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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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gezwungen hatte, war viel Wasser diverse Flüsse runtergeflossen. Marcus Jacobsens Männer hatten sich um die drei letzten Brandstiftungen gekümmert, aber da auch der Bandenkrieg sie noch beschäftigte, war der Rødovre-Fall von 1995 beim Sonderdezernat Q hängen geblieben.
    Sowohl in Serbien als auch in Dänemark waren Menschen hinter Gitter gekommen. Nur zwei Geständnisse fehlten noch. Als ob sie die je bekommen würden, hatte Carl resigniert gesagt. Und die Serben, die sie geschnappt hatten, verrotteten garantiert lieber fünfzehn Jahre im dänischen Knast als sich mit denen anzulegen, die das Ganze angezettelt hatten.
    Nun war der Staatsanwalt an der Reihe.
    Carl streckte sich und überlegte, ob er sich für ein paar Minuten aufs Ohr legen sollte. Auf dem Flachbildschirm lief die Nachrichtensendung von TV2.   Dort schwafelten sie gerade von dem Minister, der nicht in der Lage war, sich auf ein Fahrrad zu schwingen, ohne umzukippen und sich die Knochen zu brechen.
    Da klingelte das Telefon. Was für eine Scheißerfindung!
    »Wir haben Besuch hier oben«, sagte Marcus. »Kommt doch gleich mal hoch. Alle drei.«
    Seit zehn Tagen hatte es ohne Unterlass geregnet. Mitte Juli. Die Sonne hatte sich sonst wohin verzogen. Aus welchem Grund sollten sie sich da in den zweiten Stock begeben? Dortoben war es doch fast genauso dunkel wie bei ihnen im Keller.
    Auf der Treppe redete er kein Wort mit Assad und Rose. Diese beschissene Urlaubszeit. Jesper hing den ganzen Tag mit seiner Freundin zu Hause herum. Morten war mit einem Freund namens Preben auf Radtour. Um Hardy kümmerte sich eine ambulante Krankenschwester. Vigga tourte mit einem Mann durch Italien, der anderthalb Meter Haare unter einem Turban verbarg.
    Und während Mona sich mit ihrer Nachkommenschaft in Griechenland bräunte, musste er hier die Stellung halten. Hätten nicht Assad und Rose jetzt auch ihren Urlaub nehmen können? Dann könnte er wenigstens in aller Ruhe die Beine auf den Tisch legen und sich den Arbeitstag mit der Tour de France vertreiben.
    Nein, er hasste Ferien. Besonders, wenn es nicht seine eigenen waren.
     
    Oben im zweiten Stock warf er einen Blick auf Lis’ leeren Platz. Ob sie wieder mit dem Wohnmobil und dem feurigen Ehemann unterwegs war? Wenn es sich um Frau Sørensen gehandelt hätte, wäre das vielleicht noch ganz nützlich gewesen. So ein Getändel auf engstem Raum musste eigentlich selbst eine Mumie wie sie in Schwung bringen.
    Auf ein kleines freundliches Nicken seinerseits zeigte sie ihm den Finger. Na, wer sagt’s denn. Die alte Schachtel ging mit der Zeit.
    Als sie die Tür zu Marcus Jacobsens Büro öffneten, sah sich Carl einer unbekannten Frau gegenüber.
    »Mia Larsen«, sagte Jacobsen drüben von seinem Stuhl, »ist mit ihrem Mann hierhergekommen, um sich bei euch zu bedanken.«
    Da entdeckte Carl auch den Mann, der sich etwas im Hintergrund hielt. Den kannte er. Das war der Typ, der vor dembrennenden Haus in Roskilde gestanden hatte. Dieser Kenneth, der die Frau rausgeholt hatte. Waren die Frau, die jetzt etwas verlegen vor ihm stand, und dieses arme zusammengekrampfte Geschöpf von damals wirklich ein und dieselbe Person?
    Rose und Assad schüttelten den beiden die Hand und Carl tat es ihnen zögernd nach.
    »Ja, entschuldigen Sie bitte«, sagte die junge Frau. »Ich weiß, Sie sind sehr beschäftigt. Aber wir wollten Ihnen gern persönlich dafür danken, dass Sie mir das Leben gerettet haben.«
    Sie standen sich gegenüber und sahen sich an. Carl hatte keinen blassen Schimmer, was er sagen sollte.
    »Ich würde ungern sagen, dafür nicht«, kam es trocken von Assad.
    »Ich auch nicht«, stimmte Rose ein.
    Da lachten die anderen.
    »Sind Sie wieder in Ordnung?«, fragte Carl.
    Mia Larsen holte tief Luft und biss sich auf die Lippe. »Ich würde so gern wissen, wie es mit den beiden Kindern weitergegangen ist. Samuel und Magdalena, nicht?«
    Carl hob ganz leicht die Augenbrauen. »Ich will ehrlich sein: Das ist schwer zu sagen. Die beiden ältesten Jungs sind zu Hause ausgezogen, und ich glaube, Samuel geht es gut. Was Magdalena und ihre beiden anderen Geschwister betrifft, da habe ich gehört, dass sich die Gemeinde um sie kümmert. Vielleicht ist das ja gut, ich weiß es nicht. Für Kinder ist es hart, ihre Eltern zu verlieren.«
    Sie nickte. »Ja, das ist mir klar. Mein Exmann hat viel Schlimmes angerichtet. Falls ich irgendetwas für das Mädchen tun kann, hoffe ich, dass man mir Gelegenheit dazu gibt.« Sie
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