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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind
Autoren: Patricia A. McKillip
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wartest.«
    »Du wolltest mit mir reiten. Nicht mir einer Ladung von Geistern nach Hed segeln.«
    »Ich kann nicht ein Heer von Toten über Land nach Caithnard führen und sie dort aufs Schiff bringen, wo sämtliche Händler -
    «
    »Darum geht es nicht. Der springende Punkt ist: Ganz gleich, auf welchem Weg du nach Hed reist, ich komme mit dir. Der springende Punkt ist: Du wolltest direkt nach Hed segeln und mich in Caithnard auf dich warten lassen.«
    Zornig blickte er sie an. »Das ist nicht wahr«, erwiderte er empört.
    »Aber es wäre dir schon noch eingefallen«, gab sie kurz zurück. »Unterwegs wäre es dir bestimmt eingefallen, mich sicher und wohlbehalten wie ein braves Bräutchen in Caithnard warten zu lassen. Ich habe ein Bündel auf meinem Pferd. Ich kann jederzeit abreisen.«
    »Nein. Vier Tage lang mit mir und den Toten von An auf hoher See, das kommt nicht in Frage.«
    »Doch.«
    »Nein.«
    »Doch.«
    »Nein!«
    Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Schatten verdunkelten sein hageres Gesicht, während er sie betrachtete. Das Fackellicht streichelte ihr Gesicht, so wie er es in den vergangenen Tagen gestreichelt hatte. Licht sammelte sich in ihren Augen, und ihm fiel ein, daß sie in die Augen eines Totenschädels geblickt und toten Königen Trotz geboten hatte.
    »Nein«, sagte er nochmals mit Härte. »Ich weiß nicht, was für Spuren die Toten auf dem Wasser zurücklassen werden. Ich weiß nicht - «
    »Du weißt nicht, was du tust. Du weißt nicht, ob dir irgendwo Sicherheit beschieden ist, ob dir nicht auch in Hed Gefahr droht.«
    »Und genau das ist der Grund, weshalb ich dich nicht auf diese Schiffe lassen werde.«
    »Und genau das ist der Grund, weshalb ich an deiner Seite sein werde. Mir wenigstens wurde bei der Geburt ein Wissen um das Meer mitgegeben.«
    »Und wenn es das Holz unter deinen Füßen zertrümmert und Planken und Gewürze und die Toten in die Wellen schleudert, was willst du dann tun? Du wirst ertrinken, weil ich dich nicht werde retten können, ganz gleich, welche Gestalt ich annehme, und was werde ich dann tun?«
    Sie schwieg. Die Toten, die hinter ihr aufgereiht standen, schienen ihn mit dem gleichen unzugänglichen, unversöhnlichen Ausdruck anzusehen. Langsam wandte er sich um. Seine Hände öffneten sich und schlössen sich wieder. Er fing den spöttischen Blick eines der Könige auf und ließ seinen Geist still werden. Ein Name rührte Schatten der Erinnerung hinter den toten Augen auf. Gleich darauf regte sich der Geist des Toten, verschwamm mit der Luft und der Dunkelheit und ging aufs Schiff.
    Wieder verlor er alles Zeitgefühl, während die sieben Handelsschiffe sich langsam füllten. Die Stimmen von Jahrhunderten murmelten in ihm und vermischten sich mit dem Plätschern des Wassers und dem Klang der Stimmen von Duac und Rendel, die in irgendeinem fernen Land miteinander sprachen. Endlich gelangte er zum letzten Namen und begann zu sehen.
    Die dunklen, stillen Schiffe schaukelten unruhig auf dem Wasser. Kapitäne gaben mit gedämpften Stimmen ihre Befehle, als fürchteten sie, sie könnten die Toten wecken, wenn sie zu laut sprächen. Auf leisen Sohlen huschten Seeleute über die Decks. Rendel und Duac standen allein und schweigend auf dem Pier und ließen Morgon nicht aus den Augen. Er ging zu ihnen. Ein salziger Wind, der vorher nicht geblasen hatte, trocknete den Schweiß auf seinem Gesicht.
    »Ich danke Euch«, sagte er zu Duac. »Ich weiß nicht, wie dankbar Eliard sein wird, aber es ist der beste Schutz, den ich mir für Hed denken kann, und das ist mir eine Beruhigung. Sagt Mathom. Sagt ihm - « Er brach ab und suchte nach den rechten Worten.
    Duac legte eine Hand auf seine Schulter.
    »Er weiß es schon. Seid vorsichtig.«
    »Natürlich.« Er drehte den Kopf und traf Rendels Blick. Sie rührte sich nicht, und sie sagte kein Wort, machte ihn so ebenfalls sprachlos, und er verlor sich erneut in Erinnerungen. Schließlich brach er ihr Schweigen, als bräche er einen Bann.
    »Wir sehen uns in Caithnard.«
    Er küßte sie und wandte sich rasch ab. Mit großen Schritten eilte er auf das Führungsschiff. Die Rampe wurde hinter ihm hochgezogen. Bri Corvett stand an einer offenen Luke.
    Als Morgon die Leiter in den lichtlosen Laderaum hinunterstieg, fragte er besorgt: »Wollt Ihr wirklich da unten bei den Toten bleiben?«
    Morgon nickte wortlos. Bri schloß die Luke hinter ihm. Er stolperte über Tuchballen und fand schließlich einen Stapel von Gewürzsäcken, auf
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