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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind
Autoren: Patricia A. McKillip
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Gesicht Gefahr droht. Ich weiß nicht, wo der Erhabene ist. Ich weiß nicht, was die Gestaltwandler sind, ich weiß nicht, wie ich einem Grab voller Kinder helfen soll, die auf dem Grund eines Berges zu Stein geworden sind. Ich weiß nur einen Ort, wo ich versuchen kann, Antwort auf diese Fragen zu finden. Und die Aussicht ist nicht verlockend.«
    »Wo?«
    »In Ghisteslohms Geist.«
    Sie sah ihn an, schluckte einmal und senkte dann stirnrunzelnd den Blick zum sonnenwarmen Stein hinunter.
    »Nun...« Ihre Stimme zitterte beinahe unmerklich. »Ich habe nicht geglaubt, daß wir ewig hierbleiben können. Aber, Morgon -«
    »Du könntest hierbleiben.«
    Sie hob den Kopf. Das Licht der Sonne fing sich wieder in ihren Augen, und er konnte den Ausdruck in ihnen nicht lesen. Doch ihre Stimme verriet hartnäckige Entschlossenheit. »Ich werde dich nicht allein lassen. Ich habe selbst den Reichtum von Hel samt all seinen Schweinen um deinetwillen ausgeschlagen. Du mußt lernen, mit mir zu leben.«
    »Es ist schwierig genug, überhaupt zu leben«, murmelte er, ohne zu überlegen, und errötete dann. Doch ihr Mund zuckte. Er neigte sich zu ihr und nahm ihre Hand. »Für ein einziges silbernes Schweinehaar würde ich dich mit mir nach Hed nehmen und den Rest meines Lebens damit zubringen, in Ost-Hed Ackergäule zu züchten.«
    »Das Schweinehaar kann ich dir bringen.«
    »Ich will dich heiraten, Rendel. Wie stelle ich das in diesem Land an?«
    »Du kannst mich nicht heiraten«, erwiderte sie ruhig, und seine Hand wurde schlaff.
    »Was?«
    »Nur der König kann seine Erben verheiraten. Und mein Vater ist nicht hier. Wir müssen das also aufschieben, bis er die Zeit findet, nach Haus zurückzukehren.«
    »Aber, Rendel - «
    Sie schleuderte einen Krümel Mörtel über die Schwanzfedern einer vorüberfliegenden Krähe hinweg, so daß diese mit einem lauten Krächzen abschwenkte. »Aber, was?« fragte sie düster.
    »Ich kann doch nicht - erst dringe ich in das Land deines Vaters ein und störe die Toten auf, begehe in seinem Sitzungssaal beinahe einen Mord, und dann soll ich auch noch dich mit mir fortnehmen und mit dir durch das Reich ziehen, ohne dich zu heiraten! Das geht doch nicht! Was, in Hels Namen, soll dein Vater von mir denken?«
    »Das wird er dich schon wissen lassen, wenn er endlich mit dir zusammentrifft. Ich jedenfalls, und das ist hier von größerem Belang, bin der Meinung, daß mein Vater sich lange genug in mein Leben eingemischt hat. Kann sein, daß er unsere Begegnung vorausgesehen hat, vielleicht sogar unsere Liebe zueinander, aber ich finde, er soll nicht in allem seinen Willen haben. Ich werde dich nicht heiraten, nur weil er das auch irgendeinem Traum vorhergesehen hat.«
    »Glaubst du, daß dies der Grund für sein befremdliches Gelöbnis hinsichtlich Pevens Turm war?« fragte er neugierig. »Vorherwissen?«
    »Du wechselst das Thema.«
    Er sah sie einen Moment lang stumm an, während er sich das, was sie erörtert hatten, durch den Kopf gehen ließ.
    »Nun«, sagte er dann leise, und ihm war dabei, als überließe er ihre gemeinsame Zukunft dem Spiel der Winde, die in schwindelnder Höhe über den Turm hinstrichen, »wenn du dich weigerst, mich zu heiraten, dann kann ich wohl nichts daran ändern. Und wenn du dich entschieden hast, mit mir zu kommen - wenn du das wirklich willst - , dann werde ich dich nicht daran hindern. So groß ist mein Verlangen nach dir. Aber ich habe trotzdem entsetzliche Angst. Ich glaube, wir hätten mehr Hoffnung auf Überleben, wenn wir kopfüber von diesem Turm stürzten. Und wenigstens wüßten wir dann, wie der Weg aussieht, der vor uns liegt.«
    Ihre Hand lag auf den Steinen zwischen ihnen. Sie hob sie und berührte sein Gesicht.
    »Du hast einen Namen und eine Bestimmung. Ich kann nur daran glauben, daß du früher oder später auf einen Funken Hoffnung stoßen wirst.«
    »Bisher habe ich keinen gesehen. Nur dich. Wirst du mich in Hed heiraten?«
    »Nein.«
    Wieder schwieg er, während seine Augen die ihren festhielten.
    »Warum nicht?«
    Rasch wandte sie sich von ihm ab; er spürte einen plötzlichen, unverständlichen Aufruhr in ihr.
    »Aus vielen Gründen.«
    »Rendel - «
    »Nein. Und frage mich nicht noch einmal. Und sieh mich nicht so an.«
    »Also gut«, meinte er schließlich. »Ich hatte ganz vergessen«, fügte er hinzu, »daß du so eigensinnig bist.«
    »Starrköpfig.«
    »Starrköpfig.«
    Sie sah ihn wieder an. Ihr Mund verzog sich zu einem widerstrebenden
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