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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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sah es mehr nach einer Jagdgesellschaft als nach einer Suchaktion aus; alle waren ganz erpicht darauf, die Trophäe nach Hause zu bringen.« Seine Miene verriet Rendel, daß er und Mathom wieder gestritten hatten. Er hob den Kopf. »Du hast sie davonschwirren lassen wie einen Schwärm Vögel, dem man die Käfigtür aufgemacht hat. Du kannst deine eigenen Ritter wahrscheinlich besser beherrschen. Nie zuvor hab ich erlebt, daß eine Ratssitzung sich in ein solches Chaos auflöste, und du wolltest es so. Warum?«
    Rendel setzte sich neben Elieu nieder. Der gab ihr einen Becher Wein und ein Lächeln. Mathom stand; bei Duacs Worten machte er eine ungeduldige Handbewegung.
    »Könntest du dir denken, daß ich mir Sorgen machte?«
    »Du warst nicht überrascht, als du hörtest, daß sie fort ist. Du hast mir nicht befohlen, nach ihr zu suchen. Nein. Dir liegt weit mehr daran, mich nach Caithnard zu senden. Und was tust du inzwischen?«
    »Duac!« fuhr Mathom ihn gereizt an, und Duac fuhr auf seinem Stuhl zusammen. Der König richtete einen finsteren Blick auf Rendel. »Und ich habe dir gesagt, daß du dich nicht nach Hel wagen sollst. Dein Verhalten hatte auf Raiths Schweine und auf meinen Rat eine äußerst bemerkenswerte Wirkung.«
    »Verzeih mir. Aber ich habe dir gesagt, daß ich aus diesem Haus heraus muß.«
    »So unbedingt, daß du Hals über Kopf und ohne Begleitung nach Hel und wieder zurück reiten mußtest?«
    »Ja.«
    Sie hörte, wie er seufzte.
    »Wie kann ich meinem Land Gehorsam gebieten, wenn ich nicht einmal in meinem eigenen Haus das Heft in der Hand habe?«
    Die Frage war rein rhetorisch; er herrschte über sein Land und über sein Haus wie er wollte.
    In einem Ton verbissener, müder Geduld sagte Duac: »Wenn du dies eine Mal in deinem Leben versuchen wolltest, dich zu erklären, so würde das einiges ändern. Selbst ich werde dir gehorchen. Sage mir in einfachen, schlichten Worten, weshalb du es für erforderlich hältst, daß ich Rood nach Haus hole. Sag es mir, und ich gehe.«
    »Streitet ihr euch immer noch darum?« fragte Rendel. Neugierig sah sie ihren Vater an. »Warum soll Duac Rood nach Hause holen? Warum sagtest du, ich solle mich nicht nach Hel hineinwagen, obwohl du weißt, daß ich auf Raiths Land so sicher bin wie in meinem eigenen Garten?«
    »Entweder«, versetzte Mathom kurz, »du, Duac, holst Rood aus Caithnard nach Hause, oder ich sende ihm ein Schiff und einen simplen Befehl. Was, glaubst du wohl, würde er vorziehen?«
    »Aber warum -«
    »Soll er sich selbst den Kopf darüber zerbrechen. Er hat gelernt, Rätsel zu lösen, und daß wird ihm etwas zu tun geben.«
    Duac preßte seine Hände ineinander.
    »Also gut«, sagte er mühsam beherrscht. »Gut. Aber ich bin kein Rätselmeister und ich habe es gern, wenn man mir die Dinge erklärt. Solange du mir nicht erklärst, warum du den, der nach deinem Tod dein Landerbe sein wird, hierher zurückholen willst, werde ich, das schwöre ich bei Madirs Gebeinen, eher zusehen, wie die Geister von Hel über diese Schwelle reiten, als daß ich Rood nach Anuin zurückrufe.«
    Über Mathoms Gesicht zuckte eine Flamme reinen Zorns, die
    Rendel erschreckte. Duacs Züge verloren nichts von ihrer Entschlossenheit, doch sie sah, daß er krampfhaft schluckte. Da zog er die Hände auseinander und senkte sie, um den Rand des Tisches zu umfassen.
    »Du gehst aus An fort«, flüsterte er.
    In der Stille vernahm Rendel das ferne, gedämpfte Kreischen der Möwen. Sie spürte, wie etwas Hartes in ihr schmolz, ein Wort, das der lange Winter in ihr zurückgelassen hatte. Flüchtig trieb es ihr die Tränen in die Augen, so daß Mathom, als sie ihn anblickte, zu einem Schatten verschwamm.
    »Du willst zum Erlenstern-Berg. Um den Fürsten von Hed zu suchen. Bitte! Ich möchte mit dir gehen.«
    »Nein.« Doch die Stimme des Schattens war sanft.
    Elieu drehte den Kopf langsam von einer Seite zur ändern.
    »Mathom«, hauchte er, »das könnt ihr nicht. Jeder, der auch nur einen Funken Verstand hat, muß erkennen -«
    »- daß das, was er erwägt«, fiel ihm Duac ins Wort, »wohl kaum eine einfache Reise zum Erlenstern-Berg und zurück ist.« Er sprang auf, und sein Stuhl kratzte knirschend über die Steine. »Ist es so?«
    »Duac, zu einer Zeit, wo die Luft selbst ein einziges großes Ohr ist, will ich nicht meine Angelegenheiten in die Welt hinausposaunen.«
    »Ich bin nicht die Welt. Ich bin dein Landerbe. Nicht ein einziges Mal in deinem Leben warst du überrascht;
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