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Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel

Titel: Ermittlerpaar Moretti und Roland 02 - Suendenspiel
Autoren: Therese Philipsen
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Liv eher so etwas wie eine Mutter für sie gewesen war und nicht umgekehrt.
    Der Strandvej verschwand und mit ihm Helsingør, als sie auf den Kongevej kam und schließlich die Autobahn in Richtung Kopenhagen erreichte. Liv beschleunigte auf 110 Stundenkilometer. Die schicken Villen machten braunen Feldern Platz, auf denen schon in wenigen Monaten wieder grüne und gelbe Pflanzen sprießen würden.
    Sie zündete sich eine Zigarette an und schaltete das Radio ein. Lady Gagas Computersound schallte ihr entgegen, und Liv sang den Refrain mit, bis sie die Musik leid war und stattdessen eine CD einlegte. »Sweet Child O’Mine« von Guns N’Roses blies ihr die letzten Töne von Lady Gaga aus dem Kopf und hämmerte ihr die unverkennbaren Gitarrenriffs ein, die ihrer Meinung nach nur noch von Jimi Hendrix’ »Voodoo Child« übertroffen wurden.
    Liv grölte mit Axl Rose um die Wette, während die Straße sie nach Südjütland führte. Auf der Brücke über den Kleinen Belt öffnete sie ein Fenster und ließ die frische Meeresluft ins Auto. Es dauerte jetzt nicht mehr lange, bis sie das Dach abnehmen und endlich wieder mit dem Wind in den Haaren fahren konnte. Darauf freute sie sich schon den ganzen Winter.
    Sie war noch nie in Sønderborg gewesen. Eigentlich kannte sie sich außerhalb von Seeland kaum aus. Normalerweise arbeitete sie bei der Polizei in Nordseeland, doch nach einem Mordfall in ihrem Bezirk im letzten Jahr, bei dem sie die Hilfe des Nationalen Ermittlungs-Centrums NEC angefordert hatten, war ihr angeboten worden, fest in diesem Team mitzuarbeiten. Eine solche Chance schlug man nicht aus. Jedenfalls nicht, wenn man Liv Moretti hieß.
    Per Roland hatte die Nachricht selbst von der Leiterin des NEC erhalten. Er hatte gerade eine Schießerei in einem Bandenkrieg abgeschlossen und las in der polizeieigenen Zeitschrift Politi einen Artikel über die geplanten umfangreichen Einsparungen bei der Staatspolizei. Allem Anschein nach hatten die klugen Köpfe dort oben endlich begriffen, dass sie ein Defizit von 340 Millionen Kronen hatten. Nicht schlecht, dachte er. Wie es dazu gekommen war, interessierte ihn nicht, und er wollte sich auch nicht zu den ganzen Gesundheitsexperten äußern, die neuerdings in den Präsidien ein- und ausgingen, um ihnen die richtige Kost und Fitness nahezulegen. Die Medien würden sich bestimmt mit Wonne auf dieses Thema stürzen, und im Stillen freute er sich, nicht Polizeichef zu sein und es auch niemals zu werden. Seine Kompetenz lag in der Ermittlungsarbeit und nicht in der Leitung oder im Management. Trotzdem war er seit sechs Jahren Chef der mobilen Einheit und seit Neuestem auch der kleinen NEC-Spezialeinheit, die den lokalen Polizeibehörden zur Seite gestellt wurde, wenn mehrere Polizeidistrikte betroffen waren und es um Fälle mit hohem Gewaltpotenzial ging.
    Er war noch ganz in Gedanken versunken und wollte gerade mit einem neuen Artikel beginnen, als seine Chefin, Karen Gruppe, ihn anrief und bat, möglichst direkt in ihr Büro zu kommen. In Sønderborg war eine Leiche aufgetaucht, und die dortigen Kollegen brauchten umgehend Unterstützung. Klar, dass so etwas an einem Wochenende passieren musste, das war ja immer so.
    Es wurde langsam dunkel, als er sich der Stadtmitte von Sønderborg näherte. Nach ein paar falschen Abbiegungen und einem Wendemanöver passierte er das Stadion und hielt schließlich vor dem Präsidium. Anette, die Psychologin und Profilerin des Teams, wartete vor dem Eingang, der von dem Licht, das durch die Fenster fiel, erleuchtet wurde. Sie trug ihren langen, roten Mantel und hatte sich einen Schal um den Hals gewickelt. Unter ihrem Arm klemmte eine Mappe. Lächelnd nahm sie ihn in Empfang.
    »Mensch Roland, benutzt du nicht dein Navi?«, zog sie ihn auf, als er auf sie zuging. »Ich war direkt hinter dir, als du von der Autobahn abgefahren bist.«
    Roland brummte.
    »Ich war früher schon mal hier und dachte, ich finde es so«, sagte er und erinnerte sich vage an die junge Turnerin, die vor acht Jahren vom Sohn ihres Nachbarn vergewaltigt worden war.
    Anette war eine seiner Ideen. Zu Zeiten der mobilen Einheit war sie bei Bedarf nur sporadisch als Psychologin hinzugezogen worden. Bedarf hatte es eigentlich jedes Mal gegeben, da sie aber auch andere Aufträge hatte, war es immer ein Glücksfall gewesen, wenn sie wirklich einmal Zeit für sie gehabt hatte. Doch als seine neue Chefin, Karen Gruppe, sich an ihn gewandt hatte, um eine neue kompetente Gruppe
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