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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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nicht als Morgon den Kampf mit Peven gewann; nicht bei Elieus Nachricht vom Erwachen der Kinder der Erdherren. Du eilst mit deinen Gedanken voraus wie ein Schachspieler, aber ich glaube, nicht einmal du weißt genau, gegen wen du spielst. Wenn du lediglich zum Erlenstern-Berg reisen wolltest, würdest du nicht Rood holen lassen wollen. Du weißt nicht, wohin deine Reise dich führen wird, nicht wahr? Oder was du finden wirst. Oder wann du zurückkehren wirst. Und du weißt auch, daß es einen Aufruhr gäbe, der die Steine dieser Mauern erzittern lassen würde, wenn die Ritter der Drei Teile hier wären und dies alles hören würden. Du hast vor, zu gehen und mich ganz einfach diesem Aufruhr auszusetzen; du hast vor, den Frieden deines Landes für etwas zu opfern, das nicht deine Sache ist, sondern die des Landes Hed und des Erhabenen.«
    »Der Erhabene!« Ein harter, häßlicher Ton in der Stimme des Königs ließ den Namen beinahe fremd wirken. »Morgons eigne Leute wissen kaum, daß es jenseits von Hed eine Welt gibt, und hätte es nicht einen Zwischenfall gegeben, so würde ich mich fragen, ob der Erhabene überhaupt von der Existenz Morgons weiß.«
    »Das ist nicht deine Sache! Du bist dem Erhabenen für die Herrschaft über An verantwortlich, und wenn du die Zügel in den Drei Teilen locker läßt -«
    »Niemand braucht mich an meine Pflichten zu erinnern!«
    »Da stehst du und planst, An auf unbestimmte Zeit zu verlassen, und bringst es fertig, mir das zu sagen!«
    »Wäre es möglich, daß du mir vertraust, wenn ich zwei Dinge gegeneinander abwäge und feststelle, daß das eine schwerer wiegt als vorübergehende Verwirrung in An?«
    »Vorübergehende Verwirrung!« stieß Duac hervor. »Wenn du An auf zu lange Zeit verläßt, zu weit fortschweifst von ihm, dann wirst du dieses Land in ein Chaos stürzen. Wenn du jene Dinge, die in den Drei Teilen durch deinen Bann gefesselt sind, aus dem Griff läßt, wirst du erleben, wie die toten Könige von Hel und Aum Anuin belagern, und wie Peven selbst auf der Suche nach seiner Krone in diesen Saal wandern wird. Vorausgesetzt, du kehrst überhaupt zurück. Und wenn du, wie Morgon, für lange Zeit verschwindest, dann wird dieses Land in einen Strudel von Schrecken und Entsetzen hineingerissen werden.«
    »Es ist möglich«, gab Mathom zurück. »Bis zu diesem Tag mußte An in seiner langen Geschichte niemals gegen einen grimmigeren Herausforderer kämpfen als sich selbst. Es kann sich selbst überleben.«
    »Was kann ihm Schlimmeres geschehen als ein solches Chaos von Lebenden und Toten?« Duacs Stimme schwoll an, rannte in Zorn und Verzweiflung gegen die Unerbittlichkeit des Königs an. »Wie kannst du auch nur daran denken, dies deinem Land anzutun? Du hast nicht das Recht dazu! Und wenn du nicht vorsichtig bist, wirst du bald die Landherrschaft nicht mehr haben.«
    Elieu beugte sich vor und faßte ihn am Arm. Rendel sprang auf, suchte nach Worten, die beiden Männer zu beruhigen. Dann sah sie auf der Schwelle im Saal einen Fremdling, der bei Duacs Gebrüll abrupt stehengeblieben war. Er war jung, schlicht gekleidet in Schaffell und grobe Wolle. Staunend sah er sich in dem prächtigen Saal um, dann starrte er Rendel an, ohne sich dessen bewußt zu sein.
    Der stumme, furchtbare Schmerz in seinen Augen traf sie mitten ins Herz. Sie trat einen Schritt auf ihn zu und hatte dabei das Gefühl, als träte sie unwiderruflich aus der Welt des Vorhersehbaren heraus. Die Männer hatten aufgehört zu streiten, als sie ihr Gesicht sahen. Mathom drehte sich um.
    Der Fremdling trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen und räusperte sich.
    »Ich bin - mein Name ist Meister Cannon. Ich bestelle das Land des Fürsten von Hed. Ich habe eine Botschaft für den König von An von - vom Fürsten von Hed.«
    »Ich bin Mathom von An.«
    Rendel trat noch einen Schritt vor.
    »Und ich bin Rendel«, flüsterte sie, und tief in ihrer Kehle flatterte etwas wie ein eingesperrter Vogel. »Ist Morgon - wer ist der Fürst von Hed?«
    Sie hörte, daß Mathom einen unartikulierten Laut ausstieß. Meister Cannon sah sie einen Moment lang stumm an. Dann sagte er sehr sanft und leise: »Eliard.«
    In das Schweigen der Ungläubigkeit hinein warf der König wie einen Stein ein einziges Wort:
    »Wie?«
    »Keiner - keiner weiß es genau.« Der junge Mann brach ab, um zu schlucken. »Eliard weiß nur, daß Morgon vor fünf Tagen gestorben ist. Wir wissen nicht, wie oder wo, nur daß es unter sehr
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