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Erloschen

Erloschen

Titel: Erloschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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leuchtende gelbe und orangene Punkte an ihren schwarzen Flügel spitzen aufleuchteten. Sie hörte, wie Tully die Luft anhielt. Er sah sie also auch. Und er dachte genau dasselbe wie sie.
    Wortlos liefen sie beide nach unten und quer über den Parkplatz, direkt über den braunen Rasen und nicht über die Gehwege. Mehrere Trampelpfade führten in den Wald. Sie nahmen den, der am nächsten lag. Er verengte sich sofort, aber Maggie lief weiter, duckte sich unter Ästen hindurch und ignorierte die trockenen Zweige, die ihr die Arme zerkratzten.
    Mehrere Hundert Meter weiter konnte sie es riechen: den Fäulnisgestank einer Tage alten Leiche, nicht der beißende Kupfergeruch eines frischen Toten. Was immer die Vögel angelockt hatte, war seit Tagen tot.
    Zur Orientierung guckte sie hinauf zu den Vögeln und wurde dabei langsamer, um nicht zu stolpern. Die Schat ten unter dem dichten Laubdach beeinträchtigten ihre Tie fenwahrnehmung. Sie hielt nach dem Schwarm Ausschau, doch was sie sah, ließ sie abrupt stehen bleiben. Tully lief in sie hinein.
    »Was ist?«
    Sie wies auf die Äste eines riesigen Ahorns etwa fünfzig Meter vor ihnen.
    »Gütiger Gott«, hauchte Tully.
    Obwohl sie inzwischen getrocknet waren, konnte Maggie die Blutspuren auf den unteren Ahornästen deutlich erkennen. Was wohl auch mit daran lag, dass unter ihnen eine ausgeweidete Leiche am Stamm lehnte.
    »Was ist das für ein krankes Schwein?«
    Maggie erkannte gleich, dass die Leiche keinen Kopf mehr besaß.
    »Ich glaube, wir haben Zach Lester gefunden«, sagte sie.

67
    Verstümmelungen machten Tully stets fassungslos, egal wie viele er schon gesehen hatte. Er blieb zurück und versuchte, trotz des entsetzlichen Gestanks tief durchzuat men. Der erste Schock würde eintreten, wenn seine Augen seinen Verstand überzeugt hatten, dass dem Bösen tatsächlich keine Grenzen gesetzt waren.
    Maggie näherte sich bereits der Leiche, prüfte, analysierte, verhielt sich vollkommen professionell. Sie schlug nach den Schmeißfliegen, die nur widerwillig ihren Schatz aufgaben und sich so träge bewegten, dass man sie mit einer simplen Handbewegung zu Boden befördern konnte.
    Tully nahm keinerlei Zögern an Maggie wahr, keine Spur von jener Angst, die er bei den Lagerhausbränden miterlebt hatte. Bei anderer Gelegenheit hatte er mal gescherzt, sie würde noch zur Spezialistin für abgetrennte Körperteile. In den Fällen, denen sie zugeteilt war, tauchten sie auch gerne mal in Essensverpackungen von Lieferservices auf, in Einweckgläsern oder Kühlboxen.
    »Sollen wir die State Patrol wieder zurückrufen?«
    Maggie ging ungefähr drei Schritte von der Leiche entfernt in die Hocke, achtete darauf, nichts zu berühren und erst recht nicht versehentlich etwas zu zertreten. Sie wirkte so konzentriert, dass er nicht sicher war, ob sie ihn überhaupt gehört hatte. Tully blickte hinab zu den Kiefern nadeln und dem nassen Ahornlaub im Matsch. Tully näherte sich in Maggies Spuren der Leiche.
    »Er hat die Bundesgrenze überquert«, sagte sie schließ lich. »Und die Interstate ist Bundesterritorium. Gilt das auch für die Rastplätze?«
    Tully hatte keine Ahnung.
    »Theoretisch sind wir zuständig«, sagte sie.
    Tully schloss die Augen und atmete aus. Wie oft zankten sich die Strafverfolgungsbehörden über Zuständigkeiten. Das hatte er noch nie verstanden. Er öffnete die Augen wieder und folgte der Spur dessen, was einst Zach Lesters Eingeweide gewesen waren. Derweil wünschte er sich, er könnte das hier irgendjemand anderem überlassen.
    »Das Kriminallabor von Virginia ist erstklassig.« Einen Versuch war es wert.
    »Eines der besten«, stimmte Maggie ihm zu.
    Er sah, dass sie auf die Uhr sah, als er sein Handy aus der Jackentasche zog.
    »Ganza müsste es innerhalb von vierzig, fünfundvier zig Minuten mit einem Team hierherschaffen«, sagte Maggie.
    Ganza. Tully ersparte sich eine Antwort. Es war klar, dass sie sich für die FBI -Kriminaltechnik entschied. Und sicher war es auch klug und richtig, nur be deutete es, dass sie hier draußen festhingen, bis der letzte Fitzel Beweismittel eingesammelt war.
    Trotzdem rief Tully ohne Widerspruch beim FBI -La bor an.
    Während er mit Ganza sprach, beobachtete er Maggie. Sie hatte angefangen, mit ihrem Smartphone Fotos zu machen. Das war schlau, denn bis Ganza und sein Team hier eintrafen, wäre das Sonnenlicht so gut wie ver schwunden.
    Tully steckte sein Handy wieder ein und überlegte. Er hätte jetzt gerne Gwen

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