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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Autoren: Therese Philipsen
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als 200 Stundenkilometer, und die Haut ihres Gesichts begann zu flattern, als wäre sie aus Pudding.
    Nach 50 Sekunden zog sie die Reißleine, der Fallschirm öffnete sich über ihr wie eine Blume, und alles stand mit einem Mal still. Sie hing dort, vollkommen lautlos, und schwebte langsam nach unten, während die Freude in ihr brodelte, und als ihre Füße schließlich unweit der Dropzone in Sundbylille elegant aufsetzten, legte sie sich auf den Boden und lachte laut.
    »Verdammt, Mann!«, sagte sie zu dem Instrukteur, als er zu ihr kam und ihr die Hand reichte.
    »Der 250. Sprung ist etwas ganz Besonderes«, sagte er. »Gratuliere!«
    Sie hatte die Ausrüstung gerade erst abgeschnallt, als das Handy in der Tasche ihrer Armyhose klingelte. Es war Per Roland, der Chef der NEC-Spezialeinheit für Kriminalfälle mit hohem Gewaltpotenzial.
    »Liv hier, wohin müssen wir?«
    »Was sagst du zu Grünkohl mit Pinkel?«
    »Kann man essen. Wo in Südjütland?«
    »Sønderborg. Wir treffen uns da im Präsidium.«
    »Okay, bis dann«, sagte sie und legte auf.
    Eine Stunde später war sie bereit. Ihr Exmann hatte ihre beiden Töchter, Alba und Josephine, wie immer gerne genommen. Die beiden waren mittlerweile zweieinhalb und fünf Jahre alt. Er hatte eine neue Freundin, die er bald heiraten wollte, und auch sie mochte die Mädchen. Liv war allein geblieben. Ihren früheren Lover Claus hatte sie vor die Tür gesetzt. Die Eifersucht hatte ihn irgendwann aufgefressen, obwohl sie sich von Anfang an auf eine offene Beziehung geeinigt hatten. Zu guter Letzt war er so wütend geworden, dass er sie bei einem Streit gewürgt hatte, doch mit ihrer Erfahrung aus dem Kickboxen war es ihr ein Leichtes gewesen, ihn im hohen Bogen aus der Panoramawohnung in Helsingør zu befördern.
    Liv hatte eine ganz klare Vorstellung von ihrem Leben, eine Art Philosophie: Willst du glücklich sein, dann sei es. Viel zu viele Menschen versäumten das kleine Glück, weil sie ihr Leben lang auf das große warteten.
    Sie drückte auf die Fernbedienung und ließ den Motor an, als sich das Garagentor fast geöffnet hatte. Die Scheinwerfer ihres Mercedes SLK Cabriolets mit Hardtop leuchteten mit der Sonne um die Wette. Sie stellte die Automatik auf Drive und fuhr auf den Strandvej hinaus. Dann hob sie den Arm und drückte erneut auf die Fernbedienung, woraufhin sich das Tor leise wieder schloss. Sie tippte die Adresse in Sønderborg in ihr Navi und wartete darauf, dass die Route berechnet wurde, während sie den Blick über den Øresund und Kronborg schweifen ließ.
    Sie nutzte ihr Auto privat und im Dienst, weil sie die Dienstwagen so schrecklich leid war. In ihren Augen hatten alle Polizeiwagen zu schwache Motoren und auch sonst diverse Mängel. Natürlich war ihr Mercedes ein absolutes Ego-Auto, er bot nicht einmal Platz für ihre beiden Töchter. War sie mit ihnen unterwegs, nahm sie meistens den großen Porsche Cayenne, der reichlich Platz für die Kinder und das dazugehörige Spielzeug bot.
    Schon von klein auf hatte sie sich für Autos interessiert. Zu Hause in der Villa am Strandvej war sie unablässig für ihren Aufzug, ihre Sprache, ihre Vulgarität und ihr jungenhaftes Benehmen gescholten worden. In den Augen ihrer Mutter war sie alles andere als die perfekte Tochter aus gutem Hause gewesen. Nie hatte sie stillsitzen können, weder zu Hause noch in der Schule, doch wenn ihr Vater sie ein seltenes Mal in seinem Ferrari mitgenommen hatte, war so etwas wie Glück in ihr aufgekommen, und sie hatte regungslos dagesessen, um den Augenblick nicht zu zerstören. Im Ferrari gab es niemanden, der schimpfte, an ihr herumnörgelte oder sich zum Richter über den anderen erhob. Da hatte es nur sie und den rauen Asphalt gegeben.
    Es war kein Geheimnis, dass Liv Geld hatte, und sie hatte auch nicht vor, diese Tatsache zu verbergen, obwohl sie in vielerlei Hinsicht den Reichtum und das, was er mit den Menschen machte, verachtete. Ganz besonders, wenn sie daran dachte, was er mit ihren Eltern gemacht hatte. Ihr Vater hatte ihr alles über Autos beigebracht und immer wieder betont, wie wichtig starke Motoren waren, doch jetzt standen beide Ferraris nutzlos in der Garage ihres Elternhauses herum, während ihr Vater wegen eines Betrugsdelikts im Gefängnis saß. Wenigstens war er für sie da gewesen, als sie ein kleines Mädchen war, was sie von ihrer Mutter nicht sagen konnte. Ihre ganze Kindheit und Jugend hindurch war sie in Tabletten und Alkohol abgetaucht, so dass
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