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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig
Autoren: Carter Brown
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Louis’ Gesicht vergaß, als ich ihn und den
letzten Schläger in den Raum einsperrte, wo sie Johnny Benares durch die Mangel
gedreht hatten.
    Die Fortsetzung war eine
verrückte Fahrt durch ein verschlungenes Netz von schmalen Straßen gewesen, bei
der wir entdeckten, daß Midnights Villa einige Meilen außerhalb von Greenwich,
Connecticut, stehen mußte. Wir waren heilfroh gewesen, als wir den Parkway nach
Manhattan erreicht hatten.
    Die Eiswürfel schwammen
klimpernd im Bourbon, als plötzlich hinter mir eine anklagende Stimme erklang.
    »He! Und wer denkt an mich?
Wenn ich etwas nicht mag, dann sind das heimliche Säufer.«
    »Und wenn ich etwas nicht mag,
dann sind das Leute, die sich ins Zimmer schleichen«, erwiderte ich kühl.
»Machst du eigentlich nie die Tür hinter dir zu, damit die Leute wenigstens
merken, wann du kommst?«
    Dann blickte ich auf und sah
Fran zwei Meter vor mir stehen. Sie sah so herrlich frisch gebadet aus, und sie
trug einen weißen, seidenen Schlafanzug, der es fertigbrachte, sie einerseits
vom Hals bis zu den Knöcheln keusch zu verhüllen und andererseits jede
gelungene Kurve ihrer überaus bewunderungswürdigen Figur sichtbar zu machen.
    Ihre grünen Augen funkelten
wieder lebenslustig, und in ihren Zügen war jener Ausdruck, den ich so mag —
ein bißchen zynisch, ein bißchen lüstern, ein bißchen amüsiert. Es schien, als
habe sie sich schon völlig von den Ereignissen der letzten fünf Tage erholt,
die ihr doch wie eine Ewigkeit voller Angst und Ungewißheit vorgekommen sein
mußten. Ich war froh, daß sie wieder so gut aus sah.
    »Ich halte nichts davon, mit
Angestellten zu trinken«, erklärte ich ihr. »Sie meinen dann, sie seien
gleichwertig. Aber ich glaube, in diesem besonderen Fall können wir mal eine
Ausnahme machen.« Ich musterte sie kritisch von Kopf bis Fuß. »Und weil wir
gerade dabei sind, möchte ich meinen Grundsatz überhaupt abändern. Künftig
trifft er nicht mehr auf Angestellte zu, wenn sie seidene Schlafanzüge tragen,
die so eng und dünn genug sind, daß man jedes Muttermal erkennen kann.«
    Fran blickte interessiert an
sich herunter. »Soviel ich weiß, habe ich gar kein Muttermal«, sagte sie
belustigt. »Aber immerhin komme ich mir nach diesem Bad wie neugeboren vor,
nachdem ich immerhin ein Schicksal erleiden mußte, das zehnmal schlimmer als
ein normaler Tod war — und dies alles nur in treuen Diensten als deine
pflichtbewußte Angestellte.«
    »Was möchtest du gern trinken?«
fragte ich schwach.
    »Das gleiche wie du«, erwiderte
sie schnippisch. »Nur möchte ich mehr Schnaps — viel mehr! — und weniger Eis.
Du weißt doch, es ist fünf lange Tage her, seit ich etwas zu trinken bekam.«
    »Du wirst schon dafür sorgen,
daß ich es nie vergesse«, sagte ich und füllte ein Glas nach ihren
Instruktionen.
    »Du hast einen Mordsdusel, daß
du diesen Schlafanzug überhaupt zu sehen bekommst«, bemerkte sie plötzlich,
ohne daß ich den geringsten Zusammenhang mit der vorangegangenen Unterhaltung
hätte sehen können. »Wenn man bedenkt, daß du so großzügig warst und mir genau
zehn Minuten Zeit gelassen hast, einen Koffer zu packen, als wir unterwegs in
meiner Wohnung Station machten. Das war wieder einmal eine von deinen typischen
Fußangeln — eine neue Note in Boyds bewährter Verführungsarie —, damit ich ja
keine Zeit bekam, über die Folgen nachzudenken: daß ich nämlich nun in deinem
Apartment übernachten muß.«
    Ich gab ihr den Drink, und sie
riß mir das Glas aus der Hand, als fürchte sie, ich könne es mir noch anders
überlegen.
    »Fran, Liebling«, sagte ich
geduldig. »Ich hab’ dir doch schon erklärt, es ist nur wegen deiner
Sicherheit.«
    »Hörbares Gelächter im
Zuschauerraum«, sagte sie mit säuerlicher Miene.
    Sie nahm das Glas mit zur Couch
und ließ sich nieder. Kurz darauf zog ein nachdenklicher Ausdruck über ihr
Gesicht.
    Ich nahm meinen Drink und
gesellte mich zu ihr, setzte mich dicht, aber noch nicht zu dicht neben sie.
    »Denkst du nach, Fran?«
erkundigte ich mich teilnahmsvoll.
    »Sei still«, sagte sie
geistesabwesend, während eine steile Falte zwischen ihren Brauen erschien.
»Siehst du das denn nicht?«
    Es gibt da so eine alte
Geschichte, wonach hinter jedem großen Mann eine Frau zu suchen sei. Daran
mußte ich jetzt denken — und ich wäre auch sofort eine Wette eingegangen, daß
hinter jedem manisch depressiven Mann die Konversation einer Frau zu suchen
sei.
    »Danny«, sagte sie
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