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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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versuchte zu lächeln, aber es gelang ihr nicht, zu viel Last hatte sie selbst zu tragen. »Es ist schwer für Kinder, ihre Eltern zu verlieren. Aber es ist auch für eine Mutter schwer, ihr Kind zu verlieren.«
    Marcus Jacobsen trat zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Arm. »Wir sind nach wie vor dran an dem Fall, Frau Larsen. Die Polizei hat sehr viel Mühe darauf verwendet, die Informationen auszuwerten, die Sie uns geben konnten. Auf lange Sicht werden sie uns auf die richtige Spur führen, davon sind wir überzeugt. In diesem Land kann man ein Kind nicht bis an sein Lebensende verstecken.«
    Bei diesen Worten ließ sie den Kopf sinken und Carl dachte, das hätte man doch wohl auch etwas anders formulieren können.
    Da ergriff der junge Mann das Wort. »Sie sollen einfach wissen, dass wir dankbar sind«, sagte er und sah Carl und Assad an. »Dass die Ungewissheit Mia langsam, aber sicher mürbe macht, steht auf einem anderen Blatt.«
    Die Ärmsten. Warum war man nicht einfach ehrlich zu ihnen? Vier Monate waren inzwischen vergangen und der Junge war immer noch nicht gefunden. Dafür hatte man in den beteiligten Behörden einfach nicht genügend Ressourcen mobilisiert. Und nun war es höchstwahrscheinlich zu spät.
    »Wir haben einfach nicht sehr viele Anhaltspunkte«, schaltete sich Carl ein. »Die Schwester Ihres Exmannes heißt Eva, das wissen wir. Aber wie ist der Nachname? Ja, und wie steht es mit dem Nachnamen Ihres Exmannes? Der kann doch wieder ganz anders lauten. Wir kennen ja nicht mal seinen richtigen Vornamen. Auch über seine Vergangenheit ist uns so gut wie nichts bekannt. Lediglich, dass sein Vater Pfarrer war. Erschwerend kommt hinzu, dass Eva kein so ungewöhnlicher Name für eine Pfarrerstochter ist. Ja, ja, wir wissen, die Frau muss um die vierzig sein, aber das ist auch schon alles. Benjamins Foto hängt in allen Polizeiwachen. Und meine Kollegen haben sämtliche Sozialbehörden im Land darüber informiert, dass sie auf den Fall achten sollen. Das ist das, was wir derzeit tun können.«
    Sie nickte. Ganz offensichtlich war sie bemüht, sich vondieser Botschaft nicht die Hoffnung nehmen zu lassen. Verständlich.
    Da griff der junge Mann nach einem Strauß Rosen und sagte, Mia würde Tag für Tag an allen möglichen und unmöglichen Stellen nach Kirchenblättern oder christlichen Zeitschriften Ausschau halten, in denen womöglich der Vater ihres Exmannes erwähnt werde. Das sei zu einer Vollzeitbeschäftigung geworden. Falls sie etwas fände, würden sie als Erste davon erfahren.
    Dann streckte er Carl die Blumen entgegen und bedankte sich.
    Als sie gegangen waren, blieb Carl mit schlechtem Geschmack im Mund und dem Rosenstrauß in der Hand zurück. Mindestens vierzig blutrote Rosen. Er wünschte, die hätten sie nicht bekommen.
    Er schüttelte den Kopf. Nein, auf seinem Tisch konnten diese Blumen nicht stehen. Aber bei Rose und Yrsa zu Hause sollten sie diesmal auch nicht landen. Auf keinen Fall, man konnte nie wissen, wozu das führte.
    Als sie bei Frau Sørensen vorbeigingen, schmiss er die Rosen auf ihren Schreibtisch. »Danke, dass Sie die Stellung halten, Sørensen«, sagte er nur und ließ sie allein mit ihrer Verwirrung und ihren stummen Protesten zurück.
    Assad, Rose und er sahen sich an und gingen die Treppe nach unten.
    »Ich weiß, was ihr denkt«, sagte er.
    Sie mussten schleunigst ein Schreiben an sämtliche Instanzen und Behörden des Landes schicken, bei denen zu erwarten war, dass sie von einem Kind Kenntnis erhalten haben könnten, auf das Benjamins Beschreibung zutraf. Alter, Aussehen. Ein Junge, der urplötzlich irgendwo aufgetaucht war, wo er nicht hingehörte. Also mehr oder weniger dieselben Informationen, wie sie die Polizei bereits in einem Rundschreiben verbreitet hatte.
    Nur dass sie ihr Schreiben mit dem kleinen Zusatz versehen wollten, man bitte die Vorgesetzten in den Verwaltungen darum, sich der Sache selbst anzunehmen.
    Damit würde der Fall garantiert größere Priorität erlangen und schnellstmöglich an die Richtigen weitergeleitet werden.
     
    Im Laufe der beiden letzten Wochen hatte Benjamin mindestens fünfzig neue Wörter gelernt, und Eva kam kaum noch nach.
    Aber sie hatten auch viel miteinander gesprochen, die beiden, denn Eva liebte diesen Jungen mehr als alles auf der Welt. Jetzt waren sie eine richtige kleine Familie. Ihr Mann empfand es genauso.
    »Wann kommen sie?«, fragte er an dem Tag wohl schon zum zehnten Mal. Er war seit Stunden äußerst
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