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Erich Kastner

Erich Kastner

Titel: Erich Kastner
Autoren: Baron von Munchhausen
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war er ein Handschuh, warf ihn beiseite, ließ ihn im Walde liegen und ging erleichtert meiner Wege.

    Mit dem tollen Hund, der mich tags darauf in einem Petersburger Gäßchen anfiel, hätte ich das nicht probieren mögen. Lauf, was du kannst, dachte ich und rannte, was das Zeug hielt. Währenddem zog ich den Überrock aus und warf ihn auf die Straße. Der Hund fiel über den Rock her, und ich rettete mich in ein Haus. Später ließ ich dann den Rock durch meinen Bedienten holen und, nachdem er ihn geputzt und ausgebessert hatte, in den Kleiderschrank hängen. Am Nachmittag stürzte der Diener entsetzt in mein Zimmer und rief: „Herr Baron! Der Rock ist toll!” Ich lief mit ihm zum Kleiderschrank. Die meisten Röcke, Hosen und Westen hatte der tollwütige Rock schon zerrissen und zerfetzt. Ich ließ mir eine Pistole bringen und konnte ihn gerade noch, als er über meine kostbare Galauniform herfallen wollte, totschießen.
    Das ist übrigens der einzige in der Medizin bekanntgewordene Fall, daß die Hundetollwut auch Kleider ansteckt.
Einmal jagte ich einen Hasen zwei Tage lang. Mein Hund brachte ihn immer wieder heran, aber ich konnte und konnte nicht zum Schuß kommen. Es grenzte an Hexerei, und obwohl ich nicht an derlei glaube, wußte ich keine andere Erklärung. Endlich traf ich den Hasen. Der Hund apportierte ihn, und was, glaubt ihr, sah ich? Das Tier hatte nicht nur die üblichen vier Läufe, sondern auch noch zwei Vorder- und zwei Hinterläufe auf dem Rücken! Waren die zwei unteren Paare müde, warf er sich wie ein Schwimmer herum und rannte auf dem Rücken weiter. Na, nun war er allerdings tot, und daß er acht Läufe statt ihrer vier hatte, war nur noch für meine Gäste und mich wichtig, die ihn aufaßen. Es war eine Portion mehr.
Daß ich ihn überhaupt hatte schießen können, war im Grunde nicht mein Verdienst, sondern das meines damaligen Hundes. Es war ein Windhund, und er übertraf an Schnelligkeit und Ausdauer alle Hunde, die ich je besessen habe. Er lief so oft, so schnell und so lange, daß er sich mit der Zeit die Beine bis unterm Bauch weglief! Während seiner letzten Lebensjahre konnte ich ihn deshalb nur noch als Dackel gebrauchen. Aber auch als Dachshund war er erstklassig. Und ich werde sein Andenken stets in Ehren halten.

DER HALBIERTE LITAUER
    Daß ihr den Grafen Przobofsky in Litauen nicht gekannt habt, ist nicht weiter bedauerlich. Aber seinen prachtvollen Landsitz und vor allem sein berühmtes Gestüt zu kennen, hätte sich schon gelohnt. Seine Zuchtpferde, man nannte sie kurzweg die „Litauer”, wurden mit Gold aufgewogen. Als ich eines schönen Tages bei dem Grafen zum Tee war, ging er mit ein paar Herren in den Hof, um ihnen eines seiner jungen Pferde zu zeigen. Ich blieb im Staatszimmer bei den Damen, um sie mit meinen Geschichten zu unterhalten. Plötzlich hörten wir entsetzte Schreie. Ich eilte treppab in den Hof, wo das Pferd so wild um sich schlug, daß sich ihm nie mand zu nähern, geschweige es zu besteigen wagte. Das war mir gerade recht. Mit einem Sprung saß ich auch schon auf seinem Rücken, und in kurzer Zeit parierte es wie ein Lämmchen. Man muß eben reiten können! Nach einigen Volten zwang ich den Gaul, durch eines der offenen Fenster ins Staatszimmer zu springen und von dort aus sogar auf den Teetisch, auf dem ich die Levade und andere Kapriolen der Hohen Schule zeigte. Mein Pferdchen machte das alles so geschickt, daß die Damen entzückt waren. Nicht ein einziger Teller ging entzwei. Der Graf war so begeistert, daß er mich bat, den Litauer zum Geschenk anzunehmen. Für denTürkenfeldzug, der unter Feldmarschall Münnich bevorstand. Als wir die Türken zwei Monate später in die Festung Otschakow hineintrieben, befand ich mich bei der Vorhut und geriet durch die Schnelligkeit meines Litauers in des Teufels Rüche. Ich war mit Abstand der erste hinterm Feind, und als ich sah, daß er die Festung nicht halten wollte, sondern stracks weiterfloh, hielt ich auf dem Marktplatz an und blickte mich um. Aber weder der Trompeter noch meine anderen Husaren waren zu sehen.
    So ritt ich den Litauer zum Marktbrunnen und ließ ihn trinken. Er soff ganz unmäßig, als wäre sein Durst überhaupt nicht zu löschen. Schließlich wollte ich ihm einen beruhigenden Klaps auf die Kruppe geben und - schlug ins Leere!

    Als ich mich verwundert umdrehte, blieb mir der Mund offenstehen! Was meint ihr wohl, was ich sah? Nichts! Das Hinterteil des armen Tieres, das Kreuz und die
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