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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Autoren: Therese Philipsen
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die wollte man sich zuerst konzentrieren. Roland hatte wieder das Bedürfnis verspürt, die Wellnessberater anzusprechen, hatte sich aber beherrscht.
    Frederik Willumsen würde höchstwahrscheinlich den Rest seines Lebens in einer geschlossenen psychiatrischen Einrichtung verbringen. Esad Nuhanovic konnten sie gerichtlich nicht verfolgen, er war mit seiner aktiven Sterbehilfe und seinem selbst inszenierten Selbstmord davongekommen. Die Medien hatten sich natürlich darauf gestürzt und es so dargestellt, als wäre er wie ein Märtyrer für seine Sache gestorben. Den letzten und ultimativen Mord aus Barmherzigkeit hatte er an sich selbst verübt, hieß es in den Medien, die ihm den Namen Doktor Tod gegeben hatten. Die Debatte lief. Ganz nach Plan. Und damit hatte Esad erreicht, was er gewollt hatte. Er hatte den Mord aus Barmherzigkeit in den Blickpunkt des Interesses gerückt, wie die Medien ihn jetzt – ganz in Esads Sinne – nannten.
    Was Safet und Doktor Andersen anging, sah es ganz anders aus. Den Arzt und seine Krankenschwester würde man versuchen, für die Fälle von aktiver Sterbehilfe, die der Letzte Ausweg zu verantworten hatte, gerichtlich zu verfolgen. Laut Paragraf 240 des Strafgesetzesbuches war es verboten, bei einem Selbstmord Hilfe zu leisten, und so gesehen verfügte die Polizei mit dem Video über ausreichendes Beweismaterial. Dieser Fall dürfte ihnen keine Probleme bereiten. Außerdem hatte Andersen alles gestanden, und Fälle, in denen ein Geständnis vorlag, konnten immer schneller abgeschlossen werden.
    Safet war abgehauen. Sie hatten die Fahndung ausgeschrieben, aber mehr wollte Roland auch nicht unternehmen. Er hatte mit der Staatsanwaltschaft gesprochen, und zusammen hatten sie sich angesichts von Livs Bericht und dem Verhör von Doktor Andersen darauf geeinigt, keine Anklage gegen den Jungen zu erheben. Er hatte sich nichts anderes zu Schulden kommen lassen, als dem Selbstmord seines Vaters beizuwohnen, ohne einzugreifen. Hauptsache, sie bekamen Doktor Andersen und die beteiligte Krankenschwester dran, hatte der Jurist gesagt.
    »Ja, welch Freude ist es, zusammen zu reisen, zusammen zu reisen, wenn Liebe, Liebe uns umhüllt«, sang er.
    Sobald das hier beendet und die ganze Papierarbeit erledigt war, wollte auch er auf Reisen gehen. Zusammen mit seiner Tochter Christina wollte er das Land bereisen, das die Grundlagen für unsere abendländische Zivilisation geschaffen hatte. Griechenland, mit seinen herrlichen Stränden und Inseln und nicht zuletzt dem guten Essen. Am kommenden Samstag sollte es schon losgehen. Sie brauchte seine väterliche Fürsorge, und er freute sich auf ihre Gesellschaft. Peter bekam vom Gymnasium leider keine Freistellung, um mitfahren zu können. So würde es wohl noch viele Jahre sein. Als sie klein waren, hatte Roland zu viel zu tun gehabt, und jetzt hatten sie zu viel zu tun, um Zeit mit ihm zu verbringen. Würden sie irgendwann in ihren Leben alle wieder einmal Zeit füreinander haben?
    Er sang und schielte zu Miroslav hinüber, der mit Liv und Carsten zusammenstand, der seine Frau mitgebracht hatte. Liv sah in ihrem Kleid fast normal aus. Es stand ihr, wie eine Frau auszusehen, fand er.
    Miroslav sah fantastisch aus. Die Farbe war in sein Gesicht zurückgekehrt, und das Leuchten in seinen Augen war wieder frech wie Oskar. Noch so ein Lieblingsausdruck von seinem Vater. Vielleicht war Roland seinem alten Herrn doch viel ähnlicher, als er es glaubte. Und vielleicht war das auch gar nicht so schlecht. Auf jeden Fall war er jetzt das älteste männliche Familienmitglied. Vielleicht war es an der Zeit, sich dieser Aufgabe bewusst zu werden.
    »Ja, welch Freude zusammenzuleben«, grölte Lind an Rolands anderer Seite. Er hatte seine Frau und die beiden kleinen Jungs dabei und der jüngste hatte einen ansehnlichen Haufen Spucke auf Lange Linds Schulter hinterlassen.
    Ja, das musste eine Freude sein, dachte Roland und sah zu dem Brautpaar hinüber, das jetzt Hand in Hand den Kirchengang herunterkam und alle grüßte, an denen es vorbeiging. Die Trauung war vorüber. Anette trug eine hellgrüne Granate von Kleid und hatte immer noch ein breites, weißes Krankenhauspflaster mitten auf dem Hals. Sie ging freudestrahlend neben ihrem Max, dessen geliehener Anzug bei all der überschäumenden Freude aus den Nähten zu platzen drohte. Sie hatten sich zu einer Blitzhochzeit nur mit den nächsten Verwandten und all denen entschieden, die so kurzfristig kommen konnten. Der
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