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Erinnerungen an die Wahrheit

Erinnerungen an die Wahrheit

Titel: Erinnerungen an die Wahrheit
Autoren: Peter Fechner
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Jerusalem hatte erbauen lassen. Wenig später verschwand sie aus dem Allerheiligsten und wurde nach Äthiopien in diese heilige Stadt gebracht.“ Der Wächter berichtet ferner, daß die Bundeslade von Menelik, dem Sohn der Königin von Saba und des Königs Salomo, auf Gottes Geheiß nach Äthiopien überführt wurde. Woher er denn wisse, daß es wirklich die echte Bundeslade ist, will Graham Hancock wissen. „Weil ich den Gegenstand genau kenne, den ich bewache“, ist die Antwort. Der Wächter versichert, daß die Lade weiterhin „mächtig“ ist. Faszinierende Wahrheit oder raffinierter Betrug?
    Die politische Atmosphäre ist 1983 in Äthiopien sehr angespannt. Der Sturz Kaiser Haile Selassies – er verstand sich als der 224. Nachfahre Meneliks – ist zwar neun Jahre her, aber das kommunistische Regime unter Mengistu fühlt sich nicht sicher. Verdächtige „Kaisertreue“ waren nach dem Sturz des Kaisers auf der Stelle exekutiert worden, und die Einheimischen sind immer noch sehr verschlossen, wenn das Thema „Religion“ von Graham Hancock in der Hauptstadt Addis Abeba angesprochen wird. Sein Mitautor an dem Buch über Äthiopien (Prof. Richard Pankhurst, der zur Zeit Haile Selassies an der Universität von Addis Abeba tätig war) kennt sich in äthiopischer Geschichte gut aus. Der Professor ist aber sehr skeptisch gegenüber den äthiopischen Legenden und bezweifelt, daß die Königin von Saba – sollte sie denn überhaupt gelebt haben – aus Äthiopien kam und nicht aus Arabien. Er bekräftigt aber, daß die äthiopische Kultur sehr stark vom Judentum geprägt ist. Noch heute gäbe es in der Region des Simiengebirges jüdische Volksstämme, sogenannte Falaschen, die die Christianisierung im 4. Jahrhundert nicht mitgemacht haben. Und auch sämtliche christlichen Kirchen Äthiopiens hätten im Allerheiligsten Abbilder der Gesetzestafeln, sogenannte Tabots, die bei Prozessionen von Priestern feierlich auf dem Kopf getragen werden.
    Allein dieser Tatbestand gibt Graham Hancock zu denken; denn wo sonst werden die Gesetzestafeln „so hoch“ gehalten. Als er jedoch nach seiner Reise im Britischen Museum in London einige „Tabots“ aus dem Magazin zu sehen bekommt – klägliche, beschriftete Holzbretter, die 1868 bei einer Strafexpedition in Äthiopien erbeutet wurden –, ist er ernüchtert, und sein Interesse an der Bundeslade ist erst einmal wieder erloschen.

Auf den Spuren der Tempelritter
    Bei der Ausarbeitung eines neuen Bildbandes über Äthiopien im Jahr 1989 kommt Graham Hancock nicht umhin, sich mit dem „Kebra Negast“ noch einmal auseinanderzusetzen, da diese äthiopische Legendensammlung eine zentrale Stellung in der äthiopischen Kultur einnimmt. Die sagenumwobene Königin von Saba beschäftigt ihn wieder einmal. Und bei einem Urlaub in Frankreich stößt er erneut auf diese Königin: vor der Kathedrale von Chartres. Diese gotische Kathedrale, bereits im 12. und 13. Jahrhundert erbaut, gilt als steinernes Buch biblischer Geschichte. Sie zeigt auf einem Figurenrelief am Nordportal die Königin von Saba – und unter ihren Füßen einen Neger. Auch zeigt ein unscheinbares Relief einen Ochsenkarren mit der Bundeslade, der sich auf die Königin von Saba hin zu bewegen scheint, wie Hancock meint. Und jetzt erwacht in ihm der kriminalistische Spürsinn. Für ihn ist die Aussage der Kathedrale klar: Die Bundeslade ist dem alten Israel weggenommen und nach Afrika, nach Äthiopien, zur Königin von Saba gebracht worden. Nur so wird auch verständlich, daß die Königin von Saba in herausgehobener, zentraler Position neben dem König Salomo dargestellt wird. Aber woher wußte man im 12. Jahrhundert über den Verbleib der Bundeslade Bescheid, wo doch das Alte Testament gar keine Auskunft gibt?
    Die Spur führt zu dem Orden der Tempelritter, der im 12. Jahrhundert in Frankreich gegründet wurde. Es spricht viel dafür, daß französische Tempelritter in Jerusalem dort, wo der Tempel Salomos gestanden hatte, gleich nach Gründung des Ordens ganz gezielt Ausgrabungen durchführten. Sie sind dabei zwar nicht – wie wohl erhofft – auf die versteckte Bundeslade gestoßen, dafür aber auf andere wertvolle Tempelschätze und alte, geheime Schriften der jüdischen Priester, die vielleicht auch Auskunft über den Verbleib der Bundeslade gegeben haben könnten.
    Außerdem waren häufig christliche Abgesandte aus Äthiopien in Jerusalem – auch ein vertriebener äthiopischer Prinz, der spätere König
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