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Ermorden Sie ihn unauffällig

Ermorden Sie ihn unauffällig

Titel: Ermorden Sie ihn unauffällig
Autoren: Carter Brown
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doch noch
erledigen.«
    Er schlurfte auf den Tisch zu,
langsam, aber entschlossen, die Hände noch unten und ein bißchen vorgestreckt,
während die Finger sich krampfhaft krümmten und wieder streckten.
    »Johnny!« sagte ich scharf.
»Jetzt ist nicht die Zeit für...«
    »Es geht ja nur um meinen alten
Kumpel Louis«, sagte er monoton. »Der Lump! Ich muß ihm doch zeigen, wie
dankbar ich ihm für die Kur bin, zu der er mir hier verholfen hat. Und was er
alles Nettes über mich gesagt hat, du stellst es dir nicht vor. >Schlag doch
noch sechsmal zu, Midnight, dann spuckt er alles aus. Johnny hatte noch nie
viel Rückgrat!< Und weißt du was, Boyd? Sie hat’s gemacht.«
    »Laß das, Johnny!« zischte ich
verzweifelt. »Das hat doch Zeit. Paß auf und...«
    Aber es war schon zu spät.
Louis, der Heilige mit der Narbe, saß zwischen den beiden anderen, und dies
bedeutete, daß Benares an einem vorüber mußte, um Louis an den Kragen zu
können. Und während ich noch redete, passierte er den Schläger, der mir gerade
die Wagenschlüssel zugeworfen hatte. Für eine Sekunde war sein Körper dabei
zwischen dem Kerl und mir. Es folgte ein leises, kratzendes Geräusch, dann
hallten donnernd zwei Schüsse durchs Zimmer, und das Echo verlief sich irgendwo
im Haus.
    Johnny Benares wurde auf mich
zurückgeschleudert, getrieben von der Wucht der beiden Kugeln, die in ihn
eingeschlagen hatten. Dann fiel er seitwärts um.
    Die beiden Schüsse hatten einen
Reflex in meinen Beinen ausgelöst, denn plötzlich stand ich einen Meter neben
der Stelle, wo ich mich noch eine Sekunde zuvor befunden hatte. Und so schlug
die dritte Kugel aus der Pistole des Schlägers irgendwo in den Verputz,
ungefähr in der Höhe, wo mein Kopf gewesen war.
    Er hatte wie ein Profi
reagiert, den letzten Schuß über Johnnys fallenden Körper hinweggefeuert — in
der Absicht, mir das Gehirn aus dem Kopf zu blasen.
    Womit er freilich nicht hatte
rechnen können, das waren meine übernervösen Beine, und nun blieb ihm keine
Zeit mehr, sich auf so etwas einzustellen. Der Sekundenbruchteil, den er
brauchte, um mich neu zu orten und die Pistole ein Stückchen zu schwenken, war
genau jener Sekundenbruchteil, den ich zum zweimaligen Abdrücken benötigte.
    Ein dunkles Loch war plötzlich
unter seinem linken Auge, und fast gleichzeitig gesellte sich ein zweites über
der Braue hinzu. In diesem Augenblick verlor er jegliches Interesse an dieser
Welt und sank in seinen Sessel zurück.
    Louis saß unbeweglich, eine
Hand auf halbem Wege unter sein linkes Revers wie festgenagelt, während mir der
zweite Schläger wie ein gebückter Gorilla aus einem Wachsfigurenkabinett
vorkam.
    Langsam wich die Spannung.
Louis’ Hand kehrte zentimeterweise auf die Tischplatte zurück, wo sie still
liegenblieb, und der Gorilla sank im Zeitlupentempo wieder in seinen Sessel,
mit einem eingefrorenen Lächeln im Gesicht.
    »Wie ich schon sagte«, ich
holte tief Luft, »vielleicht möchten die Herrschaften das Zimmer beziehen, aus
dem unser verstorbener Freund Johnny Benares gerade ausgezogen ist?«
    Man sah ihren Gesichtern an,
daß sie auf der Stelle in Teufels Küche gezogen wären, wenn sie dabei nur am
Leben blieben.
     
     
     

3
     
    Ich sah aus meinem Fenster auf
das prächtig beleuchtete Panorama des Central Park, dann auf meine Uhr — und
mochte nicht recht glauben, daß es erst fünf Stunden her war, seit ich diese
Aussicht zum letztenmal bewundert hatte. Fran machte sich schon eine ganze
Weile im Badezimmer zu schaffen, aber das schien mir kein Grund, ebensolange
auf einen Drink zu warten.
    Von dem Augenblick an, als das
Telefon geklingelt und eine Samtstimme mir aufgetragen hatte, was ich tun
mußte, um Fran bei guter Gesundheit zu halten, von da an war alles so verdammt
schnell gegangen, daß es mir immer noch schwerfiel, das alles für bare
Wirklichkeit zu nehmen — die Fahrt mit verbundenen Augen, der Keller mit dem
roten Licht und der Jammergestalt von Johnny Benares, dann dieser verrückte
Vorschlag, ich solle an seine Stelle treten und mich mit einem gewissen Max
Summers in einem Nest in Iowa treffen, der seidene Alptraum namens Midnight,
die blödsinnige Art und Weise, wie Benares sich praktisch selbst umgebracht
hatte — es war wirklich ein netter Abend gewesen.
    Ich mußte an Frans
erleichtertes Gesicht denken, als sie in dem letzten Mann, der nach den
Schüssen aus dem Zimmer kam, mich erkannte.
    Es würde auch eine ganze Weile
dauern, ehe ich den Ausdruck in
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