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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen
Autoren: Alex Kava
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untätig zusehen. Deinetwegen, Sam.«
    Der Kaffee . Er musste etwas in ihren Kaffee getan haben. Sie sah angestrengt zu ihm auf. Ihr Körper war wie gelähmt, ihre Sicht verschwommen und wirr, und ihr Verstand schrie, weil ihr Mund es nicht konnte.
    Ihre Wange lag auf dem kalten Fliesenboden. Nach wie vor lief Jeffery auf und ab. Sam konnte nur seine polierten Lederschuhe sehen. Der allzeit gepflegte und ordentliche Jeffery redete tadelnd auf sie ein, nur gerieten die Worte heillos durcheinander. Er redete irgendwas von Chancen, die er ihr gegeben hätte, und dass er nicht zulassen durfte, sich alles von ihr ruinieren zu lassen.
    Er musste einen Flieger erwischen. Nichts von dem ergab einen Sinn. Seine Stimme war leise und monoton, gedämpft, schleppend. Zu Sam drangen bloß einzelne Worte, hier und da mal ein Satzbrocken durch: Eine Story in Nahost, die er drehen musste. Dass es schade wäre, sie nicht dabeizuhaben. Aber jeder würde ihn trauern sehen, wenn er von ihrem tragischen Ende erfuhr.
    »Ich habe es an der Art erkannt, wie du mich angesehen hast«, sagte Jeffery, doch Sam hatte keinen Schimmer, wovon er redete.
    Was war das für ein Geruch?
    »Man wird glauben, dass ihr ein Paar wart und dass der Anschlag euch beiden galt. Vor allem weil sein Haus auch brennt. Armer Patrick Murphy. Nicht mal seine berühmte FBI -Schwester konnte ihn retten.«
    Wie durch einen Wasserschleier sah sie, dass Jeffery eine Flüssigkeit auf das Tablett mit den lila Kristallen goss. Die Rauchfahne, die davon aufstieg, war so hübsch.
    Sam hörte nicht mehr, wie er ging, wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie den weißen Lichtblitz sah. Das Tablett sprühte Funken, und dann brannte der Zeitungsstapel darunter, verschwand in einem Flammenkranz.
    Die Droge, die Jeffery ihr gegeben hatte, machte sie vollkommen schmerzunempfindlich und so schwer, dass sie am Boden klebte. Ihre Sicht wurde noch verschwommener, und ein angenehmer Nebel füllte ihre Gedanken aus, beinahe wie in einem Traum. Sie guckte einfach den roten und gelben Feuerzungen bei ihrem Tanz die Wände hinauf zu. Auch die Hitze war wunderbar beruhigend, wie eine warme Brise an einem kalten Tag.
    Sam schloss die Augen, lauschte dem Knacken und Knistern und dachte an Iggy mit seinen niedlichen Hosenträgern.

74
    Maggie nahm die Kopfschmerzen kaum wahr. Sie war so unendlich müde, dass sie auf der Heimfahrt sämtliche Wagenfenster öffnen musste, damit die kalte Nachtluft sie wach hielt.
    Dr. Kernans Erscheinen auf der Intensivstation hatte sie berührt und zugleich verwirrt. Der alte Griesgram war erstaunlich nett und rücksichtsvoll gewesen. Als er hörte, dass eine Kathleen O’Dell eingeliefert worden war, hatte er sich erkundigt, ob es sich um Maggies Mutter handelte.
    »Ich wohne quasi hier, also falls Sie etwas brauchen, sagen Sie mir Bescheid.«
    Er musste nicht erklären, warum er sich die meiste Zeit in der Klinik aufhielt. Vor zwei Monaten war seine Frau, mit der er seit siebenundvierzig Jahren verheiratet war, in ein künstliches Koma versetzt worden. Maggie hatte keine Fragen gestellt, und er war offensichtlich nicht bereit, Genaueres preiszugeben.
    Dies war einer der Momente, in denen nichts auf der Welt einen Sinn ergab, und Maggie war viel zu erledigt, um etwas daran zu ändern. Racine war vor einer Stunde weggefahren, nachdem sie weitere Informationen über Wes Harper bekommen hatte. Tully hatte angerufen, weil er sich nach Maggie erkundigen und ihr sagen wollte, dass Ganza und sein Team die State Patrol gebeten hatten, den Tatort über Nacht zu bewachen. Angesichts der Spurenfülle wollte er warten, bis es hell war, ehe er mit der Beweissicherung anfing.
    Maggie wollte nur noch nach Hause. Patrick hatte ihr angeboten, auf sie zu warten, doch sie sagte ihm, er solle ruhig ins Bett gehen, musste ihm allerdings versprechen, ihn zu wecken, falls sie etwas brauchte. Und sie hatte endlich Ben angerufen. Sie redeten eine halbe Stunde lang darüber, wie sehr James Kernan sie an Spencer Tracy erinnerte, und dann hatten sie sich gegenseitig die herrlichsten Szenen aus Tracy-Hepburn-Filmen zitiert. Auf jeden anderen hätte diese Unterhaltung oberflächlich und trivial gewirkt, aber sie war genau das, was Maggie brauchte.
    Stunden zuvor hatte sie in ihrer Hektik den nächstbesten freien Platz in dem Parkhaus gewählt, wobei sie weder auf die Ebene noch auf die Platznummer geachtet hatte. Nun wusste sie nicht mehr, wo in diesem kalten, gruftartigen Betonklotz
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