Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
wenigstens körperlich für den
Augenblick topfit machen wollen, wenn ich überschnappe.«
    »Man hat dir nicht verraten,
warum du überhaupt hier bist?«
    »Mit keinem Wort«, erwiderte
sie tonlos. »Das einzige nennenswerte Ereignis war vorhin, als sie mich am
Telefon mit dir sprechen ließen. Einer brachte mich hinauf ins Wohnzimmer — und
dort war sie.«
    »Sie?« forschte ich.
    »Die verdammte Hexe, die das
Ganze ausgeheckt hat«, sagte Fran zornig. »Die...«
    Die Tür flog plötzlich auf, und
einer der Muskelmänner erschien im Rahmen. »Okay, Boyd«, brummte er. »Raus!«
    »Wenn die Pflicht ruft, muß man
folgen«, sagte Fran und lächelte matt. »Paß gut auf dich auf, Danny — und
vielleicht kannst du mir Bewährungsfrist oder so etwas Ähnliches verschaffen.«
    »Aber sicher.« Ich grinste sie
aufmunternd an. »Du kommst im Handumdrehen wieder hier heraus, Kleines.«
    »Hoffentlich ist das dein
Ernst«, sagte sie, dann senkte sie den Blick.
    Der Kraftmeier schloß und
verriegelte die Tür hinter uns, dann wies er auf die Treppe und ließ mich
vorgehen. Wir kamen in einen Flur, und er deutete mit einem Kopfnicken auf eine
Tür gegenüber.
    »Dort hinein«, knurrte er. »Und
vergessen Sie nicht, daß ich hier vor der Tür stehe, die ganze Zeit, während
Sie drin sind.«
    Ich stieß die Tür auf und
betrat ein Zimmer, das wie der Prunkraum eines Harems aussah — auf normales
Format reduziert. Ich watete durch knöcheltiefe Teppiche, sämtliche Wände waren
dunkel furniert. Der Ständer der einsamen Stehlampe war aus Alabaster, er
stellte ein nacktes Mädchen auf Zehenspitzen dar, das in hocherhobenen Armen
den Schirm trug. Schwere, nachtblaue Samtvorhänge verhüllten die Fenster und
bildeten einen imposanten Hintergrund für die gewaltige Couch, die
elfenbeinfarben gepolstert war.
    Sie wirkte auf den ersten Blick
wie eine Gestalt aus Tausendundeiner Nacht; sie lag auf der Couch, aufreizend
und verführerisch, eine verwirrende und doch irgendwie harmonische Komposition
aus kalter schwarzer Seide und warmer heller Haut.
    Sie hatte dichtes schwarzes
Haar, das von einem Mittelscheitel auf die Schultern herunterfiel. Ihre
Schlehenaugen sprühten Funken wie glühende Kohlen, um die vollen, breiten
Lippen nistete ein teuflischer Zug. Ihre Haut war elfenbeinfarben wie die
Couch, und schwarz war das hauchdünne Negligé, das die vollen Kurven eher
betonte als verbarg.
    »Ich heiße Sie willkommen,
Danny Boyd.« Es war die gleiche sanfte Stimme, die ich am Telefon gehört hatte.
Und jetzt raschelte wirklich Seide, als sie die Beine übereinanderschlug.
    »Und bitte — starren Sie nicht
wie ein aufgescheuchtes Kaninchen«, fügte sie leicht belustigt hinzu. »Das geht
mir auf die Nerven.«
    »Wie wär’s, wenn wir das
alberne Geplänkel ließen?« sagte ich lässig, »und statt dessen mal von
Tatsachen sprächen? Was, zum Teufel, tut meine Sekretärin hier? Und weil wir
schon dabei sind, was, zum Teufel, soll ich hier?«
    »Zwei gute Fragen«, antwortete
sie leichthin. »Ihre Sekretärin wurde hierhergebracht, damit Sie ihr auch
bestimmt folgen würden.«
    »Warum?« schnarrte ich.
    »Warum nehmen Sie eigentlich
nicht Platz, Danny?« Sie deutete in Richtung eines niedrigen Sessels, der neben
mir stand. »Und sparen Sie sich Ihre Energie für das, was Ihnen noch
bevorsteht.«
    Ich setzte mich und bedachte
sie mit unfreundlichen Blicken, während ich nach einer Zigarette suchte.
    »Wer sind Sie überhaupt?« sagte
ich.
    »Sie können mich Midnight
nennen.« Sie zuckte affektiert die Schultern. »Ich weiß, das klingt nach
Schmalz, aber es gefällt mir halt. Sie werden zugeben müssen, daß der Name zu
mir paßt.«
    »Er ist wirklich ganz schön
schmalzig«, brummte ich. »Wie übrigens der ganze Kitsch hier ringsum. Ich würde
mir den Bauch vor Lachen halten, wenn ich nicht an Fran Jordan denken müßte,
die nun schon die fünfte Nacht in ihrer Einzelzelle im Keller steckt. Also, was
wollen Sie? Oder sind Sie nichts weiter als ein bißchen verrückt?«
    »Lassen Sie Luft ab.« Ihre
Stimme nahm plötzlich einen eiskalten Befehlston an. »Wir können die Sache auch
anders anpacken, wenn Sie drauf bestehen — und das wäre dann sehr viel
unangenehmer für Sie. Die Geschichte ist ganz einfach. Sie sind Danny Boyd und
nehmen Aufträge entgegen, und ich gebe Ihnen einen.«
    »Und was hat Fran Jordan damit
zu tun?«
    »Sie dient mir als Garantie,
daß Sie zu meiner vollen Zufriedenheit arbeiten«, sagte sie. »Sie bleibt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher