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Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams
Autoren: L Rosen
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Auge springende Kontraste aus Ebenholz und Elfenbein, aus Gold und Braun geschaffen.
    Obwohl er immer wieder versucht hatte, seine Schwester von seinem Geschmack zu überzeugen, hatte sie darauf bestanden, dass seine Renovierungen vor der Tür ihres Schlafzimmers Halt machten. In diesem Zimmer gab es keine Puppen und Zierkissen, wie man sie so oft in den Zimmern junger Damen fand. Das Einzige, das darauf hindeutete, dass das Zimmer wirklich Violet gehörte, waren die vielen Bücher, die sich auf ihrem Frisiertisch türmten, geschrieben von den bedeutendsten Wissenschaftlern der Zeit wie Ada Byron, John Snow und natürlich Duke Algernon von Illyria. Dort, wo andere junge Damen Puder und Stickarbeiten aufbewahrten, standen alle Bücher des Dukes, angefangen mit seinem ersten Werk »Mechanik der Biologie« aus dem Jahr 1840 bis zu seinem letzten »Transplantationen von lebenden Organen zur Verbesserung von Gottes Kreaturen«, das einige Jahre nach seinem Tod erschienen war. Auf Violets Schreibtisch stapelten sich jede Menge abgenutzte Notizbücher mit vergilbten Seiten, die aus den alten Ledereinbänden herausguckten.
    Violet ließ sich auf ihr Bett fallen und zog eine Mappe unter ihrem Kopfkissen hervor. Sie band die Schleife auf und nahm die Papiere heraus, um sie sich noch einmal anzusehen. Es waren die Bewerbungsunterlagen für die Illyria-Akademie, an der sie, wenn ihr Plan aufging, das nächste Jahr zu verbringen gedachte. Die Illyria-Akademie war derzeit die beste wissenschaftliche Ausbildungsstätte der Welt. Während viele moderne Universitäten Empfehlungsschreiben und Bankauskünfte verlangten, wurden die Schüler in Illyria ausschließlich aufgrund ihrer Genialität ausgewählt und genossen einen kostenfreien Unterricht. Frauen wurden allerdings nicht zugelassen. Violet fand das gerade vor dem Hintergrund äußerst frustrierend, dass einige der Konkurrenten von Illyria, wie Cambridge zum Beispiel, inzwischen Frauen aufnahmen, auch wenn diese dort noch keinen Abschluss machen durften. Violet hatte keine Zweifel, dass sie es mit jedem männlichen Bewerber aufnehmen konnte. Es war absurd und ungerecht, dass die einzige Lösung die war, sich unter dem Namen ihres Bruders zu bewerben und sich das ganze Jahr über als Mann zu verkleiden.
    Ihr Bruder unterbrach ihre Grübeleien. »Und nun, verehrte Schwester, kann es beginnen«, sagte er betont dramatisch.
    »Ja. Aber meinst du nicht, dass es besser wäre, die Täuschung nach dem Bewerbungsgespräch zu beenden?«, fragte Violet und setzte damit ihre Diskussion vom Vortag fort. Das war Violets Plan gewesen, bevor Ashton sie davon überzeugt hatte, dass es notwendig war, die Verkleidung das gesamte erste Jahr über aufrechtzuerhalten. Seine Idee war sehr viel kühner als ihre, und sie liebte es, kühn zu sein. Trotzdem fürchtete Violet, ihrem Familiennamen und ihrem Vater Schande zu bereiten, und sich wie ein Transvestit zu kleiden, hatte das Potenzial, große Schande über die Familie zu bringen.
    Ashton antwortete grinsend: »Du kannst gar nicht so viel Schande über die Familie bringen, wie ich das zu tun gedenke.« Sie lachte und schlang die Arme fest um ihren Bruder. Sie ging ein Risiko ein, doch das war es allemal wert.
    »Es wird ein gutes Jahr, oder?«, sagte Violet.
    »Das hoffe ich doch sehr.« Ashton plante, das Jahr in ihrem Stadthaus zu verbringen und zu tun und zu lassen, was immer er wollte, während Violet Mrs Wilks jede Woche einen Brief schrieb und sie ihres guten Betragens versicherte. So profitierte auch ihr Bruder von ihrem Plan.
    »Lass dich damit bloß nicht von Mrs Wilks erwischen«, riet er ihr und zeigte auf die Bewerbungsunterlagen, die auf ihrem Bett verstreut lagen. Violet nickte und ging zu ihrem Bett, um die Papiere wegzuräumen, auf die sie noch einen kurzen Blick warf. Als Ashton sah, dass die Unterlagen sie schon wieder in ihren Bann zogen, verließ er lachend das Zimmer.
    Natürlich musste sie auf dem Bewerbungsbogen einen Namen und eine Adresse angeben, und darüber hinaus ihren schulischen Werdegang. In die entsprechende Spalte hatte Violet »Privatlehrer« geschrieben, da sie der Meinung war, dass sie durch ihren Vater und ihre Bücher einer guten naturwissenschaftlichen Bildung teilhaftig geworden war und von Mrs Wilks noch ein wenig Französisch gelernt hatte. Außerdem wurden ein Aufsatz auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung verlangt sowie detaillierte Pläne oder Formeln für eine wissenschaftliche
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