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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Lippen. „Und du hast mich vermisst, auch wenn du es nicht zugeben magst.“
    Sie spürte das Erschauern, das sie in ihm auslöste. Er nickte. „Ich gebe es zu, ich habe dich vermisst.“
    „Und du begehrst mich“, fuhr sie fort und hob den Kopf gerade weit genug, dass sie ihm dabei in die Augen sehen konnte. „Wie du keine andere je begehrt hast … und je begehren wirst. Du missbilligst alles, was ich bin und was ich tue, aber du willst mich, Roland. Ich spüre es selbst jetzt, in dieser einfachen Umarmung.“
    „Zurückhaltung war nie deine Stärke, Rhiannon.“ Er löste ihre Arme von sich, trat zurück und ging mit ihr weiter, ohne sie zu berühren.
    „Du leugnest es?“
    Er lächelte zaghaft. „Ich möchte gern im Sonnenschein spazieren gehen, Rhiannon, doch das wäre mein Tod. Was man sich wünscht, ist nicht zwangsläufig das, was man haben sollte.“
    Sie runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. „Ich hasse es, wenn du in Metaphern oder Parabeln sprichst, oder wie immer man deine albernen Worte auch nennen mag.“
    Er schüttelte den Kopf. „Wie lange wirst du diesmal bleiben, mein kleiner Vogel?“
    „Wenn du das Thema wechselst, ändert das nichts an deinen Gefühlen, weißt du.“
    „Das war eine einfache Frage. Wenn du sie nicht beantworten kannst …“
    „Beantworte meine, dann beantworte ich deine. Willst du mich?“
    Er verzog das Gesicht. „Eine Närrin, die eine Frage stellt, deren Antwort sie bereits kennt.“
    „Ich möchte hören, wie du es sagst.“ Sie blieb stehen und sah ihm in die Augen. „Sag, dass du mich willst.“
    Roland ließ den Blick langsam über ihren Körper wandern; sie spürte ein Brennen, wann immer er verweilte. Schließlich nickte er. „Ich will dich, Rhiannon. Aber ich werde nicht …“
    Sie hielt die Hände hoch. „Das genügt. Verdirb es nicht.“
    Er biss sich auf die Innenseite der Wange, und sie spürte, wie sein Zorn anschwoll. „Und jetzt meine Frage, Verführerin. Wie lange bleibst du?“
    „Ich bin gekommen, um zum Schutz des Jungen beizutragen. Ich denke, ich werde bleiben, bis die Gefahr gebannt ist, und …“
    „Und?“ Er studierte ihr Gesicht mit heftig gerunzelter Stirn.
    Sie versuchte, nicht zu lächeln, als sie antwortete: „Und bis ich dir genau das gegeben habe, was du willst, Roland.“

Keith
    2. KAPITEL
    Roland fühlte sich, als wäre er die Bastille und sie die Revolutionäre. Einen Augenblick lang war er fest überzeugt, dass er keine Chance hatte. Er versuchte an all ihre Fehler zu denken. Sie war impulsiv, anmaßend und so unberechenbar wie das Wetter. Sie handelte, ohne vorher über die Konsequenzen nachzudenken, und das würde sie früher oder später teuer bezahlen. Verdammt, sie hatte es schon teuer bezahlt. Er spürte, dass sie die Zeit in St. Claires Händen beschönigte. Aber er war klug genug, sie nicht wegen der Einzelheiten zu bedrängen. Er hätte den Dreckskerl schon vor Jahren getötet, wenn er das gewusst hätte. Er würde ihn jetzt töten, wäre der Wissenschaftler noch am Leben.
    Es nützte wenig, ihre Fehler zu rekapitulieren. Die Bestie in seinem Inneren war bereits erwacht. Allein durch ihre Anwesenheit dachte er schon in Begriffen wie Mord und Vergeltung, musste er gegen die brutale Seite seines Charakters ankämpfen. Er betrachtete sie und schüttelte langsam den Kopf. Sie war so sehr, wie er einst gewesen war, in seinem sterblichen Leben. Alles, wogegen er seit Jahren ankämpfte.
    Vielleicht konnte er sein Verlangen nach ihr nicht verringern, indem er sich ihre Fehler vor Augen führte. Vielleicht sollte er lieber seine eigenen zählen. Noch besser wäre, wenn er daran denken würde, was aus der anderen Frau geworden war, die er so begehrt hatte.
    „Du schirmst deine Gedanken ab, Roland. Sind sie denn so vernichtend?“
    „Ich schirme meine Gedanken aus Gewohnheit ab. Nimm es nicht persönlich.“
    „Ich glaube, du lügst. Du möchtest nicht, dass ich etwas sehe.“
    Er zuckte mit den Schultern. Wenn sie entschlossen war zu bleiben und ihn zu reizen, würde er ihr widerstehen, so gut er konnte. Für sie und für sich selbst. Er würde Distanz wahren. Niemals sollte die Bestie in seinem Innern befreit werden und über sie kommen. Das hatte sie wirklich nicht verdient.
    Und wenn sie schon hier war, konnte er ja versuchen, ihr beizubringen, sich reif und vernünftig zu benehmen. Er würde ihr den Unterschied zwischen einer wahren Dame und der ungezähmten Göre zeigen, die sie jetzt war. Als würde
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