war mir schnell darüber
klar, daß ich keine Wahl hatte. Wenn das Ganze ein sorgsam ausgeklügelter Witz
war, dann konnte ich mitspielen und — wenn sich alle fast totgelacht hatten —
dem Erfinder das Gebiß polieren, auch wenn es vielleicht Fran Jordan selbst
gehörte. Und wenn die Sache ernst war, dann mußte ich auch mitspielen, schon um
Frans willen.
    Eine gute Viertelstunde später
klingelte es, und ich öffnete die Wohnungstür. Herein marschierten zwei Kerle,
genau wie die Seidenstimme es angekündigt hatte. Freilich hätte sie mich auch
schonend darauf vorbereiten sollen, was für Typen sie mir da schickte. Beide
waren groß, muskelbepackt und in jeder Hinsicht unerfreulich. Sie redeten in
einsilbigen Worten und benahmen sich ganz wie die schurkischsten Schurken, die
jemals in einem Fernsehkrimi aufgetreten waren.
    Sie vergewisserten sich, daß
ich wirklich Danny Boyd war, untersuchten mich gründlich, und als sie überzeugt
waren, daß ich keine versteckte Waffe bei mir trug, geleiteten sie mich aus dem
Haus zu einer schwarzen Limousine, die am Bordstein wartete. Sobald ich auf dem
Rücksitz saß, klebten sie mir eine Binde über die Augen und steckten mir
Pfropfen in die Ohren. Und dann begann eine Fahrt ins Blaue, von der ich nicht
das geringste mitbekam — ich fühlte nichts weiter als den komischen Geschmack
im Mund, und der wurde mit jeder Meile schlimmer.
    Nach einer Zeit, die mir wie
ein paar Ewigkeiten vorkam, zerrten mich recht lieblose Hände aus dem Wagen;
die beiden Muskelmänner nahmen mich in die Mitte, und wir gingen ein gutes
Stück über Steinboden; zwischendurch gab es eine kleine Pause, in der wohl
einer der beiden eine Tür öffnete. Dann schwebte mein rechter Fuß einen
atemraubenden Augenblick lang in der Luft — und dann wanderten wir eine Treppe
hinunter. Dann folgte wieder ein Halt, und man nahm mir die Pfropfen aus den
Ohren.
    »Sie können jetzt auch die
Binde abnehmen, Boyd«, sagte einer.
    Während ich an dem Heftpflaster
herumfummelte, hörte ich ihre Schritte verklingen, dann schlug eine Tür zu. Ich
hatte noch einen Augenblick zu tun, dann endlich gelang es mir, die Binde
abzureißen.
    »Na, Danny«, ertönte ein
schwaches Stimmchen, »hat dir die Fahrt Spaß gemacht?«
    In dem plötzlichen grellen
Licht mußte ich blinzeln, ehe ich wieder sehen konnte. Ich stand in der Mitte
eines kleinen Kellers, die Wände waren kahl und von einer ebenso kahlen Birne
beleuchtet, die an einem Stückchen Kabel von der Decke baumelte. Das Mobiliar war
karg: ein roher Tisch und Stuhl, ein Teppich mit Mottenlöchern, eine uralte
Couch.
    Fran Jordans sorgenvolle grüne
Augen beobachteten mich von der Couch her. Sie sah bleich und mitgenommen aus,
ihre seidene Bluse und die Baumwollhosen waren arg zerknittert. Sie versuchte
ein Lächeln, aber es wurde nichts daraus.
    »Wenn du das für einen
originellen Witz hältst, Danny Boyd«, sagte sie mit schwankender Stimme, »dann
werde ich dir den Hals mit einem stumpfen Rasiermesser aufschlitzen.«
    »Nein«, erwiderte ich tonlos.
»Dieser Witz stammt von jemand anders, Liebling. Wie ist es passiert?«
    »Am Samstagmorgen« — sie
schüttelte ungläubig den Kopf—, »ich war gerade im Supermarkt und suchte mir
ein bißchen Gemüse fürs Wochenende aus; in diesen Sachen, die ich hier anhabe.
Dann kam dieser lange Lulatsch auf mich zu und fragte, ob ich Fran Jordan sei.
Mein Chef, Danny Boyd, stecke böse in der Klemme und brauche mich sofort, sagte
er. Weil ich dich kenne, erschien mir die Sache mit der Klemme durchaus
glaubhaft, und so ging ich auch ohne weiteres mit ihm. Er schob mich in einen
Wagen, und ehe ich noch Papp sagen konnte...«
    »...kamen die Binde und die
Ohrenpfropfen?«meinte ich.
    »Genau«, sagte sie. »Sie haben
mich hierhergebracht, und seitdem bin ich hier. Danny« — sie zögerte einen
Augenblick — »welchen Tag haben wir heute?«
    »Das weißt du nicht?« entfuhr
es mir.
    Fran zuckte hilflos die
Schultern. »Hier unten weiß man nicht, wann Tag und Nacht ist, Danny. Ich habe
wirklich keine Ahnung, wie lange der Samstag her ist.«
    »Es ist jetzt Mittwochabend«,
informierte ich sie. »Was haben sie mit dir gemacht, Fran?«
    »Nichts.« Diesmal brachte sie
sogar ein Lächeln zuwege. »Ich schlafe auf dieser Couch, die Heizung
funktioniert, und die Tür hinter mir führt in ein Badezimmer. Ich kriege regelmäßig
und gut zu essen — ich glaube, daß sie mich
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