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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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müßt hungrig sein. Und Euer Vater wird mich zum Bootsjungen degradieren, wenn er je von dieser Geschichte hört. Ich suche Rood, und wenn ich ihn gefunden habe, bringe ich ihn zum Schiff.«
    »Ich will ihn selbst suchen. Ich will mit ihm sprechen.«
    Die Schüler drängten sich unverrichteter Dinge wieder aus dem Gasthaus. Einer von ihnen rief ihr zu: »In der Fischmarktstraße ist noch eines, das >Hoffende Herz<. Wir versuchen es dort einmal.«
    »Wo ist die Fischmarktstraße?«
    »Am Südhang vom Hafen. Vielleicht«, fügte er zögernd hinzu, »wollt Ihr lieber hier auf uns warten.«
    »Nein, ich komme mit«, entschied sie.
    Unter dem heißen Blick der Nachmittagssonne schien die Straße zu flimmern vom Geruch der Fische, die ausgenommen und mit glasigen Augen auf den Theken der Stände lagen. Der Kapitän stöhnte leise. Rendel, die an den Weg dachte, den sie von der beschaulichen Stille der Schule durch das Straßengewirr von Caithnard genommen hatten, bis sie schließlich hier gelandet waren, in der ungefälligsten Straße der Stadt, übersät mit Fischköpfen und Gräten, an denen fauchende Katzen nagten, begann hilflos zu lachen.
    »Das >Hoffende Herz<. «
    »Da ist es«, sagte Bri Corvett, während die Schüler schon in dem Gasthaus verschwanden.
    Er schien sprachlos. Das Wirtshaus war klein, heruntergekommen, altersschwach, doch hinter den schmutzigen Fenstern mit ihren vielen kleinen Scheiben schien es hoch herzugehen.
    Der Kapitän legte seine Hand auf den Hals von Rendels Pferd. Er sah sie an.
    »Jetzt ist Schluß. Ich bringe Euch zurück.«
    Müde und verdrossen starrte sie auf die abgetretene Steinschwelle des Wirtshauses.
    »Ich weiß nicht, wo ich noch suchen soll. Vielleicht am Strand. Ich muß ihn finden. Es ist nicht immer angenehm, zu wissen, was sich Rood denkt, aber manchmal ist es noch schlimmer, nicht zu wissen, was er denkt.«
    »Ich finde ihn, ich schwöre es Euch. Ihr -«
    Die Tür des Wirtshauses flog auf, und er drehte den Kopf. Einer der Schüler, die ihnen bei ihrer Suche geholfen hatten, wurde kopfüber durch die Öffnung geschleudert und landete vor den Füßen von Bri Corvetts Pferd auf den Pflastersteinen. Taumelnd rappelte er sich hoch und keuchte: »Er ist drin.«
    »Rood?« rief Rendel.
    »Ja, Rood.« Mit der Zungenspitze leckte er sich über seine blutenden Lippen und fügte hinzu: »Das solltet Ihr sehen! Das ist fürchterlich.«
    Er stieß die Tür auf und stürzte sich wieder ins Gewühl. Blau, weiß und gold wirbelte es um einen flammendroten Mittelpunkt. Der Kapitän spähte beinahe sehnsüchtig in das Gewimmel. Rendel ließ ihr Gesicht in ihre Hände sinken. Dann glitt sie müde vom Pferd. Ein goldnes Gewand ohne seinen Besitzer flog über ihren Kopf hinweg und sank auf den Steinen zu einer goldnen Pfütze zusammen. Sie ging zur Tür. Das Lärmen im Wirtshaus übertönte den Protest des Kapitäns. Rood tauchte in seinem leuchtenden, zerfetzten Gewand aus dem wogenden Getümmel auf.
    Sein Gesicht sah nachdenklich aus, streng, trotz des Kratzers auf der einen Wange; so, als wäre er in stille Meditation versunken und tauschte nicht Faustschläge in einem öffentlichen Gasthaus aus. Staunend sahen sie, wie eine Gans, kopflos und schon gerupft, über seinen Kopf durch die Luft flatterte und gegen eine Mauer prallte. Dann rief sie ihn.
    Er hörte sie nicht. Eines seiner Knie lag im Kreuz eines Schülers, während er gleichzeitig einen kleinen, drahtigen Schüler in Weiß von sich abschüttelte und dem empörten Wirt in die Arme schleuderte. Ein kräftiger Schüler in Gold, einen Ausdruck harter Erbarmungslosigkeit auf dem Gesicht, packte Rood von hinten um den Hals und sagte höflich: »Herr, wollt Ihr endlich aufhören, bevor ich Euch auseinandernehme und Eure Knochen zähle?« Rood zwinkerte verwirrt, als er sich um den Hals gepackt fühlte, dann reagierte er ruckartig; der Schüler ließ ihn los und sackte langsam auf den nassen Boden, wo er nach Luft schnappend zusammengekrümmt sitzen blieb. Darauf folgte ein Sammelangriff von der kleinen Gruppe von Schülern, die mit Rendel gekommen waren. Rendel verlor Rood wieder aus den Augen; schließlich tauchte er neben ihr auf, hielt keuchend einen kraftstrotzenden Fischer in den Armen, der so massig und unerschütterlich wirkte wie der mächtige Weiße Stier von Aum. Roods Faust, die ihn irgendwo unter den Rippen traf, brachte ihn nicht einmal ins Schwanken. Rendel sah, wie er mit einer großen Pranke Roods Gewand am Hals
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