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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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hinein, dass es ein Kinderspiel war, ihre Gedanken zu lesen. Aber der hier riegelte seinen Verstand absichtlich ab, dessen war Roland ganz sicher. Trotz seines übernatürlichen Sehvermögens konnte er in der Dunkelheit nichts erkennen. Der harte Knoten in seinem Magen war der einzige Beleg dafür, dass Curtis Rogers in dem Wagen saß, beobachtete und wartete … bis Jamey kam.
    Rhiannon flüsterte: „Aber ich spüre den Jungen nicht.“ Sie schüttelte frustriert den Kopf. „Ist das Rogers?“
    „Ich weiß nicht, aber falls er es sein sollte und er wirklich Rache will, dann ist Jameson in Gefahr.“
    Rhiannon atmete zischend aus. „Du glaubst, dieser Rogers würde den Jungen nur töten, um dich zu treffen?“
    Roland schüttelte den Kopf. „Vermutlich würde er ihn entführen und dann abwarten, bis ich zu ihm komme. Aber wenn Rogers den Jungen in seiner Gewalt hätte, würde er nicht zögern, Tests mit ihm durchzuführen, Experimente, um mehr über die Verbindung zwischen den Auserwählten und den Untoten herauszufinden.“
    „Ich kenne das DPI und seine Vorliebe für … Experimente.“
    Roland warf Rhiannon einen Seitenblick zu und verspürte erneut Abscheu bei dem Gedanken, was ihr in den Händen des DPI zugestoßen sein musste. Er verspürte den aufrichtigen Wunsch, sie davor zu beschützen, wie er gezwungen war, Jameson zu beschützen. Er wusste, dass das albern war. Rhiannon würde sich nie und nimmer beschützen lassen, von keinem. Darüber hinaus war es so: Wäre sie ständig bei ihm und würde ihn in ein derartiges Gefühlschaos stürzen, dann müsste sie wirklich beschützt werden, aber nicht von ihm, sondern vor ihm.
    „Wo ist der Junge? Es ist spät.“
    Roland schüttelte den Kopf, machte seinen Geist frei von allen Ablenkungen und konzentrierte sich wieder auf das Naheliegende. „Wenn sie gewinnen, gehen sie meistens unterwegs noch einen Happen essen. Da kann es manchmal recht spät werden.“ Während er das sagte, suchte Roland mit seinem Geist nach Jamey. Es war wie ein Schlag, als er ihn fand und feststellte, dass sich der Junge aus der anderen Richtung auf der Straße näherte und keine Ahnung von der Gefahr hatte, die ihn erwartete.
    Der Mann im Auto sah den Jungen auch, denn die Tür ging auf, und er stieg aus. Jamey kam näher, und noch bevor Roland sich für eine Vorgehensweise entscheiden konnte, sprang Rhiannon auf die Füße und rannte auf den Mann zu.
    „Oh, Gott sei Dank, endlich habe ich jemanden gefunden!“
    Der Mann drehte sich mit einem argwöhnischen Blick in den stechenden Augen um. Jetzt konnte Roland sein Gesicht deutlich sehen. Curtis Rogers hatte sich in den vergangenen zwei Jahren kaum verändert. Das blonde Haar hing ihm immer noch ungekämmt und zu lang in die Stirn. Die hellen Brauen und blassen Augen verliehen ihm das Aussehen eines Schwächlings, und Roland wusste, dass er genau das auch war. Doch da ihm die Ressourcen und das stets innovative Arsenal an Waffen und Drogen des DPI zur Verfügung standen, musste man ihn als Gegner durchaus ernst nehmen.
    Und gerade jetzt stand Rhiannon in seiner Reichweite.
    „Wer zum Teufel sind Sie?“
    „Nur eine Frau, die Hilfe braucht. Mein Auto ist ein paar Meilen die Straße runter liegen geblieben. Ich laufe schon seit einer Ewigkeit durch die Gegend und …“ Sie ging weiter und stellte dabei ein recht überzeugendes knappes Hinken zur Schau. „Sie müssen mich einfach mitnehmen.“
    Wenn du zu ihm ins Auto steigst, Rhiannon, zerre ich dich eigenhändig wieder raus! Roland ließ sie seine Gedanken deutlich sehen, und auch seine Wut. Hatte die Frau keinen Verstand? Wenn sie getötet wurde, würde er …
    Ganz ruhig, Roland! Du bist so ein Spielverderber!
    Sie lächelte Curtis an, während sie näher kam. „Sie lassen mich doch nicht allein hier draußen zurück, oder? Das würde ich Ihnen nie verzeihen.“
    Sie schnurrte jetzt regelrecht; Roland spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Rogers ließ den Blick langsam und gründlich über ihren Körper schweifen, nahm jede Kurve in sich auf und verweilte zu lange auf der Brustspalte, die das Kleid so offenherzig zur Schau stellte.
    „Ich würde Ihnen gerne helfen, schöne Frau, aber ich muss mich um dringende Angelegenheiten kümmern.“
    Roland kam aus seinem Versteck. Es reichte. Wenn er das noch lange duldete … wenn Rogers ihr auch nur ein Haar krümmte …
    Nein, Darling! Sie griff mit lautlosen Fingern nach seinem Verstand. Dein Jamey kommt zu nahe.
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