Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfindung der Violet Adams

Erfindung der Violet Adams

Titel: Erfindung der Violet Adams
Autoren: L Rosen
Vom Netzwerk:
eine Vielzahl von Stoffen, die gerade in Mode sind.«
    »Das ist doch Unsinn«, antwortete Violet. »In London sind die Kleider viel teurer, und seitdem ich ein kleines Mädchen war, hat Mrs Capshaw meine genäht. Es wäre ihr gegenüber nicht fair, jetzt die Schneiderin zu wechseln, wo die Kleider endlich auch außerhalb dieser Mauern zu sehen sein werden. Wenn Sie nicht allein zu Mrs Capsaw gehen mögen, Mrs Wilks, können wir übermorgen gemeinsam hingehen.«
    »Ich mag durchaus allein zu Mrs Capsaw gehen«, sagte Mrs Wilks und blinzelte einige Male. Sie spürte, dass Violet sie zu manipulieren versuchte. Wie so vieles andere machte auch das ihr Sorgen. »Warum fahren wir nicht morgen zusammen nach London und gehen dann übermorgen zu Mrs Capshaw?«
    »Aber Mrs Wilks«, fuhr Ashton dazwischen, »wir können Sie doch wirklich nicht von Ihren Aufgaben hier im Haus abhalten. Ich werde meine Schwester mit Freuden morgen in die Stadt begleiten. Ich wollte mir ohnehin ein Zigarettenetui kaufen.«
    »Sie rauchen doch gar nicht«, sagte Mrs Wilks langsam und wandte ihren Blick Ashton zu.
    »Nein, aber ich habe vor, es mir anzugewöhnen«, antwortete Ashton. Mrs Wilks seufzte. Gegen beide zusammen kam sie einfach nicht an. Sie hätte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, hätte eine solch ausladende Geste am Abendbrottisch nicht unweigerlich etwas zu Bruch gehen lassen.
    »Nun gut«, gab Mrs Wilks nach. »Violet, ich gehe übermorgen mit dir zusammen zu Mrs Capshaw, dann können wir den ganzen Tag ihre Entwürfe und Stoffe durchgehen. Ich will schließlich nicht, dass du auf deinem ersten Ball in London wie ein Mädchen vom Lande aussiehst.«
    »Ja, natürlich, Mrs Wilks«, sagte Violet und sah Mrs Wilks so freundlich an, wie sie nur konnte, um sie zu beruhigen. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich etwas von der Vorfreude wider, am morgigen Tag die Illyria-Akademie zu sehen. Das war es wohl wert, einen ganzen Tag von Mrs Capsham herumgescheucht zu werden und sieben verschiedene Rosatöne anzuschauen, die in ihren Augen alle gleich aussahen. Sie freute sich auf morgen und auf den Oktober, wenn, wie sie sich ziemlich sicher war, ihr Leben als Schülerin an der Illyria-Akademie beginnen würde … und als Mann, zufälligerweise.

Kapitel 2
    A m nächsten Morgen war Violet schon wach, als das Hausmädchen kam, um sie zu wecken. Das Dienstmädchen, ein junges Ding von einem nahe gelegenen Bauernhof, war überrascht, ihre Herrin im Ankleidezimmer auf und ab gehen zu sehen. Violet liebte es, auszuschlafen und war so gut wie nie in ihrem Ankleidezimmer anzutreffen.
    »Ich finde einfach kein Kleid, das zu dem Zylinder passt, den mir mein Bruder geschenkt hat«, erklärte Violet seufzend. Das Mädchen war es nicht gewohnt, dass Violet mit ihr redete. Deshalb war sie sich nicht sicher, ob sie ihr antworten sollte, und begann stattdessen, das Bett zu machen und ein Feuer im Kamin zu entfachen.
    »Weißt du, was für ein Kleid man zu einem Zylinder trägt?«
    Jetzt sprach Violet sie direkt an. Das Hausmädchen fühlte sich wie ein Tier in der Falle, sie war zu verängstigt, um etwas zu sagen und wusste nicht, wie sie entkommen konnte. Sie war noch neu, doch sie hatte schon genügend Geschichten über Miss Violet und ihre Höllenmaschinen gehört. Die älteren Haushälterinnen erzählten, dass die ganze Nacht über ein Klopfen aus dem Keller zu hören war und dass Violet einen Diener konstruiert hatte, der komplett aus Bronze bestand und für sie diejenigen Hausangestellten umbrachte, die sie nicht leiden konnte. Darüber hinaus tat er noch weitere undamenhafte Dinge, an die nur zu denken, ihr die Röte ins Gesicht trieb.
    Violet starrte ihr Zimmermädchen an, während sie den Zylinder in der Hand hielt und nervös mit dem Fuß auf und ab tappte. »Hast du eine Ahnung, welches meiner Kleider ich hierzu anziehen soll?«, wiederholte Violet ihre Frage.
    Das Hausmädchen schüttelte den Kopf und floh aus dem Raum. Als sie Mrs Wilks auf dem Flur traf, zog sie diese verzweifelt am Ärmel und erklärte ihr, dass Miss Violet sich äußerst seltsam verhalte.
    Beunruhigt riss Mrs Wilks die Augen auf und eilte den Flur hinunter. Als sie in Violets Zimmer stürmte und sah, dass diese den Zylinder in der Hand hielt und verwirrt dreinschaute, ansonsten aber wohlauf war, atmete sie erleichtert auf.
    »Oh, Mrs Wilks, Gott sei Dank. Können Sie mir sagen, welches Kleid ich zu diesem Hut anziehen soll, den Ashton mir geschenkt hat?«
    »Ich denke
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher