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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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dem Mann nichts Böses tun, wollte lediglich Roland auf sich aufmerksam machen. Ihr williges Opfer stöhnte leise und legte den Kopf schief. Sie erstickte fast an ihrem Lachen. Sie war froh, dass wenigstens einer von ihnen ein gewisses Maß an Lust dabei empfand. Für sie hatte die Tat schon seit sehr langer Zeit nichts Lustvolles mehr.
    „Verdammt, Rhianikki, lass ihn los!“
    Roland legte ihr eine Hand auf die Schulter und riss sie grob vom Hals des Betrunkenen weg. Der Mann sank halb bewusstlos zu Boden, aber vor Verzückung, nicht wegen des Blutverlusts. „Du hättest ihn umbringen können“, flüsterte Roland schroff.
    Rhiannon krümmte die Mundwinkel fast unmerklich nach oben. „Es gefällt dir wirklich, immer das Schlechteste von mir zu denken, was, Darling? Und ich heiße jetzt Rhiannon. Rhianikki ist zu …“, sie winkte mit einer Hand, „ägyptisch.“ Sie streifte den Mann am Boden mit einem beiläufigen Blick. „Schon gut, Paul. Du kannst jetzt gehen.“ Sie entließ ihn aus ihrem geistigen Bann, er stand unsicher auf. Mit verwirrtem Blick sah er von Rhiannon zu Roland und wieder zurück.
    „Was ist passiert?“
    „Du hast ein wenig zu viel Chablis getrunken, mon cher. Geh jetzt. Mach dich auf den Weg.“
    Er stolperte mit nach wie vor gerunzelter Stirn in die Taverne zurück; Rhiannon wandte sich an Roland. „Siehst du?“
    „Warum bist du hier?“
    Sie hob die Hände, Handflächen nach außen. „Nicht einmal ein Hallo? Ein ‚Wie geht es dir‘? Ein ‚Schön, dass du noch unter uns weilst‘? Gar nichts? Wie unhöflich du geworden bist, Roland.“
    „Warum bist du hier?“ Seine Stimme blieb gleichgültig, als er die Frage wiederholte.
    Sie zuckte mit den Schultern. „Wenn du es unbedingt wissen musst, ich habe von einem gewissen DPI-Agenten gehört, einem ziemlich fiesen Typen, der dich hier aufgespürt hat. Es heißt, er sei bereits im Dorf. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Roland. Ich bin gekommen, um dich zu warnen.“
    Er sah zu Boden und schüttelte langsam den Kopf. „Und da du weißt, dass sich ein Agent der Abteilung für paranormale Ermittlungen hier im Dorf aufhält, machst du natürlich sofort übertrieben auf unsere Anwesenheit aufmerksam.“
    „Gibt es eine bessere Methode, ihn aus der Reserve zu locken? Du weißt, wie ernst sie die Erforschung von Vampiren nehmen.“
    „Du hättest sterben können, Rhiannon.“
    „Dann wärst du mich endlich los gewesen.“
    Er schwieg einen Moment und betrachtete ihr Gesicht. „Das wäre keine Freude für mich, Tollkühne.“
    Sie sah ihn unter dichten Wimpern hervor an. „Du hast eine seltsame Art, mir das zu zeigen.“
    Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie schlang einen Arm um seine Taille, und so gingen sie die windige Straße entlang in Richtung seines Schlosses. „Du musst besser achtgeben“, sagte er in väterlichem – und vollkommen nervtötendem – Tonfall. „Du hast keine Ahnung, wozu das DPI fähig ist. Sie haben ein Betäubungsmittel entwickelt, das uns hilflos macht.“
    „Ich weiß. Und ich weiß von deinem Zusammenstoß mit ihnen in Connecticut, als sie Eric und die kleine Tamara fast erwischt hätten.“
    Roland zog die Brauen hoch. „Und woher weißt du das alles?“
    „Ich beobachte dich, Darling.“ Sie lächelte. „Und ich verfolge das Treiben dieses Wissenschaftlers St. Claire seit Jahren. Er hat mich eine Zeit lang in seinem Labor gefangen gehalten, weißt du.“
    Er sog zischend die Luft ein, packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich um. Sie hätte laut auflachen können. Wenigstens eine Gefühlsregung!
    „Mein Gott, ich hatte ja überhaupt keine Ahnung. Wann … wie …“ Er verstummte und schüttelte den Kopf. „Hat er dir wehgetan?“
    Wärme erfüllte sie. „Schrecklich“, gestand sie mit einem ansatzweisen Schmollen. „Aber nur kurze Zeit. Als ich floh, musste ich seinem Partner leider das Genick brechen.“
    Roland schüttelte den Kopf und machte die Augen zu. „Du hättest mich rufen können. Ich wäre gekommen …“
    „Oh, hör auf, Roland. Bis du eingetroffen wärst, war ich längst wieder frei. Kein Mensch kann Rhianikki bezwingen, Prinzessin des Nils, Tochter des Pharaos, unsterbliche Vampirin für alle Zeiten …“
    Sie wusste, dass er sein Gelächter unwillkürlich von sich gab, nahm die Schönheit seines Lächelns in sich auf und wünschte sich, sie könnte ihn viel öfter dazu bringen. Manchmal lauerte eine Dunkelheit in Rolands Augen. Ein Geheimnis, das ihn
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