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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen
Autoren: Alex Kava
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wissen?
    Sobald ihre Mutter und Iggy im Bett waren, hatte Sam das Band von den Lagerhausbränden eingelegt und es sich noch einmal angesehen, um sich zu vergewissern, dass der Mann in der Menge Wes Harper war. Und dann schienen sich die Einzelteile zusammenzufügen. Harper war der Feuerteufel und hatte Jeffery irgendwie Nachrichten zukommen lassen. Vielleicht wusste Jeffery nicht mal, dass es Harper war. Was immer zwischen den beiden laufen mochte, Sam war froh, dass sie Agent O’Dell den Film gezeigt hatte.
    Warum sie Jeffery nichts von Harper sagte, wusste sie selbst nicht. Sie erwähnte es nicht einmal, als er sie anrief und völlig aus dem Häuschen war – »wir sind wieder im Geschäft«, hatte er begeistert verkündet. Er hatte sich ein Exklusiv-Interview mit jemandem gesichert, der angeblich vertrauliche Informationen zu den Bränden hatte.
    Dieser jemand wollte Jeffery an einem abgelegenen Ort treffen, an einem »sicheren Unterschlupf«, wie Jeffery es nannte. Und der Informant war bereit, sich filmen zu lassen, aber nur von Jeffery und Sam. Sonst durfte niemand dabei sein. Er wollte Jeffery nicht mal die Adresse verraten, ehe sie nicht an der vereinbarten Stelle waren, wo sie ihre Wagen stehen lassen würden.
    Sam war sich sicher, dass Jefferys »jemand« Wes Harper war. Und als sie hinfuhr und die Gegend wiederer kannte, wunderte es sie nicht, dass er gerade diesen Treff punkt gewählt hatte.
    Obwohl sie zu früh dran war, parkte Jefferys Wagen bereits dort. Sie hielt hinter Jeffery an. Die Heckklappe seines SUV stand offen, und er saß hinten auf der Rückbank. Es sah aus, als wechselte er seine Schuhe. Er war nur im Hemd, rollte die Ärmel hinunter und knöpfte es oben zu.
    Als Sam ausstieg, winkte er ihr zu. Sam hängte sich ihre Schultertasche um und wartete vor ihrem Wagen auf ihn. Kurze Zeit später stieg er ebenfalls aus, hatte aber immer noch keine Krawatte um, und sie sah, dass er den Reißverschluss eines Kleidersacks aufzog. Warum zog er sich erst hier um?
    Er hatte unter einer Straßenlaterne geparkt, und durch die offene Heckklappe konnte Sam das Chaos in dem SUV sehen. Wie es aussah, hatte er schwarze Müllsäcke auf der Ladefläche ausgelegt. Offenbar hatte er am Wochenende bei sich entrümpelt, Sachen fürs Recycling zusammengepackt und seinen SUV gewaschen. Er hatte mehrere Stapel Altpapier, Aluminium-Kanister, die Poolreiniger-Flasche, die Sam neulich schon aufgefallen war, einen Haufen Altkleider und einen roten Benzinkanister geladen.
    Eine komische Vorstellung, dass Jeffery seine Garage oder seinen Schuppen zu Hause selbst entrümpelte. Andererseits war er so pingelig, dass er wohl niemanden fand, der es zu seiner Zufriedenheit erledigte.
    »Ich habe die Adresse«, sagte er und hielt einen Zettel in die Höhe. »Ist nur zwei Straßen weiter.«
    Tagsüber war es sonnig gewesen, aber jetzt wurde es kühl. Der Fußweg war wirklich kein Problem, auch wenn Jeffery jetzt schon außer Atem wirkte. Nein, es wunderte sie wahrlich nicht, dass Wes Harper sie hier treffen wollte. Laut Patrick hatte er sich nach Maggie erkundigt, und wie es aussah, war es wohl keine beiläufige Frage gewesen. War Harper der Mann mit der Baseballkappe, den Sam in der Regennacht hinter Agent O’Dells Haus umherschleichen gesehen hatte?
    In dieser Gegend standen die Häuser auf vier- bis achttausend Quadratmeter großen Grundstücken, auf denen Kieferngruppen für Sichtschutz sorgten. Sam konnte O’Dells Haus zwar nicht sehen, wusste aber, dass es direkt nebenan war.

71
    Maggie saß vorgebeugt auf dem Sofa neben Racine und hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt. Sie war angespannt, unruhig und hatte Kopfschmerzen.
    »Krankenhäuser erinnern dich an deine Mutter«, sagte Maggie, und Racine nickte wieder. Sie sah zu dem stumm geschalteten Fernseher in der gegenüberliegenden Ecke.
    Maggie fiel nicht mehr ein, welcher Krebs Racine die Mutter genommen hatte, als Racine neun oder zehn Jahre alt gewesen war. Sie entsann sich nur, dass sie in einem Krankenhaus gestorben war.
    »Ich verstehe nicht, warum sie mich angerufen hat«, flüsterte Racine. Ihre zynische, witzelnde Fassade war wie weggeblasen. Dies hier war die echte, verwundbare Racine. Vor lauter Erschöpfung und wohl auch ein bisschen durch den Schock funktionierte ihr üblicher Schutzschild nicht, wenngleich sie das nie zugeben würde.
    »Weil sie wusste, dass du mich anrufen würdest«, antwortete Maggie.
    Sie konnte bestenfalls raten, warum ihre Mutter
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