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Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser

Titel: Erdzauber 02 - Die Erbin von Wasser
Autoren: Patricia A. McKillip
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einen Rand lassen, an dem du es festhalten kannst.«
    Rendel starrte auf das kleine Geflecht, sah es im Geiste wachsen und dann wieder klein werden. Sie streckte den Arm aus, um noch einige Grashalme zu pflücken, und als ihre Hand die Erde berührte, spürte sie das Beben von Hufschlag. Verwundert blickte sie zu den Bäumen hinüber.
    »Wer ist das? Ist Raith noch nicht nach Anuin aufgebrochen?«
    »Nein, er ist noch hier. Hast du das nicht -«
    Die Schweinehirtin brach ab, als Rendel mit einem kurzen Fluch aufsprang und gleichzeitig der Ritter von Hel und sein Gefolge auf die Lichtung ritten und die Schweine auseinandertrieben.
    Vor Rendel zügelte Raith sein Pferd; überrascht hielten auch seine Leute, in Blaßgrün und Schwarz, ihre Rösser an.
    Raiths goldblonde Brauen runzelten sich unwillig beim Anblick von Rendel, und er öffnete den Mund.
    »Du wirst zu spät zur Ratsversammlung kommen«, sagte Rendel rasch.
    »Ich mußte auf Elieu warten. Was, in Hels Namen, tust du hier, auf Strümpfen mitten unter meinen Schweinen? Wo ist deine Begleitung? Wo -«
    »Elieu!« rief Rendel einem braunbärtigen Mann zu, der vom Pferd stieg, und den sie zunächst für einen Fremden gehalten hatte. Sein strahlendes Lächeln, als sie ihm entgegenlief, machte ihn ihr wieder vertraut.
    »Hast du die Flöte bekommen, die ich dir geschickt habe?« fragte er, als sie seine Arme umfaßte.
    Sie nickte lachend. »Du hast sie gesandt? Hast du sie selbst gemacht? Sie ist so schön, daß sie mich erschreckte.«
    »Ich wollte dich überraschen -«
    »Ich hab’ dich mit dem Bart gar nicht erkannt. Seit drei Jahren bist du nicht mehr aus Isig herausgekommen; es ist allmählich Zeit, daß du -« Sie brach plötzlich ab, und ihre Finger faßten seine Arme fester. »Elieu, hast du Nachricht vom Fürsten von Hed?«
    »Es tut mir leid«, sagte er behutsam. »Keiner hat ihn gesehen. Ich bin von Kraal aus mit einem Handelsschiff gereist; fünfmal hat es unterwegs angelegt, und ich weiß schon längst nicht mehr, wie vielen Menschen ich das schon erzählen mußte. Ich habe allerdings eine Botschaft für deinen Vater.« Er lächelte wieder und berührte ihr Gesicht. »Du bist immer so schön. Wie An selbst. Aber was tust du hier mutterseelenallein unter Raiths Schweinen?«
    »Ich wollte mit seiner Schweinehirtin plaudern. Sie ist eine sehr kluge und interessante Frau.«
    »Tatsächlich?« Elieu musterte die Schweinehirtin, und die blickte zu ihren Füßen nieder.
    »Ich hätte gedacht«, bemerkte Raith grimmig, »daß du aus dem Alter heraus bist. Es war leichtsinnig von dir, allein von Anuin herüberzureiten. Es wundert mich, daß dein Vater - er weiß doch, wo du bist?«
    »Er hat es wahrscheinlich inzwischen genau erraten.«
    »Soll das heißen, daß du -«
    »Ach, Raith, wenn ich leichtsinnig sein will, dann ist das doch meine Sache.«
    »Und wie du aussiehst! Dein Haar ist so wirr, als hätten die Vögel darin genistet.«
    In einem Reflex hob sie die Hand, um es glatt zu streichen; dann ließ sie den Arm sinken.
    »Auch das«, erklärte sie frostig, »ist meine Sache.«
    »Es ist unter deiner Würde, dich mit meiner Schweinehirtin gemein zu machen, wie eine - wie irgendeine -«
    »Wir sind verwandt, Raith. Sie hat vielleicht ebensoviel Recht, sich am Hof von Anuin aufzuhalten, wie ich.«
    »Ich wußte gar nicht, daß ihr verwandt seid«, warf Elieu interessiert ein. »Wie?«
    »Durch Madir. Sie war eine vielbeschäftigte Frau.«
    Raith preßte die Lippen aufeinander und holte durch die Nase tief Atem.
    »Du brauchst dringend einen Ehemann«, verkündete er gewichtig.
    Er riß an seinen Zügeln und wendete sein Pferd; beim Anblick seines kerzengeraden, kräftigen Rückens und seiner herrischen Gesten berührte es Rendel mit Unbehagen. Sie spürte Elieus Hand auf ihrer Schulter.
    »Mach dir nichts daraus«, sagte er beruhigend. »Reitest du mit uns zurück? Ich würde dich gern auf der Flöte spielen hören.«
    »Gut.« Ihre Schultern fielen ein wenig herab. »Gut. Wenn du dabei bist. Aber berichte mir erst, was das für eine Botschaft ist, die du für meinen Vater hast.«
    »Oh.« Sie hörte plötzliche Ehrfurcht in seiner Stimme. »Es
    handelt sich um den Fürsten - um den Sternenträger.«
    Rendel schluckte. Als hätten selbst die Schweine den Namen erkannt, verstummte plötzlich ihr heftiges Schnauben und Grunzen. Die Schweinehirtin hob den Blick.
    »Also, was ist es?«
    »Bere, Danans Enkel, hat es mir erzählt. Du mußt doch die Geschichte
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