Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
Vom Netzwerk:
Lebenszeit hinaus an seinen Schwur gebunden.«
    Cannon schauderte. »In Hed ist alles viel einfacher. Dort sterben die Wesen, wenn sie tot sind.«
    »Ich wünschte, es wäre auch in An so.«
    Rendel, die durch das Fenster zum Himmel hinausstarrte, der sich langsam verdunkelte, berührte plötzlich seinen Arm.
    »Duac!«
    Vom Wind getragen schwebte eine alte Krähe über den Garten und flatterte dann in nördlicher Richtung über die Dächer von Anuin davon. Duacs Augen folgten ihr, als trüge sie in ihrem bedächtigen, gemächlichen Flug etwas von ihm selbst mit davon.
    »Ich hoffe nur«, sagte er müde und verdrossen, »er sieht zu, daß er nicht abgeschossen wird und in der Bratpfanne endet.«
    Entgeistert blickte Cannon ihn an. Rendel, die dem Vogel nachblickte, dessen schwarze Schwingen das blaugraue Zwielicht kräuselten, sagte: »Jemand muß nach Caithnard und Rood Bescheid geben. Ich fahre.«
    Dann drückte sie die Hände auf den Mund und begann um einen jungen Rätselmeister im weißen Gewand zu weinen, der ihr einst eine Muschel ans Ohr gelegt hatte, damit sie das Rauschen des Meeres hören konnte.

Kap.2
     
    Vier Tage später erreichte sie Caithnard. Die See, die grün und weiß schimmerte wie eine Erinnerung an Ylon, schob das Schiff ihres Vaters in einem ausgelassenen Wirbel von Schaum in den Hafen, und sie ging mit Erleichterung von Bord, sobald der Anker ausgeworfen war. Am Pier blieb sie stehen und sah zu, wie die Seeleute des Schiffes, das neben dem ihres Vaters vertäut lag, Säcke mit Saatgut abluden, Ackergäule, Schaffelle und Wolle; und ein Stück pierabwärts wurden aus dem Bauch ei-nes Schiffes, das in Orange und Gold getakelt war, kräftige Pferde mit zottigen Hufen herausgeführt und goldbeschlagene Truhen ans Festland getragen. Dann brachte man ihr ihr eigenes Pferd; endlich kam auch der Kapitän ihres Vaters, Bri Corvett, herunter, der sie zur Schule der Rätselmeister von Caithnard begleiten wollte. Den ganzen Weg die Rampe herunter brüllte er seinen Leuten letzte Befehle und Ermahnungen zu. Mit finsterem Blick durchbohrte er einen Seemann, der hinter einem Getreidesack hervor Rendel offenen Mundes anstarrte, und der Seemann klappte schleunigst seinen Mund zu. Dann nahm Bri Corvett die Zügel ihrer beiden Pferde und führte sie langsamen Schrittes durch das Gewimmel am Pier.
    »Ich wette, das ist Joss Merle aus Osterland«, sagte er und machte Rendel auf ein flaches, ausladendes Schiff mit tannengrünen Segeln aufmerksam. »Bis zum Bersten voll mit Fellen. Wieso der in diesem Zauber sich nicht im Kreis dreht, werde ich nie verstehen. Und da drüben, auf der anderen Seite von dem orangefarbenen Schiff, ist Halster Tüll. Verzeiht, Fräulein. Wenn man früher einmal zu den Händlern gehört hat, geht’s einem an einem Frühlingstag in Caithnard so wie einem Mann, der sich mit leerem Becher in den Weinkeller Eures Vaters verirrt hat: Man weiß nicht, wo man zuerst hinsehen soll.«
    Sie lächelte und merkte plötzlich an der Starrheit ihres Gesichts, wie lange es her war, seit sie das letzte Mal gelächelt hatte.
    »Erzähl ruhig. Ich höre gern etwas über sie«, sagte sie höflich, da sie wußte, daß ihr Schweigen in den vergangenen Tagen ihn bedrückt hatte.
    Eine Schar junger Frauen stand plaudernd an der Rampe des orangefarbenen und gelben Schiffes vor ihnen. Ihre langen, eleganten Gewänder fächelten glitzernd im Lufthauch; ihre Gesichter glühten, während sie aufgeregt gestikulierend miteinander sprachen und einander auf immer neue Sehenswürdigkeiten aufmerksam machten. Rendels Lächeln vertiefte sich.
    »Wem gehört das orangefarbene Schiff?«
    Der Kapitän öffnete den Mund. Dann schloß er ihn wieder und zog nachdenklich die Brauen zusammen.
    »Ich habe es nie zuvor gesehen. Aber ich möchte schwören - nein, das kann nicht sein.«
    »Was denn?«
    »Das ist die Wächterin der Morgol. Sie verläßt Herun so selten.«
    »Wer sind die Wächterinnen der Morgol?«
    »Diese jungen Frauen dort. Schön wie die Blumen, aber wehe, man kommt ihnen von der unrechten Seite - ins Wasser würde man fliegen, und ehe man wieder auftauchte, wäre man schon halbwegs in Hed.« Verlegen räusperte er sich. »Verzeiht.«
    »Und sprecht auch bitte nicht von Krähen.«
    »Nein.« Dann schüttelte er traurig den Kopf. »Eine Krähe; und dabei hätte ich ihn mit meinen eigenen Händen die ganze Öse hinaufgeschifft bis zum Erlenstern-Berg, wenn er es so gewünscht hätte.«
    Sie machte einen Bogen um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher