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Erich Kastner

Erich Kastner

Titel: Erich Kastner
Autoren: Baron von Munchhausen
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Flanken, alles war fort und wie abgeschnitten! Und das Wasser, das der Gaul soff und soff, floß hinten einfach wieder heraus!
    Während ich noch grübelte, wie das zu gegangen sein mochte, kam mein Reitknecht angaloppiert und berichtete mir atemlos folgendes: Als ich hinter dem fliehenden Feinde durch das Festungstor ritt, hatte man gerade das Schutzgatter fallen lassen, und dadurch war das Hinterteil des Pferdes glatt abgeschlagen worden! Es war dann auf eine nahe gelegene Weide getrabt, wo schon andere Pferde grasten. Dort, meinte der Husar, würden wir´s wahrscheinlich wiederfinden. Wie der Wind jagten wir zu der Weide zurück und fanden dort tatsächlich die hintere Hälfte des Litauers, die munter im Gras umhersprang! Da war die Freude groß. Ich ließ auf der Stelle den Regimentshufschmied kommen. Ohne großes Federlesen heftete dieser die beiden Teile mit jungen Lorbeersprossen zusammen, die er zufällig bei der Hand hatte.
    Die Wunde heilte in ein paar Tagen. Und dann geschah etwas, das einem so ruhmvollen Pferde gut zu Gesicht stand. Die Sprossen wuchsen mit der Zeit und wölbten sich zu einer Art Lorbeerlaube über dem Rücken. Seitdem ritt ich im Schatten eines immergrünen Schmucks durch die Lande, und wir wurden überall gebührend bestaunt. Übrigens, vor der Festung Otschakow hatte ich mit meinem Husarensäbel so heftig und so lange auf die Türken eingehauen, daß mein Arm, als sie längst über alle Berge waren, ununterbrochen weiterfocht. Um mich nun nicht selber zu schlagen oder Leute, die mir zu nahe kamen, für nichts und wieder nichts zu prügeln, mußte ich den Arm acht Tage ganz fest in einer Binde tragen. Dann war er in Ordnung, und ich habe seitdem nichts mehr davon gemerkt.

DER RITT AUF DER KANONENKUGEL UND ANDERE ABENTEUER
    Im gleichen Feldzug belagerten wir eine Stadt - ich habe vor lauter Belagerungen vergessen, welche Stadt es war -, und Marschall Münnich hätte gerne gewußt, wie es in der Festung stünde. Aber es war unmöglich, durch all die Vorposten, Gräben und spanischen Reiter hineinzugelangen.
    Vor lauter Mut und Diensteifer und eigentlich etwas voreilig stellte ich mich neben eine unserer größten Kanonen, die in die Stadt hineinschoß, und als sie wieder abgefeuert wurde, sprang ich im Hui auf die aus dem Rohr herauszischende Kugel! Ich wollte mitsamt der Kugel in die Festung hineinfliegen! Während des sausenden Flugs wuchsen allerdings meine Bedenken. Hinein kommst du leicht, dachte ich, aber wie kommst du wieder heraus? Man wird dich in deiner Uniform als Feind erkennen und an den nächsten Galgen hängen!
    Diese Überlegungen machten mir sehr zu schaffen. Und als eine türkische Kanonenkugel, die auf unser Feldlager gemünzt war, an mir vorüberflog, schwang ich mich auf sie hinüber und kam, wenn auch unverrichteter Sache, so doch gesund und munter wieder bei meinen Husaren an.
    Im Springen über Zäune, Mauern und Gräben war mein Pferd nicht zu schlagen. Hindernisse gab es für uns nicht. Wir ritten immer den geradesten Weg. Als ich einmal einen Hasen verfolgte, der quer über
    die Heerstraße lief, fuhr zwischen ihm und mir dummerweise eine Rutsche mit zwei schönen Damen vorüber. Da die Rutschenfenster heruntergelassen waren und ich den Hasen nicht aufgeben wollte, sprang ich mitsamt dem Gaul kurz entschlossen durch die Rutsche

    hindurch!
    Das ging so schnell, daß ich mit knapper Mühe und Not die Zeit fand, den Hut zu ziehen und die Damen um Entschuldigung zu bitten.
Ein anderes Mal wollte ich mit meinem Litauer über einen Sumpf springen. Bevor ich sprang, fand ich ihn lange nicht so breit wie während des Sprungs. Nun, wir wendeten mitten in der Luft um und landeten mit heiler Haut auf dem Trocknen. Aber auch beim zweiten Anlauf sprangen wir zu kurz und sanken nicht weit vom ändern Ufer bis an den Hals in den Morast! Und wir wären rettungslos umgekommen, wenn ich mich nicht, ohne mich lange zu besinnen, mit der eignen Hand am eignen Haarzopf aus dem Sumpf herausgezogen hätte! Und nicht nur mich, sondern auch mein Pferd! Es ist manchmal ganz nützlich, kräftige Muskeln zu besitzen. Trotz meiner Tapferkeit und Klugheit und trotz meines Litauers Schnelligkeit und Ausdauer geriet ich nach einem Kampf mit einer vielfachen Übermacht in Kriegsgefangenschaft.

    Und was noch schlimmer ist: Ich wurde als Sklave verkauft! Das war ein rechtes Unglück, und wenn meine Arbeit auch nicht gerade als Schwerarbeit zu bezeichnen war, so war sie nicht nur recht seltsam,
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