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Erinnerungen an die Wahrheit

Erinnerungen an die Wahrheit

Titel: Erinnerungen an die Wahrheit
Autoren: Peter Fechner
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liebevolle Mutter; denn der Sohn Menelik kündete sich an. Salomo und Makeda träumten nun bereits von einem gemeinsamen Thronfolger, der vielleicht ihre Reiche – sofern es Gottes Wille wäre – zu einem jüdischen Großreich vereinen würde.

Der Sohn Menelik und der Raub der Bundeslade
    Der Sohn Menelik wurde in Saba geboren und wuchs in den ersten sieben Jahren bei der Mutter heran. Dann kam er nach Jerusalem zum Vater, dem er von Aussehen und Wesen stark ähnelte. Zu einer nochmaligen Begegnung zwischen Salomo und Makeda, die jetzt auch noch den Ehrentitel „Erneuerin des Glaubens“ trug, kam es zu beider Leidwesen nicht mehr, da sie in ihren Reichen voll damit beschäftigt waren, Revolten zu unterdrücken. Obwohl im entscheidenden Augenblick völlig auf sich allein gestellt, konnte Makeda einen Aufstand ihres Vetters in Aksum niederringen. Eigenhändig tötete sie ihn mit einem Pfeilschuß ins Herz. Sie traute sich aber nicht mehr außer Landes zu gehen und Salomo zu besuchen, wie es geplant war, und war darüber sehr traurig. Auch Salomo, der ebenfalls sehr unter der Trennung von Makeda litt, hatte alle Hände voll mit seinem Widersacher Jerobeam zu tun, konnte das Reich aber bis zu seinem Tod noch zusammenhalten.
    Der junge Menelik wurde schließlich in Jerusalem als zukünftiger Nachfolger der Mutter vor der Bundeslade zum König von Simen und Saba gekrönt. Salomo hätte Menelik auch gern zu seinem Nachfolger ernannt, doch Menelik wollte zurück in das Reich der Mutter. Salomo forderte, daß die erstgeborenen Söhne der höchsten Beamten und Priester mit Menelik auszogen, um die Verbindung der Reiche weiter zu festigen. Aber beim Auszug Meneliks aus Jerusalem hatte sich insgeheim Unerhörtes ereignet: Azaja, der erstgeborene Sohn des obersten Priesters, hatte die Bundeslade geraubt – angeblich auf Befehl eines Engels, der ihm im Traum erschienen war. Menelik erfuhr davon erst unterwegs. Doch war er sich darüber im klaren, daß ohne Gottes Willen ein solches Vorhaben unmöglich gewesen wäre. Vor Freude tanzte er vor der Bundeslade, wie es einst sein Großvater David als junger Mann getan hatte. Berichtet doch die Bibel (2. Buch Samuel 6, 14–15): „Und David tanzte mit aller Macht vor dem Herrn her und war begürtet mit einem leinenen Leibrock. Und David samt dem ganzen Volk Israel führte die Lade des Herrn herauf mit Jauchzen und Posaunen.“
    Der Besitz der geheimnisvollen Bundeslade bedeutete für die Juden göttlichen Beistand. Sie galt als Symbol für den Bund zwischen Gott und „seinem Volk“. So wie andere Völker damals Götterstatuen in vergoldete Schreine stellten, so hatte man in die vergoldete, tragbare Bundeslade die steinernen Gesetzestafeln gelegt, die gewissermaßen ein Abbild der vollkommenen Schöpfungsgesetze Gottes waren. Und so wie sich andere Völker vorstellten, daß die unsichtbaren Götter gelegentlich in den Kultstätten anwesend waren, so glaubten auch die Juden, daß die Bundeslade im Allerheiligsten gewissermaßen den „Fußschemel“ Gottes darstelle.
    Der über den Verlust der Bundeslade verzweifelte Salomo wurde angeblich von einem Engel im Traum getröstet: Der „Raub“ sei Gottes Wille, und es sei schließlich sein Sohn, dem die Bundeslade anvertraut wurde. Salomo befahl daraufhin den „Ältesten“, daß sie den Verlust der Bundeslade geheimhalten sollten: „Es sollen sich nicht die unbeschnittenen Völker brüsten und zu uns sagen: ‘Ihr Ruhm ist vernichtet worden, und der Herr hat sie verlassen!’ Entdecket hiervon nie mehr etwas den anderen Völkern.“ („Kebra Negast“, äthiopische Legendensammlung, Kap. 62) Und in der Tat ist über den Verbleib der Bundeslade in den Schriften des Alten Testaments nichts zu erfahren. Dafür sind aber die äthiopischen Überlieferungen um so auskunftsfreudiger. Und es spricht viel dafür, daß diese Überlieferungen ein tatsächliches Ereignis schildern; denn der Raub der Bundeslade war ein viel zu großes Sakrileg, als daß der Bericht davon als frei erfundene Geschichte verstanden werden dürfte.
    Und was berichten die äthiopischen Überlieferungen über den Verbleib der Bundeslade nach dem „Raub“ in Jerusalem? Von Menelik wurde die Bundeslade nach Aksum gebracht, in die alte Hauptstadt der Königin von Saba. Makeda betrachtete die Überführung der Bundeslade nach Simen als eine besondere Auszeichnung ihres Landes und war überglücklich, während Salomo in dem Verlust der Bundeslade ein böses
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